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Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 2. Erfurt, 1753.

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12. Cap. Von Orangen-Bäumen.
wohl gezogene Orangerie überkommen. Denn
diese Bäume pflegen zum Theil mit ihren Zelken
so ordentlich zu wachsen, daß auf einer Seite zu
viel und auf der andern zu wenig hervor wächst,
welches denenselben einen Uebelstand verursachet.

2.) Geschiehet das Beschneideln am besten
im May bis zu Ende des Julii, wenn sie vorher
aus dem Winter-Behältniß heraus gebracht wor-
den und 8. bis 14. Tage in dem Garten gestanden
haben. Denn wenn dieses zeitig geschiehet, so
kan der Saft den Sommer hindurch wiederum
über die gemachten Schnitte überlaufen. Ob
nun gleich andere angeben, daß das Beschneiden
im Herbst auch zu der Zeit, ehe man die Bäume
in das Winter-Haus brächte, geschehen solte, so
kan ich doch die Ursache nicht finden, warum es
nützlich seyn könnte, indem die Schnitte nimmer-
mehr den Winter über zuwachsen, sondern es wird
vielmehr ein solcher Ort schimlich und schwarz.

3.) Sol man dahin sehen, daß allen Bäu-
men, sie mögen gros oder mittelmäßig seyn, eine
runde und zierliche Krone durch das Beschneiden
zuwege gebracht werde.

4.) Sind die Zelken in der Krone inwen-
dig zu dicke und verwirrt in einander gewachsen,
so müssen die unordentlichen zum Theil hinweg
geschaft werden, damit sie Luft bekommen und die
Sonne geniessen können. Doch darf man sie
durchaus nicht so sehr verschneiden, daß ihre Kro-
nen offen und durchsichtig werden, welches eben-
fals gefehlt wäre. Man muß der Sache weder

zu
O 4

12. Cap. Von Orangen-Baͤumen.
wohl gezogene Orangerie uͤberkommen. Denn
dieſe Baͤume pflegen zum Theil mit ihren Zelken
ſo ordentlich zu wachſen, daß auf einer Seite zu
viel und auf der andern zu wenig hervor waͤchſt,
welches denenſelben einen Uebelſtand verurſachet.

2.) Geſchiehet das Beſchneideln am beſten
im May bis zu Ende des Julii, wenn ſie vorher
aus dem Winter-Behaͤltniß heraus gebracht wor-
den und 8. bis 14. Tage in dem Garten geſtanden
haben. Denn wenn dieſes zeitig geſchiehet, ſo
kan der Saft den Sommer hindurch wiederum
uͤber die gemachten Schnitte uͤberlaufen. Ob
nun gleich andere angeben, daß das Beſchneiden
im Herbſt auch zu der Zeit, ehe man die Baͤume
in das Winter-Haus braͤchte, geſchehen ſolte, ſo
kan ich doch die Urſache nicht finden, warum es
nuͤtzlich ſeyn koͤnnte, indem die Schnitte nimmer-
mehr den Winter uͤber zuwachſen, ſondern es wird
vielmehr ein ſolcher Ort ſchimlich und ſchwarz.

3.) Sol man dahin ſehen, daß allen Baͤu-
men, ſie moͤgen gros oder mittelmaͤßig ſeyn, eine
runde und zierliche Krone durch das Beſchneiden
zuwege gebracht werde.

4.) Sind die Zelken in der Krone inwen-
dig zu dicke und verwirrt in einander gewachſen,
ſo muͤſſen die unordentlichen zum Theil hinweg
geſchaft werden, damit ſie Luft bekommen und die
Sonne genieſſen koͤnnen. Doch darf man ſie
durchaus nicht ſo ſehr verſchneiden, daß ihre Kro-
nen offen und durchſichtig werden, welches eben-
fals gefehlt waͤre. Man muß der Sache weder

zu
O 4
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[215/0247] 12. Cap. Von Orangen-Baͤumen. wohl gezogene Orangerie uͤberkommen. Denn dieſe Baͤume pflegen zum Theil mit ihren Zelken ſo ordentlich zu wachſen, daß auf einer Seite zu viel und auf der andern zu wenig hervor waͤchſt, welches denenſelben einen Uebelſtand verurſachet. 2.) Geſchiehet das Beſchneideln am beſten im May bis zu Ende des Julii, wenn ſie vorher aus dem Winter-Behaͤltniß heraus gebracht wor- den und 8. bis 14. Tage in dem Garten geſtanden haben. Denn wenn dieſes zeitig geſchiehet, ſo kan der Saft den Sommer hindurch wiederum uͤber die gemachten Schnitte uͤberlaufen. Ob nun gleich andere angeben, daß das Beſchneiden im Herbſt auch zu der Zeit, ehe man die Baͤume in das Winter-Haus braͤchte, geſchehen ſolte, ſo kan ich doch die Urſache nicht finden, warum es nuͤtzlich ſeyn koͤnnte, indem die Schnitte nimmer- mehr den Winter uͤber zuwachſen, ſondern es wird vielmehr ein ſolcher Ort ſchimlich und ſchwarz. 3.) Sol man dahin ſehen, daß allen Baͤu- men, ſie moͤgen gros oder mittelmaͤßig ſeyn, eine runde und zierliche Krone durch das Beſchneiden zuwege gebracht werde. 4.) Sind die Zelken in der Krone inwen- dig zu dicke und verwirrt in einander gewachſen, ſo muͤſſen die unordentlichen zum Theil hinweg geſchaft werden, damit ſie Luft bekommen und die Sonne genieſſen koͤnnen. Doch darf man ſie durchaus nicht ſo ſehr verſchneiden, daß ihre Kro- nen offen und durchſichtig werden, welches eben- fals gefehlt waͤre. Man muß der Sache weder zu O 4

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Zitationshilfe: Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 2. Erfurt, 1753, S. 215. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz02_1753/247>, abgerufen am 27.11.2024.