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Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 1. Erfurt, 1753.

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4. Cap. Wie man
men über Winter wie todt in der Erden, und zie-
hen nach und nach die Feuchtigkeit an sich. Wenn
nun die Erde von der Sonnen erwärmet wird, so
bald empfänget der Same oder Kern seine Nah-
rung und Feuchtigkeit, daß er aufgehen kan. Die-
ses ist also als eine firme Regel anzunehmen, daß
dergleichen Kern in Herbst müssen gesäet werden,
Die Kern von Berberis officinarum, Sauer-
Dorn, Saurach, Erbfel-Beeren, item Cerasus
syluestris fructu nigro,
schwarze Süß-Kirschen
und Cornelius-Kirschen (Cornus syluestris) lie-
gen 2 Jahr in der Erden, auch wohl länger, ehe sie
durch Frost, Feuchtigkeit und Wärme können auf-
gelöset werden. Ferner ist hier zu gedenken, daß
die vom besten Obst-Kern erzeugte Bäume wild
werden, und diese werden nur darum gesäet, daß
sie nach erlangtem Wachsthum können in die
Baum-Schulen verpflanzt und gepfropfet wer-
den. Denn aus denen Kernen der vortreflichsten
Früchte werden wilde Bäume, welche saure und
ungeschmackte Früchte bringen.

Einige Leute, die klug seyn wollen, pflegen
ihre Samen, wenn sie solche probiren wollen, in
die Erde des Scherbens zu säen. Wenn nun
von diesem eingesäeten die Helfte oder der 3te
Theil aufgehet, so bleiben sie dennoch in der Unge-
wißheit, ob der 4te oder der 6te Theil alter Samen
untergemischet worden sey. Und so auch einige
die Samen-Körner zehlen, und solche in die Erde
des Scherbens säen, und bey dem Aufgehen die
aufgegangenen kleinen Pflänzlein wiederum zeh-

len

4. Cap. Wie man
men uͤber Winter wie todt in der Erden, und zie-
hen nach und nach die Feuchtigkeit an ſich. Wenn
nun die Erde von der Sonnen erwaͤrmet wird, ſo
bald empfaͤnget der Same oder Kern ſeine Nah-
rung und Feuchtigkeit, daß er aufgehen kan. Die-
ſes iſt alſo als eine firme Regel anzunehmen, daß
dergleichen Kern in Herbſt muͤſſen geſaͤet werden,
Die Kern von Berberis officinarum, Sauer-
Dorn, Saurach, Erbfel-Beeren, item Ceraſus
ſylueſtris fructu nigro,
ſchwarze Suͤß-Kirſchen
und Cornelius-Kirſchen (Cornus ſylueſtris) lie-
gen 2 Jahr in der Erden, auch wohl laͤnger, ehe ſie
durch Froſt, Feuchtigkeit und Waͤrme koͤnnen auf-
geloͤſet werden. Ferner iſt hier zu gedenken, daß
die vom beſten Obſt-Kern erzeugte Baͤume wild
werden, und dieſe werden nur darum geſaͤet, daß
ſie nach erlangtem Wachsthum koͤnnen in die
Baum-Schulen verpflanzt und gepfropfet wer-
den. Denn aus denen Kernen der vortreflichſten
Fruͤchte werden wilde Baͤume, welche ſaure und
ungeſchmackte Fruͤchte bringen.

Einige Leute, die klug ſeyn wollen, pflegen
ihre Samen, wenn ſie ſolche probiren wollen, in
die Erde des Scherbens zu ſaͤen. Wenn nun
von dieſem eingeſaͤeten die Helfte oder der 3te
Theil aufgehet, ſo bleiben ſie dennoch in der Unge-
wißheit, ob der 4te oder der 6te Theil alter Samen
untergemiſchet worden ſey. Und ſo auch einige
die Samen-Koͤrner zehlen, und ſolche in die Erde
des Scherbens ſaͤen, und bey dem Aufgehen die
aufgegangenen kleinen Pflaͤnzlein wiederum zeh-

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[22/0043] 4. Cap. Wie man men uͤber Winter wie todt in der Erden, und zie- hen nach und nach die Feuchtigkeit an ſich. Wenn nun die Erde von der Sonnen erwaͤrmet wird, ſo bald empfaͤnget der Same oder Kern ſeine Nah- rung und Feuchtigkeit, daß er aufgehen kan. Die- ſes iſt alſo als eine firme Regel anzunehmen, daß dergleichen Kern in Herbſt muͤſſen geſaͤet werden, Die Kern von Berberis officinarum, Sauer- Dorn, Saurach, Erbfel-Beeren, item Ceraſus ſylueſtris fructu nigro, ſchwarze Suͤß-Kirſchen und Cornelius-Kirſchen (Cornus ſylueſtris) lie- gen 2 Jahr in der Erden, auch wohl laͤnger, ehe ſie durch Froſt, Feuchtigkeit und Waͤrme koͤnnen auf- geloͤſet werden. Ferner iſt hier zu gedenken, daß die vom beſten Obſt-Kern erzeugte Baͤume wild werden, und dieſe werden nur darum geſaͤet, daß ſie nach erlangtem Wachsthum koͤnnen in die Baum-Schulen verpflanzt und gepfropfet wer- den. Denn aus denen Kernen der vortreflichſten Fruͤchte werden wilde Baͤume, welche ſaure und ungeſchmackte Fruͤchte bringen. Einige Leute, die klug ſeyn wollen, pflegen ihre Samen, wenn ſie ſolche probiren wollen, in die Erde des Scherbens zu ſaͤen. Wenn nun von dieſem eingeſaͤeten die Helfte oder der 3te Theil aufgehet, ſo bleiben ſie dennoch in der Unge- wißheit, ob der 4te oder der 6te Theil alter Samen untergemiſchet worden ſey. Und ſo auch einige die Samen-Koͤrner zehlen, und ſolche in die Erde des Scherbens ſaͤen, und bey dem Aufgehen die aufgegangenen kleinen Pflaͤnzlein wiederum zeh- len

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Zitationshilfe: Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 1. Erfurt, 1753, S. 22. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz01_1753/43>, abgerufen am 23.11.2024.