Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 2. Erfurt, 1753.der Steinobst-Bäume. rasus sylvestris samlet, und zur gehörigen Zeitim Herbst stecket, welche aber zwey Jahr in der Erde liegen bleiben, ehe sie hervor stechen, und doch bleiben viele zurücke; weshalber man sie recht dicke an einander stecken muß. Das Beet, worauf diese Kern gebracht worden, muß im ersten Jahre von allem Unkraute reine gehal- ten werden. Sind nun die Stämlein im zwey- ten Jahre aufgegangen und in etwas erwachsen, muß man sie fein fleißig in die Höhe schneideln, und wenn sie hoch genug erwachsen sind, so kön- nen allerhand Kirschen darauf oculiret werden. Mit dem Pfropfen in die Schale ist es etwas gefährlich, denn wenn das aufgesetzte Reis nicht bekleibet, so kan der Stam gar leicht verderben. Die Kirschen, welche in den Spalt gepfropfet wer- den, wachsen schnel und freudig, und gewinnen eine solche Höhe und Stärke als andere grosse Bäume. Es wird wohl keine Sorte unserer Erfurti- Frem-
der Steinobſt-Baͤume. raſus ſylveſtris ſamlet, und zur gehoͤrigen Zeitim Herbſt ſtecket, welche aber zwey Jahr in der Erde liegen bleiben, ehe ſie hervor ſtechen, und doch bleiben viele zuruͤcke; weshalber man ſie recht dicke an einander ſtecken muß. Das Beet, worauf dieſe Kern gebracht worden, muß im erſten Jahre von allem Unkraute reine gehal- ten werden. Sind nun die Staͤmlein im zwey- ten Jahre aufgegangen und in etwas erwachſen, muß man ſie fein fleißig in die Hoͤhe ſchneideln, und wenn ſie hoch genug erwachſen ſind, ſo koͤn- nen allerhand Kirſchen darauf oculiret werden. Mit dem Pfropfen in die Schale iſt es etwas gefaͤhrlich, denn wenn das aufgeſetzte Reis nicht bekleibet, ſo kan der Stam gar leicht verderben. Die Kirſchen, welche in den Spalt gepfropfet wer- den, wachſen ſchnel und freudig, und gewinnen eine ſolche Hoͤhe und Staͤrke als andere groſſe Baͤume. Es wird wohl keine Sorte unſerer Erfurti- Frem-
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der Steinobſt-Baͤume.
raſus ſylveſtris ſamlet, und zur gehoͤrigen Zeit
im Herbſt ſtecket, welche aber zwey Jahr in der
Erde liegen bleiben, ehe ſie hervor ſtechen, und
doch bleiben viele zuruͤcke; weshalber man ſie
recht dicke an einander ſtecken muß. Das
Beet, worauf dieſe Kern gebracht worden, muß
im erſten Jahre von allem Unkraute reine gehal-
ten werden. Sind nun die Staͤmlein im zwey-
ten Jahre aufgegangen und in etwas erwachſen,
muß man ſie fein fleißig in die Hoͤhe ſchneideln,
und wenn ſie hoch genug erwachſen ſind, ſo koͤn-
nen allerhand Kirſchen darauf oculiret werden.
Mit dem Pfropfen in die Schale iſt es etwas
gefaͤhrlich, denn wenn das aufgeſetzte Reis nicht
bekleibet, ſo kan der Stam gar leicht verderben.
Die Kirſchen, welche in den Spalt gepfropfet wer-
den, wachſen ſchnel und freudig, und gewinnen
eine ſolche Hoͤhe und Staͤrke als andere groſſe
Baͤume.
Es wird wohl keine Sorte unſerer Erfurti-
ſchen Auguſt-Kirſche, wegen des Geſchmackes und
fleiſchichten Weſens den Vorzug nehmen. Denn
hierbey iſt nicht die Groͤſſe und das Anſehen zu
betrachten, ſondern ihre Annehmlichkeit. Sie
ſind eben von dem Anſehen und von der Groͤſſe
wie die Weichſel-Kirſchen. Man hat bey ihrer
Erziehung weiter nichts zu beobachten, als daß ſie
von ihren Nebenſchoſſen fleißig ausgeſchneidelt
werden. Es ſind hieſige Leute, welche dergleichen
Kirſch-Baͤume haben, zum Theil ſo ſchlim und
betruͤgeriſch, daß man von ihnen keine wahrhafte
Auguſtkirſch-Staͤmme bekommen kan, und wenn
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