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Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 2. Erfurt, 1753.

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der Steinobst-Bäume.
ganz redlich beschrieben wird, so wil ich doch aus ei-
gener Erfahrung eines und das andere bemerken:
Erstlich ist zu merken wie man den Samen über-
kommen sol. Die mehresten geben vor, man solte
denselben aus Jtalien verschreiben; allein derglei-
chen Weitläuftigkeit hat man nicht nöthig, es wä-
re denn, daß man gar keine fruchttragen de Bäu-
me im Lande hätte, alsdenn würde man freylich
genöthiget, sich dahin zu wenden. Allein man
hat nunmehro an vielen Orten solche Bäume in
Deutschland entweder selbst, oder in der Nach-
barschaft, es sey von den weisen oder schwarzen, und
von denselben kan man hinlängliche Kern erhal-
ten. Wenn die reifen Beere abgenommen wor-
den, so werden sie in eine Schüssel gethan, und
mit den Händen zerdruckt und zerrieben. Jst
dieses verrichtet, so giesset man reines Wasser dar-
über, und zerreibet abermal solche darinnen, bis
sich das Fleisch von den Samen-Körnern recht
abgesondert. Das Wasser giesset man alsdenn
sachte ab und schüttet abermal reines Wasser dar-
über, und dieses wiederholet man so lange, bis
das Wasser klar und helle bleibet, alsdenn wird
der Samen unten auf den Boden der Schüssel
liegen bleiben. Man breitet solchen hierauf an
einen lüftigen Ort auf ein Bret, doch so, daß die
Sonne nicht darauf scheinen kan. Des andern
und folgenden Tages darauf muß man solchen mit
der Hand umwenden, bis er recht trocken und dür-
re geworden. Wolte man solchen Samen, ehe
er recht abgetrocknet, säen, so würde er gewiß vert

fau-
K 2

der Steinobſt-Baͤume.
ganz redlich beſchrieben wird, ſo wil ich doch aus ei-
gener Erfahrung eines und das andere bemerken:
Erſtlich iſt zu merken wie man den Samen uͤber-
kommen ſol. Die mehreſten geben vor, man ſolte
denſelben aus Jtalien verſchreiben; allein derglei-
chen Weitlaͤuftigkeit hat man nicht noͤthig, es waͤ-
re denn, daß man gar keine fruchttragen de Baͤu-
me im Lande haͤtte, alsdenn wuͤrde man freylich
genoͤthiget, ſich dahin zu wenden. Allein man
hat nunmehro an vielen Orten ſolche Baͤume in
Deutſchland entweder ſelbſt, oder in der Nach-
barſchaft, es ſey von den weiſen oder ſchwarzen, und
von denſelben kan man hinlaͤngliche Kern erhal-
ten. Wenn die reifen Beere abgenommen wor-
den, ſo werden ſie in eine Schuͤſſel gethan, und
mit den Haͤnden zerdruckt und zerrieben. Jſt
dieſes verrichtet, ſo gieſſet man reines Waſſer dar-
uͤber, und zerreibet abermal ſolche darinnen, bis
ſich das Fleiſch von den Samen-Koͤrnern recht
abgeſondert. Das Waſſer gieſſet man alsdenn
ſachte ab und ſchuͤttet abermal reines Waſſer dar-
uͤber, und dieſes wiederholet man ſo lange, bis
das Waſſer klar und helle bleibet, alsdenn wird
der Samen unten auf den Boden der Schuͤſſel
liegen bleiben. Man breitet ſolchen hierauf an
einen luͤftigen Ort auf ein Bret, doch ſo, daß die
Sonne nicht darauf ſcheinen kan. Des andern
und folgenden Tages darauf muß man ſolchen mit
der Hand umwenden, bis er recht trocken und duͤr-
re geworden. Wolte man ſolchen Samen, ehe
er recht abgetrocknet, ſaͤen, ſo wuͤrde er gewiß vert

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[147/0179] der Steinobſt-Baͤume. ganz redlich beſchrieben wird, ſo wil ich doch aus ei- gener Erfahrung eines und das andere bemerken: Erſtlich iſt zu merken wie man den Samen uͤber- kommen ſol. Die mehreſten geben vor, man ſolte denſelben aus Jtalien verſchreiben; allein derglei- chen Weitlaͤuftigkeit hat man nicht noͤthig, es waͤ- re denn, daß man gar keine fruchttragen de Baͤu- me im Lande haͤtte, alsdenn wuͤrde man freylich genoͤthiget, ſich dahin zu wenden. Allein man hat nunmehro an vielen Orten ſolche Baͤume in Deutſchland entweder ſelbſt, oder in der Nach- barſchaft, es ſey von den weiſen oder ſchwarzen, und von denſelben kan man hinlaͤngliche Kern erhal- ten. Wenn die reifen Beere abgenommen wor- den, ſo werden ſie in eine Schuͤſſel gethan, und mit den Haͤnden zerdruckt und zerrieben. Jſt dieſes verrichtet, ſo gieſſet man reines Waſſer dar- uͤber, und zerreibet abermal ſolche darinnen, bis ſich das Fleiſch von den Samen-Koͤrnern recht abgeſondert. Das Waſſer gieſſet man alsdenn ſachte ab und ſchuͤttet abermal reines Waſſer dar- uͤber, und dieſes wiederholet man ſo lange, bis das Waſſer klar und helle bleibet, alsdenn wird der Samen unten auf den Boden der Schuͤſſel liegen bleiben. Man breitet ſolchen hierauf an einen luͤftigen Ort auf ein Bret, doch ſo, daß die Sonne nicht darauf ſcheinen kan. Des andern und folgenden Tages darauf muß man ſolchen mit der Hand umwenden, bis er recht trocken und duͤr- re geworden. Wolte man ſolchen Samen, ehe er recht abgetrocknet, ſaͤen, ſo wuͤrde er gewiß vert fau- K 2

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Zitationshilfe: Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 2. Erfurt, 1753, S. 147. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz02_1753/179>, abgerufen am 24.11.2024.