Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 1. Erfurt, 1753.7. Cap. Einige Schreiben Richtigkeit hat, daß die Blüten von der sehr heis-sen und starken Sonnen-Hitze verbrennt werden. Was aber Ew.-- in Dero jetzigem Schreiben wegen des Mißrathens derer Hülsen-Früchte gedenken, nunmehro aber ganz einer andern Ursach Schuld geben wollen, daß nemlich, wenn das Laub derer Erbsen und Garten-Bohnen weiß, die Blüten zusammen gezogen und darauf schwarz werden, als wenn sie versenget wären, solches von dem schädlichen Mehl-Thau herkomme, daran ist kein Zweifel; allein woher, und wenn dieses Uebel komme, daß ein Mehl-Thau denen Früchten zum Schaden gereiche, ist von Jhnen nicht gedacht worden. Von so vielen Jahren her, habe ob- serviret, daß dieses sowol an denen Hülsen- Früchten, als auch an denen Gurken (Cucu- mern) geschiehet, daß sie binnen zwey Tagen an- zusehen sind, als wenn Seiffen-Sod wäre darauf geschüttet worden. Causa efficiens ist eigentlich diese: wenn ein starker durchdringer Regen sich ereignet und nach solchen NB. ein kalter und starker exuberanter Thau) welcher bey uns Schwa- der-Thau genennet wird) sich anhängt, darauf aber bey hellem und sehr heissen Wetter die Sonne darauf scheinet und den überflüßigen Thau nicht so bald hinwegnehmen oder aufzie- hen kan; so werden die Blüten zusammen gezo- gen und die Blätter sehen weißlich aus, diejeni- gen Blätter aber, welche jung und quat sind, schrumpfen hernach zusammen, woraus denn der Mißwachs erfolget. Mit denen Gurken geschie-
7. Cap. Einige Schreiben Richtigkeit hat, daß die Bluͤten von der ſehr heiſ-ſen und ſtarken Sonnen-Hitze verbrennt werden. Was aber Ew.-- in Dero jetzigem Schreiben wegen des Mißrathens derer Huͤlſen-Fruͤchte gedenken, nunmehro aber ganz einer andern Urſach Schuld geben wollen, daß nemlich, wenn das Laub derer Erbſen und Garten-Bohnen weiß, die Bluͤten zuſammen gezogen und darauf ſchwarz werden, als wenn ſie verſenget waͤren, ſolches von dem ſchaͤdlichen Mehl-Thau herkomme, daran iſt kein Zweifel; allein woher, und wenn dieſes Uebel komme, daß ein Mehl-Thau denen Fruͤchten zum Schaden gereiche, iſt von Jhnen nicht gedacht worden. Von ſo vielen Jahren her, habe ob- ſerviret, daß dieſes ſowol an denen Huͤlſen- Fruͤchten, als auch an denen Gurken (Cucu- mern) geſchiehet, daß ſie binnen zwey Tagen an- zuſehen ſind, als wenn Seiffen-Sod waͤre darauf geſchuͤttet worden. Cauſa efficiens iſt eigentlich dieſe: wenn ein ſtarker durchdringer Regen ſich ereignet und nach ſolchen NB. ein kalter und ſtarker exuberanter Thau) welcher bey uns Schwa- der-Thau genennet wird) ſich anhaͤngt, darauf aber bey hellem und ſehr heiſſen Wetter die Sonne darauf ſcheinet und den uͤberfluͤßigen Thau nicht ſo bald hinwegnehmen oder aufzie- hen kan; ſo werden die Bluͤten zuſammen gezo- gen und die Blaͤtter ſehen weißlich aus, diejeni- gen Blaͤtter aber, welche jung und quat ſind, ſchrumpfen hernach zuſammen, woraus denn der Mißwachs erfolget. Mit denen Gurken geſchie-
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7. Cap. Einige Schreiben
Richtigkeit hat, daß die Bluͤten von der ſehr heiſ-
ſen und ſtarken Sonnen-Hitze verbrennt werden.
Was aber Ew.-- in Dero jetzigem Schreiben wegen
des Mißrathens derer Huͤlſen-Fruͤchte gedenken,
nunmehro aber ganz einer andern Urſach Schuld
geben wollen, daß nemlich, wenn das Laub derer
Erbſen und Garten-Bohnen weiß, die Bluͤten
zuſammen gezogen und darauf ſchwarz werden,
als wenn ſie verſenget waͤren, ſolches von dem
ſchaͤdlichen Mehl-Thau herkomme, daran iſt kein
Zweifel; allein woher, und wenn dieſes Uebel
komme, daß ein Mehl-Thau denen Fruͤchten zum
Schaden gereiche, iſt von Jhnen nicht gedacht
worden. Von ſo vielen Jahren her, habe ob-
ſerviret, daß dieſes ſowol an denen Huͤlſen-
Fruͤchten, als auch an denen Gurken (Cucu-
mern) geſchiehet, daß ſie binnen zwey Tagen an-
zuſehen ſind, als wenn Seiffen-Sod waͤre darauf
geſchuͤttet worden. Cauſa efficiens iſt eigentlich
dieſe: wenn ein ſtarker durchdringer Regen ſich
ereignet und nach ſolchen NB. ein kalter und
ſtarker exuberanter Thau) welcher bey uns Schwa-
der-Thau genennet wird) ſich anhaͤngt, darauf
aber bey hellem und ſehr heiſſen Wetter die
Sonne darauf ſcheinet und den uͤberfluͤßigen
Thau nicht ſo bald hinwegnehmen oder aufzie-
hen kan; ſo werden die Bluͤten zuſammen gezo-
gen und die Blaͤtter ſehen weißlich aus, diejeni-
gen Blaͤtter aber, welche jung und quat ſind,
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Zitationshilfe: | Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 1. Erfurt, 1753, S. 62. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz01_1753/83>, abgerufen am 16.07.2024. |