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Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 2. Erfurt, 1753.

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11. Cap. Von Spalieren
lockt, daß hernachmalen dieselben durch einen klei-
nen Reif und Frost mehrentheils alle zu Grunde
gegangen sind, und dieses ist mir auch mit den Kir-
schen wiederfahren. Es melden einige in ihren
Büchern, wenn die Apricosen und Pfirschen im
Frühjahre gar zu bald anfiengen zu blühen, und
man Nacht-Fröste zu besorgen hätte, solte man sie
des Nachts verwahren, und Strohdecken oder
Matten vor dieselben hängen lassen. Diesem
Rath habe ich einigemal gefolget; allein ich ha-
be mit Schaden erfahren, daß diejenigen Bäu-
me, welche zugedeckt worden, nicht die geringste
Früchte behalten, hingegen von denenjenigen, wel-
che ich der gütigen Natur und Witterung überlas-
sen, habe ich genugsame Früchte erhalten. Und also
ist es viel besser, man unterlasse dergleichen Bede-
ckung und erwarte der Zeit, bis die angenemen
Sonnen-Strahlen den Frost wiederum heraus
ziehen. Gegen Morgen und Abend können alle
Sorten an das Spalier gebracht werden. Z. E.
Apricosen, Mandeln, Pfirschen, Pflaumen, aller-
hand Birn, und die grosse Mispel, von welcher
man auch verdeckte Gänge anlegen kan, obgleich
andere es verneinen wollen, genug daß ich hiervon
überzeugende Proben habe. Auch die May-Kir-
schen und verschiedene andere Arten sind hierzu
ebenfals dienlich. Die andern Sorten der Kirsch-
Bäume, welche nach Art der Herz-Kirschen ihre
Früchte bringen, und die Aepfel-Arten leiden das
Anbinden nicht gerne, bringen auch an den Spa-
lieren wenige Früchte, sondern schicken sich wie

gedacht

11. Cap. Von Spalieren
lockt, daß hernachmalen dieſelben durch einen klei-
nen Reif und Froſt mehrentheils alle zu Grunde
gegangen ſind, und dieſes iſt mir auch mit den Kir-
ſchen wiederfahren. Es melden einige in ihren
Buͤchern, wenn die Apricoſen und Pfirſchen im
Fruͤhjahre gar zu bald anfiengen zu bluͤhen, und
man Nacht-Froͤſte zu beſorgen haͤtte, ſolte man ſie
des Nachts verwahren, und Strohdecken oder
Matten vor dieſelben haͤngen laſſen. Dieſem
Rath habe ich einigemal gefolget; allein ich ha-
be mit Schaden erfahren, daß diejenigen Baͤu-
me, welche zugedeckt worden, nicht die geringſte
Fruͤchte behalten, hingegen von denenjenigen, wel-
che ich der guͤtigen Natur und Witterung uͤberlaſ-
ſen, habe ich genugſame Fruͤchte erhalten. Und alſo
iſt es viel beſſer, man unterlaſſe dergleichen Bede-
ckung und erwarte der Zeit, bis die angenemen
Sonnen-Strahlen den Froſt wiederum heraus
ziehen. Gegen Morgen und Abend koͤnnen alle
Sorten an das Spalier gebracht werden. Z. E.
Apricoſen, Mandeln, Pfirſchen, Pflaumen, aller-
hand Birn, und die groſſe Miſpel, von welcher
man auch verdeckte Gaͤnge anlegen kan, obgleich
andere es verneinen wollen, genug daß ich hiervon
uͤberzeugende Proben habe. Auch die May-Kir-
ſchen und verſchiedene andere Arten ſind hierzu
ebenfals dienlich. Die andern Sorten der Kirſch-
Baͤume, welche nach Art der Herz-Kirſchen ihre
Fruͤchte bringen, und die Aepfel-Arten leiden das
Anbinden nicht gerne, bringen auch an den Spa-
lieren wenige Fruͤchte, ſondern ſchicken ſich wie

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[174/0206] 11. Cap. Von Spalieren lockt, daß hernachmalen dieſelben durch einen klei- nen Reif und Froſt mehrentheils alle zu Grunde gegangen ſind, und dieſes iſt mir auch mit den Kir- ſchen wiederfahren. Es melden einige in ihren Buͤchern, wenn die Apricoſen und Pfirſchen im Fruͤhjahre gar zu bald anfiengen zu bluͤhen, und man Nacht-Froͤſte zu beſorgen haͤtte, ſolte man ſie des Nachts verwahren, und Strohdecken oder Matten vor dieſelben haͤngen laſſen. Dieſem Rath habe ich einigemal gefolget; allein ich ha- be mit Schaden erfahren, daß diejenigen Baͤu- me, welche zugedeckt worden, nicht die geringſte Fruͤchte behalten, hingegen von denenjenigen, wel- che ich der guͤtigen Natur und Witterung uͤberlaſ- ſen, habe ich genugſame Fruͤchte erhalten. Und alſo iſt es viel beſſer, man unterlaſſe dergleichen Bede- ckung und erwarte der Zeit, bis die angenemen Sonnen-Strahlen den Froſt wiederum heraus ziehen. Gegen Morgen und Abend koͤnnen alle Sorten an das Spalier gebracht werden. Z. E. Apricoſen, Mandeln, Pfirſchen, Pflaumen, aller- hand Birn, und die groſſe Miſpel, von welcher man auch verdeckte Gaͤnge anlegen kan, obgleich andere es verneinen wollen, genug daß ich hiervon uͤberzeugende Proben habe. Auch die May-Kir- ſchen und verſchiedene andere Arten ſind hierzu ebenfals dienlich. Die andern Sorten der Kirſch- Baͤume, welche nach Art der Herz-Kirſchen ihre Fruͤchte bringen, und die Aepfel-Arten leiden das Anbinden nicht gerne, bringen auch an den Spa- lieren wenige Fruͤchte, ſondern ſchicken ſich wie gedacht

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Zitationshilfe: Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 2. Erfurt, 1753, S. 174. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz02_1753/206>, abgerufen am 25.11.2024.