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Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 2. Erfurt, 1753.

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des Ortes und der Erde.
Nahrung suchen. Je tiefer man tinen sol-
chen Grund ausheben- und wenden lässet, je bes-
ser ist es den Bäumen; doch ist die angege-
bene Tiefe zu einer Baum-Schule hinlänglich
genug. Ob nun schon dieses einige Kosten ver-
ursachet, so findet sich hergegen der Nutzen ge-
doppelt. Eine solche umgewendete und unter
einander gemischte Erde, welche vorher ganz
unfruchtbar gewesen, wird hernachmalen durch
Regen, Schnee, Frost und Thau mürbe und ge-
schwängert, daß sie im folgenden Jahre mehr zu-
wege bringen kan, als ein anderer guter Grund,
welcher noch feste auf einander lieget. Nach
dieser geschehenen Wendung der Erde wird ein
solcher Ort mit einem Harken oder Rechen fein
gleich geebenet, und ein halb Jahr gelegener
und halb vermoderter Rinder-Mist darauf ge-
bracht, fein gleich ausgetheilet, und eingegraben.
Hierbey ist noch zu merken, daß man die Dün-
gung nicht erst eine Zeitlang liegen lassen dürfte;
denn sonst würde die Sonne und Luft die besten
salia und die wachsende Kraft aufziehen und hin-
weg nehmen. Dieses ist also die Zubereitung
der Erde zu einer Baum-Schule, die aber auch zu
anderen Gewächsen ungemein dienlich ist.

Was den Nutzen dieser Wendung belan-
get, können meine noch vor 30. und noch vor 4.
Jahren angelegten Weinberge, welche aus 5. Ae-
ckern bestehen, einen deutlichen Beweiß abge-
ben, zu welchen ich die Erde vorher wenden lassen.
Und dadurch ist geschehen, daß ich für andern

einen
B 2

des Ortes und der Erde.
Nahrung ſuchen. Je tiefer man tinen ſol-
chen Grund ausheben- und wenden laͤſſet, je beſ-
ſer iſt es den Baͤumen; doch iſt die angege-
bene Tiefe zu einer Baum-Schule hinlaͤnglich
genug. Ob nun ſchon dieſes einige Koſten ver-
urſachet, ſo findet ſich hergegen der Nutzen ge-
doppelt. Eine ſolche umgewendete und unter
einander gemiſchte Erde, welche vorher ganz
unfruchtbar geweſen, wird hernachmalen durch
Regen, Schnee, Froſt und Thau muͤrbe und ge-
ſchwaͤngert, daß ſie im folgenden Jahre mehr zu-
wege bringen kan, als ein anderer guter Grund,
welcher noch feſte auf einander lieget. Nach
dieſer geſchehenen Wendung der Erde wird ein
ſolcher Ort mit einem Harken oder Rechen fein
gleich geebenet, und ein halb Jahr gelegener
und halb vermoderter Rinder-Miſt darauf ge-
bracht, fein gleich ausgetheilet, und eingegraben.
Hierbey iſt noch zu merken, daß man die Duͤn-
gung nicht erſt eine Zeitlang liegen laſſen duͤrfte;
denn ſonſt wuͤrde die Sonne und Luft die beſten
ſalia und die wachſende Kraft aufziehen und hin-
weg nehmen. Dieſes iſt alſo die Zubereitung
der Erde zu einer Baum-Schule, die aber auch zu
anderen Gewaͤchſen ungemein dienlich iſt.

Was den Nutzen dieſer Wendung belan-
get, koͤnnen meine noch vor 30. und noch vor 4.
Jahren angelegten Weinberge, welche aus 5. Ae-
ckern beſtehen, einen deutlichen Beweiß abge-
ben, zu welchen ich die Erde vorher wenden laſſen.
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einen
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[19/0051] des Ortes und der Erde. Nahrung ſuchen. Je tiefer man tinen ſol- chen Grund ausheben- und wenden laͤſſet, je beſ- ſer iſt es den Baͤumen; doch iſt die angege- bene Tiefe zu einer Baum-Schule hinlaͤnglich genug. Ob nun ſchon dieſes einige Koſten ver- urſachet, ſo findet ſich hergegen der Nutzen ge- doppelt. Eine ſolche umgewendete und unter einander gemiſchte Erde, welche vorher ganz unfruchtbar geweſen, wird hernachmalen durch Regen, Schnee, Froſt und Thau muͤrbe und ge- ſchwaͤngert, daß ſie im folgenden Jahre mehr zu- wege bringen kan, als ein anderer guter Grund, welcher noch feſte auf einander lieget. Nach dieſer geſchehenen Wendung der Erde wird ein ſolcher Ort mit einem Harken oder Rechen fein gleich geebenet, und ein halb Jahr gelegener und halb vermoderter Rinder-Miſt darauf ge- bracht, fein gleich ausgetheilet, und eingegraben. Hierbey iſt noch zu merken, daß man die Duͤn- gung nicht erſt eine Zeitlang liegen laſſen duͤrfte; denn ſonſt wuͤrde die Sonne und Luft die beſten ſalia und die wachſende Kraft aufziehen und hin- weg nehmen. Dieſes iſt alſo die Zubereitung der Erde zu einer Baum-Schule, die aber auch zu anderen Gewaͤchſen ungemein dienlich iſt. Was den Nutzen dieſer Wendung belan- get, koͤnnen meine noch vor 30. und noch vor 4. Jahren angelegten Weinberge, welche aus 5. Ae- ckern beſtehen, einen deutlichen Beweiß abge- ben, zu welchen ich die Erde vorher wenden laſſen. Und dadurch iſt geſchehen, daß ich fuͤr andern einen B 2

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Zitationshilfe: Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 2. Erfurt, 1753, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz02_1753/51>, abgerufen am 24.11.2024.