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Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 2. Erfurt, 1753.

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und Zwerg-Bäumen.
Sonne am ersten und meisten geniesset. Wie
lange aber eine jede Lage die Sonne den Tag
über habe, läst sich nicht so genau bestimmen.
Denn es komt hier gar viel auf die Grösse und
freye Lage des Gartens, auf die Höhe der Man-
ren und auf die Jahres-Zeit an, welche Umstände
hierinnen eine Veränderung verursachen.

§. 4.

Von diesen vier Lagen wil ich nach meinerWas vor
Sorten sich
zu jeder Lage
am besten
schicken.

Erfahrung allhier kürzlich anzeigen, welche Bäu-
me an jeder Lage am besten gut thun. Jch habe
nemlich bey meinem Spaliere gefunden, daß an
der Mittags-Lage, wo die Sonne den ganzen Tag
ihren Wiederschein hat, am allerbesten allerhand
frühzeitige Weinstöcke 6 Schuh weit von einan-
der zu verpflanzen sind. Jngleichen Feigen-Bäu-
me, welche im Frühjahre gleich den Weinstöcken,
wenn keine Fröste mehr zu besorgen sind, aus der
Erde aufgezogen und an die Geländer angebun-
den werden könne. Die Feigenbaum-Büsche
werden zur Herbst-Zeit mit dicken Stroh verbun-
den, und in eine darneben gemachte Grube gebo-
gen und eingelegt, wenn vorhero die Wurzeln auf
einer Seite losgegraben worden, damit sie desto
leichter können niedergeleget werden. Man leget
Breter und Steine darauf, und scharret zu bey-
den Seiten etwas Erde an das Stroh. An die-
ser Lage habe ich auch Apricosen und Pfirsig-
Bäume anlegen lassen, allein ich habe angemerkt,
daß die Sonne wegen ihrer Wärme, die Blüten
und Knospen im Früjahre gar zu bald heraus ge-

lockt,

und Zwerg-Baͤumen.
Sonne am erſten und meiſten genieſſet. Wie
lange aber eine jede Lage die Sonne den Tag
uͤber habe, laͤſt ſich nicht ſo genau beſtimmen.
Denn es komt hier gar viel auf die Groͤſſe und
freye Lage des Gartens, auf die Hoͤhe der Man-
ren und auf die Jahres-Zeit an, welche Umſtaͤnde
hierinnen eine Veraͤnderung verurſachen.

§. 4.

Von dieſen vier Lagen wil ich nach meinerWas vor
Sorten ſich
zu jeder Lage
am beſten
ſchicken.

Erfahrung allhier kuͤrzlich anzeigen, welche Baͤu-
me an jeder Lage am beſten gut thun. Jch habe
nemlich bey meinem Spaliere gefunden, daß an
der Mittags-Lage, wo die Sonne den ganzen Tag
ihren Wiederſchein hat, am allerbeſten allerhand
fruͤhzeitige Weinſtoͤcke 6 Schuh weit von einan-
der zu verpflanzen ſind. Jngleichen Feigen-Baͤu-
me, welche im Fruͤhjahre gleich den Weinſtoͤcken,
wenn keine Froͤſte mehr zu beſorgen ſind, aus der
Erde aufgezogen und an die Gelaͤnder angebun-
den werden koͤnne. Die Feigenbaum-Buͤſche
werden zur Herbſt-Zeit mit dicken Stroh verbun-
den, und in eine darneben gemachte Grube gebo-
gen und eingelegt, wenn vorhero die Wurzeln auf
einer Seite losgegraben worden, damit ſie deſto
leichter koͤnnen niedergeleget werden. Man leget
Breter und Steine darauf, und ſcharret zu bey-
den Seiten etwas Erde an das Stroh. An die-
ſer Lage habe ich auch Apricoſen und Pfirſig-
Baͤume anlegen laſſen, allein ich habe angemerkt,
daß die Sonne wegen ihrer Waͤrme, die Bluͤten
und Knoſpen im Fruͤjahre gar zu bald heraus ge-

lockt,
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[173/0205] und Zwerg-Baͤumen. Sonne am erſten und meiſten genieſſet. Wie lange aber eine jede Lage die Sonne den Tag uͤber habe, laͤſt ſich nicht ſo genau beſtimmen. Denn es komt hier gar viel auf die Groͤſſe und freye Lage des Gartens, auf die Hoͤhe der Man- ren und auf die Jahres-Zeit an, welche Umſtaͤnde hierinnen eine Veraͤnderung verurſachen. §. 4. Von dieſen vier Lagen wil ich nach meiner Erfahrung allhier kuͤrzlich anzeigen, welche Baͤu- me an jeder Lage am beſten gut thun. Jch habe nemlich bey meinem Spaliere gefunden, daß an der Mittags-Lage, wo die Sonne den ganzen Tag ihren Wiederſchein hat, am allerbeſten allerhand fruͤhzeitige Weinſtoͤcke 6 Schuh weit von einan- der zu verpflanzen ſind. Jngleichen Feigen-Baͤu- me, welche im Fruͤhjahre gleich den Weinſtoͤcken, wenn keine Froͤſte mehr zu beſorgen ſind, aus der Erde aufgezogen und an die Gelaͤnder angebun- den werden koͤnne. Die Feigenbaum-Buͤſche werden zur Herbſt-Zeit mit dicken Stroh verbun- den, und in eine darneben gemachte Grube gebo- gen und eingelegt, wenn vorhero die Wurzeln auf einer Seite losgegraben worden, damit ſie deſto leichter koͤnnen niedergeleget werden. Man leget Breter und Steine darauf, und ſcharret zu bey- den Seiten etwas Erde an das Stroh. An die- ſer Lage habe ich auch Apricoſen und Pfirſig- Baͤume anlegen laſſen, allein ich habe angemerkt, daß die Sonne wegen ihrer Waͤrme, die Bluͤten und Knoſpen im Fruͤjahre gar zu bald heraus ge- lockt, Was vor Sorten ſich zu jeder Lage am beſten ſchicken.

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Zitationshilfe: Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 2. Erfurt, 1753, S. 173. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz02_1753/205>, abgerufen am 23.11.2024.