Es muß auch einem jedem Baume eine Stange oder Pfahl, welcher vorhero wohl zuge- richtet und glat gemacht werden muß, gegeben werden. Mit dem Anbinden der Bäume aber muß man gleichfals behutsam verfahren, daß sie mit den Weiden nicht so feste an die Stangen an- gezogen werden, sonsten wird durch das alzufeste Anbinden der Saft und dessen Umlauf gehem- met, und folglich dadurch das Wachsthum ver- hindert. Es muß ein Baum also angebunden werden, daß er eine kleine Bewegung behalten kan. Durch das feste Anbinden, welches von manchen zu geschehen pfleget, werden viele Bäu- me verdorben, und wenn ja einige bekleiben, so wachsen die angebundenen Weiden so feste in den Stam hinein, daß man solche fast nicht ohne Schaden heraus bringen kan. Wolte man aber die versezten Bäume ohne einen dabey feste ge- stelten Pfahl stehen und wachsen lassen, so würden die Winde solche hin und her wehen, und ihren neuen Würzelchen in der Erden hinderlich seyn, daß sie sich nicht anklammern vielweniger feste einwachsen können, wodurch die Bäume endlich verderben würden. Bey dem Versetzen pflegen einige unverständiger Weise an den jungen Bäu- men die Wurzeln zu beschneiden. Jch wil kürz- lich so viel sagen, sind die Wurzeln an einem Baume gesund und frisch, so lasse man solche wie sie sind, ohne daran etwas abzuschneiden. Wenn aber im Herausheben die Wurzeln solten gespal-
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G 4
eines Obſt-Gartens.
§. 5.
Es muß auch einem jedem Baume eine Stange oder Pfahl, welcher vorhero wohl zuge- richtet und glat gemacht werden muß, gegeben werden. Mit dem Anbinden der Baͤume aber muß man gleichfals behutſam verfahren, daß ſie mit den Weiden nicht ſo feſte an die Stangen an- gezogen werden, ſonſten wird durch das alzufeſte Anbinden der Saft und deſſen Umlauf gehem- met, und folglich dadurch das Wachsthum ver- hindert. Es muß ein Baum alſo angebunden werden, daß er eine kleine Bewegung behalten kan. Durch das feſte Anbinden, welches von manchen zu geſchehen pfleget, werden viele Baͤu- me verdorben, und wenn ja einige bekleiben, ſo wachſen die angebundenen Weiden ſo feſte in den Stam hinein, daß man ſolche faſt nicht ohne Schaden heraus bringen kan. Wolte man aber die verſezten Baͤume ohne einen dabey feſte ge- ſtelten Pfahl ſtehen und wachſen laſſen, ſo wuͤrden die Winde ſolche hin und her wehen, und ihren neuen Wuͤrzelchen in der Erden hinderlich ſeyn, daß ſie ſich nicht anklammern vielweniger feſte einwachſen koͤnnen, wodurch die Baͤume endlich verderben wuͤrden. Bey dem Verſetzen pflegen einige unverſtaͤndiger Weiſe an den jungen Baͤu- men die Wurzeln zu beſchneiden. Jch wil kuͤrz- lich ſo viel ſagen, ſind die Wurzeln an einem Baume geſund und friſch, ſo laſſe man ſolche wie ſie ſind, ohne daran etwas abzuſchneiden. Wenn aber im Herausheben die Wurzeln ſolten geſpal-
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[103/0135]
eines Obſt-Gartens.
§. 5.
Es muß auch einem jedem Baume eine
Stange oder Pfahl, welcher vorhero wohl zuge-
richtet und glat gemacht werden muß, gegeben
werden. Mit dem Anbinden der Baͤume aber
muß man gleichfals behutſam verfahren, daß ſie
mit den Weiden nicht ſo feſte an die Stangen an-
gezogen werden, ſonſten wird durch das alzufeſte
Anbinden der Saft und deſſen Umlauf gehem-
met, und folglich dadurch das Wachsthum ver-
hindert. Es muß ein Baum alſo angebunden
werden, daß er eine kleine Bewegung behalten
kan. Durch das feſte Anbinden, welches von
manchen zu geſchehen pfleget, werden viele Baͤu-
me verdorben, und wenn ja einige bekleiben, ſo
wachſen die angebundenen Weiden ſo feſte in den
Stam hinein, daß man ſolche faſt nicht ohne
Schaden heraus bringen kan. Wolte man aber
die verſezten Baͤume ohne einen dabey feſte ge-
ſtelten Pfahl ſtehen und wachſen laſſen, ſo wuͤrden
die Winde ſolche hin und her wehen, und ihren
neuen Wuͤrzelchen in der Erden hinderlich ſeyn,
daß ſie ſich nicht anklammern vielweniger feſte
einwachſen koͤnnen, wodurch die Baͤume endlich
verderben wuͤrden. Bey dem Verſetzen pflegen
einige unverſtaͤndiger Weiſe an den jungen Baͤu-
men die Wurzeln zu beſchneiden. Jch wil kuͤrz-
lich ſo viel ſagen, ſind die Wurzeln an einem
Baume geſund und friſch, ſo laſſe man ſolche wie
ſie ſind, ohne daran etwas abzuſchneiden. Wenn
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Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 2. Erfurt, 1753, S. 103. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz02_1753/135>, abgerufen am 03.03.2025.
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