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Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 2. Erfurt, 1753.

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der Steinobst-Bäume.
von den Bäumen die Nebenschosse abnimt, und
in die Baum-Schule setzet, alda fein ausschneidelt
und an die Pfähle bindet. Wenn sie solchergestalt
ihre Grösse und Stärcke erreichet haben, werden
sie heraus gehoben, und an die Orte verpflanzet, wo
man sie hin haben wil. Sie nehmen alsdenn mit
allerhand Erdreich vorlieb, nur können sie keinen
nassen und sumpfigten Boden leiden, alwo sie ab-
sterben, und je wärmer der Grund und je sicherer
der Ort, wo sie stehen, vor den kalten Lüften ist, de-
sto besser gedeyen sie. Es pfleget aber unterwei-
len zu geschehen, daß die alten und grossen Bäume
selten Nebenschosse hervor bringen wollen. Wenn
man nun dergleichen zur Vermehrung verlanget,
so hacket oder säget man einen alten Stam, jedoch
daß er einen Schuh hoch über der Erden hervor
stehet, ab, sodann wird er im folgenden Jahre ge-
nugsame Reiser hervorbringen. Solten nun die-
se in einem Jahr bey dem Aufreimen der Erde kei-
ne Wurzeln angesetzet haben, so bringet man einen
Hügel gute Erde daran, worinnen sie in nachfol-
genden Jahren gewis Wurzeln bekommen werden.
Es musten meine Gärtner vor einigen Jahren nur
um der Vermehrung willen im Herbst einen sol-
chen Baum absägen. So bald als dieses gesche-
hen war, so gab er viele Feuchtigkeit und Wasser
von sich, welches andere Bäume, wenn man sie
zur Herbst-Zeit beschneidelt, nicht zu thun pflegen.
Es erhellt hieraus, daß es mit diesen Bäumen ganz
eine andre Beschaffenheit haben müsse, als mit vie-
len andern, weil ihre Blätter und Triebe am al-

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K 3

der Steinobſt-Baͤume.
von den Baͤumen die Nebenſchoſſe abnimt, und
in die Baum-Schule ſetzet, alda fein ausſchneidelt
und an die Pfaͤhle bindet. Wenn ſie ſolchergeſtalt
ihre Groͤſſe und Staͤrcke erreichet haben, werden
ſie heraus gehoben, und an die Orte verpflanzet, wo
man ſie hin haben wil. Sie nehmen alsdenn mit
allerhand Erdreich vorlieb, nur koͤnnen ſie keinen
naſſen und ſumpfigten Boden leiden, alwo ſie ab-
ſterben, und je waͤrmer der Grund und je ſicherer
der Ort, wo ſie ſtehen, vor den kalten Luͤften iſt, de-
ſto beſſer gedeyen ſie. Es pfleget aber unterwei-
len zu geſchehen, daß die alten und groſſen Baͤume
ſelten Nebenſchoſſe hervor bringen wollen. Wenn
man nun dergleichen zur Vermehrung verlanget,
ſo hacket oder ſaͤget man einen alten Stam, jedoch
daß er einen Schuh hoch uͤber der Erden hervor
ſtehet, ab, ſodann wird er im folgenden Jahre ge-
nugſame Reiſer hervorbringen. Solten nun die-
ſe in einem Jahr bey dem Aufreimen der Erde kei-
ne Wurzeln angeſetzet haben, ſo bringet man einen
Huͤgel gute Erde daran, worinnen ſie in nachfol-
genden Jahren gewis Wurzeln bekommen werden.
Es muſten meine Gaͤrtner vor einigen Jahren nur
um der Vermehrung willen im Herbſt einen ſol-
chen Baum abſaͤgen. So bald als dieſes geſche-
hen war, ſo gab er viele Feuchtigkeit und Waſſer
von ſich, welches andere Baͤume, wenn man ſie
zur Herbſt-Zeit beſchneidelt, nicht zu thun pflegen.
Es erhellt hieraus, daß es mit dieſen Baͤumen ganz
eine andre Beſchaffenheit haben muͤſſe, als mit vie-
len andern, weil ihre Blaͤtter und Triebe am al-

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[149/0181] der Steinobſt-Baͤume. von den Baͤumen die Nebenſchoſſe abnimt, und in die Baum-Schule ſetzet, alda fein ausſchneidelt und an die Pfaͤhle bindet. Wenn ſie ſolchergeſtalt ihre Groͤſſe und Staͤrcke erreichet haben, werden ſie heraus gehoben, und an die Orte verpflanzet, wo man ſie hin haben wil. Sie nehmen alsdenn mit allerhand Erdreich vorlieb, nur koͤnnen ſie keinen naſſen und ſumpfigten Boden leiden, alwo ſie ab- ſterben, und je waͤrmer der Grund und je ſicherer der Ort, wo ſie ſtehen, vor den kalten Luͤften iſt, de- ſto beſſer gedeyen ſie. Es pfleget aber unterwei- len zu geſchehen, daß die alten und groſſen Baͤume ſelten Nebenſchoſſe hervor bringen wollen. Wenn man nun dergleichen zur Vermehrung verlanget, ſo hacket oder ſaͤget man einen alten Stam, jedoch daß er einen Schuh hoch uͤber der Erden hervor ſtehet, ab, ſodann wird er im folgenden Jahre ge- nugſame Reiſer hervorbringen. Solten nun die- ſe in einem Jahr bey dem Aufreimen der Erde kei- ne Wurzeln angeſetzet haben, ſo bringet man einen Huͤgel gute Erde daran, worinnen ſie in nachfol- genden Jahren gewis Wurzeln bekommen werden. Es muſten meine Gaͤrtner vor einigen Jahren nur um der Vermehrung willen im Herbſt einen ſol- chen Baum abſaͤgen. So bald als dieſes geſche- hen war, ſo gab er viele Feuchtigkeit und Waſſer von ſich, welches andere Baͤume, wenn man ſie zur Herbſt-Zeit beſchneidelt, nicht zu thun pflegen. Es erhellt hieraus, daß es mit dieſen Baͤumen ganz eine andre Beſchaffenheit haben muͤſſe, als mit vie- len andern, weil ihre Blaͤtter und Triebe am al- ler- K 3

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Zitationshilfe: Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 2. Erfurt, 1753, S. 149. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz02_1753/181>, abgerufen am 22.11.2024.