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Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 2. Erfurt, 1753.

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9. Cap. Von der Wartung
einen alten
Baum wie-
der können
jung ma-
chen.
welche von einigen Garten-Liebhabern entstanden,
nicht also zu verstehen: ob man aus einem alten
Baume wieder einen jungen machen könne?
sondern daß es nur von dem äusserlichen Ansehen
der Schale oder Rinde zu nehmen und so viel ge-
sagt seyn sol: ob man auf eine künstliche Art ei-
nem alten Baume wieder eine neue und glatte
Rinde oder Schale verschaffen könte, daß er in
Ansehung dessen wie ein junger Baum aussehe.
Und in diesem letzten Verstande ist die Frage al-
lerdings zu bejahen. A. D. J. Fürstlicher Gärt-
ner, in seinem wohl bestelten Garten-Bau p. 392.
hat den ganzen Versuch folgender massen beschrie-
ben:

"Jm Sommer, zu der Zeit, wenn der läng-
"ste Tag ist, oder wenigstens drey Tage vor oder
"drey Tage nach demselben; bey stillem Wetter
"nimt man ein starkes Messer oder Maisel, schnei-
"det und hacket damit die ganze Rinde von dem
"Baume, fänget vier Zol unter den grossen Zwei-
"gen an, bis vier Zol über der Wurzel, doch muß
"dieses Abhauen und Abschneiden also geschehen,
"daß das Herz an dem Stamme nicht verletzet oder
"eingekerbet werde. Wenn also der ganze Stam
"von seiner Rinde ganz entblöset, so wird man
"sehen, daß der Saft aus der Rinde der Zweige,
"auch unten an dem Stamme selbst heraus zu quil-
"len und überher zu fliessen beginnet, dabey man
"denn um solchen Saft zu conserviren, und daß
"der austriefende Saft von der Sonnen und dem
"Winde nicht ausgetrocknet werde, eine Bede-

"ckung

9. Cap. Von der Wartung
einen alten
Baum wie-
der koͤnnen
jung ma-
chen.
welche von einigen Garten-Liebhabern entſtanden,
nicht alſo zu verſtehen: ob man aus einem alten
Baume wieder einen jungen machen koͤnne?
ſondern daß es nur von dem aͤuſſerlichen Anſehen
der Schale oder Rinde zu nehmen und ſo viel ge-
ſagt ſeyn ſol: ob man auf eine kuͤnſtliche Art ei-
nem alten Baume wieder eine neue und glatte
Rinde oder Schale verſchaffen koͤnte, daß er in
Anſehung deſſen wie ein junger Baum ausſehe.
Und in dieſem letzten Verſtande iſt die Frage al-
lerdings zu bejahen. A. D. J. Fuͤrſtlicher Gaͤrt-
ner, in ſeinem wohl beſtelten Garten-Bau p. 392.
hat den ganzen Verſuch folgender maſſen beſchrie-
ben:

„Jm Sommer, zu der Zeit, wenn der laͤng-
„ſte Tag iſt, oder wenigſtens drey Tage vor oder
„drey Tage nach demſelben; bey ſtillem Wetter
„nimt man ein ſtarkes Meſſer oder Maiſel, ſchnei-
„det und hacket damit die ganze Rinde von dem
„Baume, faͤnget vier Zol unter den groſſen Zwei-
„gen an, bis vier Zol uͤber der Wurzel, doch muß
„dieſes Abhauen und Abſchneiden alſo geſchehen,
„daß das Herz an dem Stamme nicht verletzet oder
„eingekerbet werde. Wenn alſo der ganze Stam
„von ſeiner Rinde ganz entbloͤſet, ſo wird man
„ſehen, daß der Saft aus der Rinde der Zweige,
„auch unten an dem Stamme ſelbſt heraus zu quil-
„len und uͤberher zu flieſſen beginnet, dabey man
„denn um ſolchen Saft zu conſerviren, und daß
„der austriefende Saft von der Sonnen und dem
„Winde nicht ausgetrocknet werde, eine Bede-

„ckung
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[128/0160] 9. Cap. Von der Wartung welche von einigen Garten-Liebhabern entſtanden, nicht alſo zu verſtehen: ob man aus einem alten Baume wieder einen jungen machen koͤnne? ſondern daß es nur von dem aͤuſſerlichen Anſehen der Schale oder Rinde zu nehmen und ſo viel ge- ſagt ſeyn ſol: ob man auf eine kuͤnſtliche Art ei- nem alten Baume wieder eine neue und glatte Rinde oder Schale verſchaffen koͤnte, daß er in Anſehung deſſen wie ein junger Baum ausſehe. Und in dieſem letzten Verſtande iſt die Frage al- lerdings zu bejahen. A. D. J. Fuͤrſtlicher Gaͤrt- ner, in ſeinem wohl beſtelten Garten-Bau p. 392. hat den ganzen Verſuch folgender maſſen beſchrie- ben: einen alten Baum wie- der koͤnnen jung ma- chen. „Jm Sommer, zu der Zeit, wenn der laͤng- „ſte Tag iſt, oder wenigſtens drey Tage vor oder „drey Tage nach demſelben; bey ſtillem Wetter „nimt man ein ſtarkes Meſſer oder Maiſel, ſchnei- „det und hacket damit die ganze Rinde von dem „Baume, faͤnget vier Zol unter den groſſen Zwei- „gen an, bis vier Zol uͤber der Wurzel, doch muß „dieſes Abhauen und Abſchneiden alſo geſchehen, „daß das Herz an dem Stamme nicht verletzet oder „eingekerbet werde. Wenn alſo der ganze Stam „von ſeiner Rinde ganz entbloͤſet, ſo wird man „ſehen, daß der Saft aus der Rinde der Zweige, „auch unten an dem Stamme ſelbſt heraus zu quil- „len und uͤberher zu flieſſen beginnet, dabey man „denn um ſolchen Saft zu conſerviren, und daß „der austriefende Saft von der Sonnen und dem „Winde nicht ausgetrocknet werde, eine Bede- „ckung

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Zitationshilfe: Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 2. Erfurt, 1753, S. 128. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz02_1753/160>, abgerufen am 24.11.2024.