Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 1. Erfurt, 1753.7. Cap. Einige Schreiben säen im Frühjahre weissen Herbst-Rüben-Samen;so wird sichs gewiß finden, daß keine einzige zurück bleibt, sondern sie gehen alle in die Samen-Stän- gel. Hingegen wenn die ordentliche Säe-Zeit, nemlich von St. Johannis bis zu Jacobi Tag, wel- ches die beste Zeit ist, in Obacht genommen wird, so werden gewiß keine in die Höhe gehen. En fin, mit dergleichen Mond-Wechsel wird mancher ehr- licher Mann hinter das Licht geführet. Denn wenn man im neuen Lichte dieses oder jenes säen solte, und es regnete eben zu selbiger Zeit, was solte man alsdenn anfangen? wolte man warten, bis wieder der neue Mond herbey käme, so giengen vier Wochen vorbey, und die beste Säe-Zeit wäre verstrichen, & vice versa. Auf das von Ew.-- mir vorgelegte Argu- um
7. Cap. Einige Schreiben ſaͤen im Fruͤhjahre weiſſen Herbſt-Ruͤben-Samen;ſo wird ſichs gewiß finden, daß keine einzige zuruͤck bleibt, ſondern ſie gehen alle in die Samen-Staͤn- gel. Hingegen wenn die ordentliche Saͤe-Zeit, nemlich von St. Johannis bis zu Jacobi Tag, wel- ches die beſte Zeit iſt, in Obacht genommen wird, ſo werden gewiß keine in die Hoͤhe gehen. En fin, mit dergleichen Mond-Wechſel wird mancher ehr- licher Mann hinter das Licht gefuͤhret. Denn wenn man im neuen Lichte dieſes oder jenes ſaͤen ſolte, und es regnete eben zu ſelbiger Zeit, was ſolte man alsdenn anfangen? wolte man warten, bis wieder der neue Mond herbey kaͤme, ſo giengen vier Wochen vorbey, und die beſte Saͤe-Zeit waͤre verſtrichen, & vice verſa. Auf das von Ew.-- mir vorgelegte Argu- um
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7. Cap. Einige Schreiben
ſaͤen im Fruͤhjahre weiſſen Herbſt-Ruͤben-Samen;
ſo wird ſichs gewiß finden, daß keine einzige zuruͤck
bleibt, ſondern ſie gehen alle in die Samen-Staͤn-
gel. Hingegen wenn die ordentliche Saͤe-Zeit,
nemlich von St. Johannis bis zu Jacobi Tag, wel-
ches die beſte Zeit iſt, in Obacht genommen wird,
ſo werden gewiß keine in die Hoͤhe gehen. En fin,
mit dergleichen Mond-Wechſel wird mancher ehr-
licher Mann hinter das Licht gefuͤhret. Denn
wenn man im neuen Lichte dieſes oder jenes ſaͤen
ſolte, und es regnete eben zu ſelbiger Zeit, was
ſolte man alsdenn anfangen? wolte man warten,
bis wieder der neue Mond herbey kaͤme, ſo giengen
vier Wochen vorbey, und die beſte Saͤe-Zeit waͤre
verſtrichen, & vice verſa.
Auf das von Ew.-- mir vorgelegte Argu-
ment wegen der Krebſe, welche im wachſenden
und vollen Monde, wie auch in denenjenigen Mo-
naten, worinnen kein R ſtehet, voͤlliger am Flei-
ſche und viel ſchmackhafter ſeyn ſollen, dienen fol-
gende Anmerkungen. Daß die Krebſe mit unter
die Raub-Fiſche gehoͤren, iſt ganz gewiß, denn
wenn man im Monate Majo, Junio, Julio und
Auguſto, NB. bey warmer Witterung, den Ma-
gen derſelben, welcher, wie bekant, am Kopfe nahe
bey denen Augen lieget, unterſuchet, ſo wird man
die junge Brut von kleinen Fiſchen, Krebſen,
Froͤſchen und Schnecken darinnen finden. Denn
ſie kriechen bey temperirter Witterung ganz nahe
an das Ufer, und ſuchen die obgenante junge Brut.
Hieraus erhelt nun die Urſache gar deutlich, war-
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