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Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 2. Erfurt, 1753.

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9. Cap. Von der Wartung
Als ich vor zwey Jahren im Herbste einen guten
Freund Hn. D. L. in seinen Garten besuchet, und
wir uns eine Zeitlang in dem Lust-Hause vergnüget
hatten, so kam ein Tagelöhner herbey, und brach-
te einen lebendigen Wurm, welchen er in einen
Baum zwischen der Schale nahe an der Erden ge-
funden hatte. Es war derselbe fast eines kleinen
Fingers dicke und lang, und sahe an der Farbe sehr
schöne braune und glänzend aus. Der Mann
meldete, daß er dergleichen noch mehr bringen wol-
te, indem er noch Löcher an dem Stamme des Bau-
mes spürete. Besagter Freund gieng daher mit mir
hin an den Baum, und wir sahen eigentlich, wie der
Tagelöhner mit einem Meisel in einem von den
Würmern gemachten Ritte nachsuchte und deren
noch zwey von eben solcher Grösse und Ansehen, her-
aus wie der erste holete, wobey wir ganz eigentlich
gewahr wurden, daß sich diese Würmer zwischen der
Schale und dem Stamme hinunter bis an die Erde
gefressen hatten. Die Blätter an den Bäumen sa-
hen hiervon ganz gelbe aus, und die Zelken waren
auch zum Theil dürre geworden. Jch gab daher
gedachtem Freunde den Rath, daß er diese beschä-
digten Bäume möchte heraus schmeissen und an
deren Stat andere, und zwar an frische Orte setzen,
indem jene sonst zu weiter nichts nütze wären; al-
lein er wolte sie lieber noch ein Jahr stehen lassen,
und zusehen, ob sie sich vielleicht, weil die Würmer
heraus wären, wiederum erholen würden; ich ver-
sicherte ihn aber, daß sie gewiß abgehen und verder-
ben würden, weil dieses Uebel zu sehr eingerissen

war

9. Cap. Von der Wartung
Als ich vor zwey Jahren im Herbſte einen guten
Freund Hn. D. L. in ſeinen Garten beſuchet, und
wir uns eine Zeitlang in dem Luſt-Hauſe vergnuͤget
hatten, ſo kam ein Tageloͤhner herbey, und brach-
te einen lebendigen Wurm, welchen er in einen
Baum zwiſchen der Schale nahe an der Erden ge-
funden hatte. Es war derſelbe faſt eines kleinen
Fingers dicke und lang, und ſahe an der Farbe ſehr
ſchoͤne braune und glaͤnzend aus. Der Mann
meldete, daß er dergleichen noch mehr bringen wol-
te, indem er noch Loͤcher an dem Stamme des Bau-
mes ſpuͤrete. Beſagter Freund gieng daher mit mir
hin an den Baum, und wir ſahen eigentlich, wie der
Tageloͤhner mit einem Meiſel in einem von den
Wuͤrmern gemachten Ritte nachſuchte und deren
noch zwey von eben ſolcher Groͤſſe und Anſehen, her-
aus wie der erſte holete, wobey wir ganz eigentlich
gewahr wurden, daß ſich dieſe Wuͤrmer zwiſchen der
Schale und dem Stamme hinunter bis an die Erde
gefreſſen hatten. Die Blaͤtter an den Baͤumen ſa-
hen hiervon ganz gelbe aus, und die Zelken waren
auch zum Theil duͤrre geworden. Jch gab daher
gedachtem Freunde den Rath, daß er dieſe beſchaͤ-
digten Baͤume moͤchte heraus ſchmeiſſen und an
deren Stat andere, und zwar an friſche Orte ſetzen,
indem jene ſonſt zu weiter nichts nuͤtze waͤren; al-
lein er wolte ſie lieber noch ein Jahr ſtehen laſſen,
und zuſehen, ob ſie ſich vielleicht, weil die Wuͤrmer
heraus waͤren, wiederum erholen wuͤrden; ich ver-
ſicherte ihn aber, daß ſie gewiß abgehen und verder-
ben wuͤrden, weil dieſes Uebel zu ſehr eingeriſſen

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[122/0154] 9. Cap. Von der Wartung Als ich vor zwey Jahren im Herbſte einen guten Freund Hn. D. L. in ſeinen Garten beſuchet, und wir uns eine Zeitlang in dem Luſt-Hauſe vergnuͤget hatten, ſo kam ein Tageloͤhner herbey, und brach- te einen lebendigen Wurm, welchen er in einen Baum zwiſchen der Schale nahe an der Erden ge- funden hatte. Es war derſelbe faſt eines kleinen Fingers dicke und lang, und ſahe an der Farbe ſehr ſchoͤne braune und glaͤnzend aus. Der Mann meldete, daß er dergleichen noch mehr bringen wol- te, indem er noch Loͤcher an dem Stamme des Bau- mes ſpuͤrete. Beſagter Freund gieng daher mit mir hin an den Baum, und wir ſahen eigentlich, wie der Tageloͤhner mit einem Meiſel in einem von den Wuͤrmern gemachten Ritte nachſuchte und deren noch zwey von eben ſolcher Groͤſſe und Anſehen, her- aus wie der erſte holete, wobey wir ganz eigentlich gewahr wurden, daß ſich dieſe Wuͤrmer zwiſchen der Schale und dem Stamme hinunter bis an die Erde gefreſſen hatten. Die Blaͤtter an den Baͤumen ſa- hen hiervon ganz gelbe aus, und die Zelken waren auch zum Theil duͤrre geworden. Jch gab daher gedachtem Freunde den Rath, daß er dieſe beſchaͤ- digten Baͤume moͤchte heraus ſchmeiſſen und an deren Stat andere, und zwar an friſche Orte ſetzen, indem jene ſonſt zu weiter nichts nuͤtze waͤren; al- lein er wolte ſie lieber noch ein Jahr ſtehen laſſen, und zuſehen, ob ſie ſich vielleicht, weil die Wuͤrmer heraus waͤren, wiederum erholen wuͤrden; ich ver- ſicherte ihn aber, daß ſie gewiß abgehen und verder- ben wuͤrden, weil dieſes Uebel zu ſehr eingeriſſen war

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Zitationshilfe: Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 2. Erfurt, 1753, S. 122. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz02_1753/154>, abgerufen am 23.11.2024.