Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 1. Erfurt, 1753.von Ausartung derer Samen. pflanzet worden: alsdenn treiben sie in Samen-Steugel, und bringen ihren Samen um Jacobi. Hingegen ist der Blumen-Kohl ein Sommer- Gewächse, welches aus Cypern und andern frem- den Landen vor einigen 90 Jahren erstlich zu uns in Deutschland gebracht worden, mithin dieser zu denen obigen gedachten Kohlen, welche Winter- Gewächse sind, nicht gerechnet werden kan. Er wird im Frühjahre gesäet, und wird auch noch in demselben Jahre der Same reif. 3) Wenn man frische und schöne weisse Blumen-Kohl-Stauden nimt, und daran riechet, so geben sie einen unver- gleichlichen Bisam-Geruch von sich, hingegen wird an denen Kohlrabi über der Erden nicht das geringste hiervon gespüret. Und also bleibts dar- bey, daß aus Kohlrabi-Samen kein Blumen- Kohl generiret werden kan. Diese Distinction wird hoffentlich niemand über den Haufen wer- fen, und würde ich wegen Versendungen so vie- ler Centner allerley Samens, welche in meinen Gärten erzeuget werden, bey denen Fremden, wenn eine solche Degeneration vorgehen solte, gar schlecht bestehen und zurechte kommen. Jn- dem bey dem Beschluß dieses meines Schreibens Ew.-- Brief nochmalen durchlas, so hätte bey nahe das beste übersehen, daß nemlich Ew.-- "Da Sie A. 1747 weiß Kopf-Kohl-Samen aus "einem Beutel 5 ziemlich grosse Felder, als zwey "des Abends drey aber des Morgens bey ver- "schiedenem Winde bestreuet, und den Samen- "Beutel die Nacht über darauf geleget, auf de- "nen C 5
von Ausartung derer Samen. pflanzet worden: alsdenn treiben ſie in Samen-Steugel, und bringen ihren Samen um Jacobi. Hingegen iſt der Blumen-Kohl ein Sommer- Gewaͤchſe, welches aus Cypern und andern frem- den Landen vor einigen 90 Jahren erſtlich zu uns in Deutſchland gebracht worden, mithin dieſer zu denen obigen gedachten Kohlen, welche Winter- Gewaͤchſe ſind, nicht gerechnet werden kan. Er wird im Fruͤhjahre geſaͤet, und wird auch noch in demſelben Jahre der Same reif. 3) Wenn man friſche und ſchoͤne weiſſe Blumen-Kohl-Stauden nimt, und daran riechet, ſo geben ſie einen unver- gleichlichen Biſam-Geruch von ſich, hingegen wird an denen Kohlrabi uͤber der Erden nicht das geringſte hiervon geſpuͤret. Und alſo bleibts dar- bey, daß aus Kohlrabi-Samen kein Blumen- Kohl generiret werden kan. Dieſe Diſtinction wird hoffentlich niemand uͤber den Haufen wer- fen, und wuͤrde ich wegen Verſendungen ſo vie- ler Centner allerley Samens, welche in meinen Gaͤrten erzeuget werden, bey denen Fremden, wenn eine ſolche Degeneration vorgehen ſolte, gar ſchlecht beſtehen und zurechte kommen. Jn- dem bey dem Beſchluß dieſes meines Schreibens Ew.-- Brief nochmalen durchlas, ſo haͤtte bey nahe das beſte uͤberſehen, daß nemlich Ew.-- ”Da Sie A. 1747 weiß Kopf-Kohl-Samen aus „einem Beutel 5 ziemlich groſſe Felder, als zwey „des Abends drey aber des Morgens bey ver- „ſchiedenem Winde beſtreuet, und den Samen- „Beutel die Nacht uͤber darauf geleget, auf de- „nen C 5
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von Ausartung derer Samen.
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Steugel, und bringen ihren Samen um Jacobi.
Hingegen iſt der Blumen-Kohl ein Sommer-
Gewaͤchſe, welches aus Cypern und andern frem-
den Landen vor einigen 90 Jahren erſtlich zu uns
in Deutſchland gebracht worden, mithin dieſer zu
denen obigen gedachten Kohlen, welche Winter-
Gewaͤchſe ſind, nicht gerechnet werden kan. Er
wird im Fruͤhjahre geſaͤet, und wird auch noch in
demſelben Jahre der Same reif. 3) Wenn man
friſche und ſchoͤne weiſſe Blumen-Kohl-Stauden
nimt, und daran riechet, ſo geben ſie einen unver-
gleichlichen Biſam-Geruch von ſich, hingegen
wird an denen Kohlrabi uͤber der Erden nicht das
geringſte hiervon geſpuͤret. Und alſo bleibts dar-
bey, daß aus Kohlrabi-Samen kein Blumen-
Kohl generiret werden kan. Dieſe Diſtinction
wird hoffentlich niemand uͤber den Haufen wer-
fen, und wuͤrde ich wegen Verſendungen ſo vie-
ler Centner allerley Samens, welche in meinen
Gaͤrten erzeuget werden, bey denen Fremden,
wenn eine ſolche Degeneration vorgehen ſolte,
gar ſchlecht beſtehen und zurechte kommen. Jn-
dem bey dem Beſchluß dieſes meines Schreibens
Ew.-- Brief nochmalen durchlas, ſo haͤtte bey
nahe das beſte uͤberſehen, daß nemlich Ew.--
”Da Sie A. 1747 weiß Kopf-Kohl-Samen aus
„einem Beutel 5 ziemlich groſſe Felder, als zwey
„des Abends drey aber des Morgens bey ver-
„ſchiedenem Winde beſtreuet, und den Samen-
„Beutel die Nacht uͤber darauf geleget, auf de-
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Zitationshilfe: | Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 1. Erfurt, 1753, S. 41. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz01_1753/62>, abgerufen am 16.07.2024. |