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Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 1. Erfurt, 1753.

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Verkauf anbieten, nichts abzukaufen: denn es
sind mehrentheils Betrüger, und findet man un-
ter hundert von solchen Leuten, kaum einen ehrli-
chen Mann. Von einigen solcher Vögel, welche
mit allerhand Samen auf dem Lande herum ge-
gangen sind, nunmehr aber Alters wegen nicht
mehr fortkommen können, habe ich selbst erzehlen
hören, wie sie die Leute betrogen haben. Sie hät-
ten nemlich Rüb-Samen, wovon Oel geschlagen
wird, Hederich, Schnitt- und Blau-Kohl zusam-
men gekauft, und solchen zum Theil, insonderheit
den Hederich-Samen, in kochend Wasser gethan,
damit ihnen die Kraft zum Aufgehen benom-
men werde. Nachdem solcher wieder recht ab-
getrocknet, hätten sie in eine jede Sorte oder
Säcklein derer gedachten Samen einen Zettel
gelegt, und auf den einen Blumen-Kohl, auf den
andern Kappes-Kraut, auf den dritten Kohlrabi
über der Erden, auf den vierten Wirsing, oder
Savoyer-Kohl etc. recht schön schreiben lassen, da-
mit es die Leute hätten selbst lesen können. Die-
ses hätten sie viele Jahre practicirt, wären aber
doch nicht ertappet worden, indem sie sich gar wohl
vorgesehen, daß sie niemalen wiederum diejenigen
Oerter, wo sie in vorigen Jahren gewesen, betre-
ten hätten, bey welcher Erzehlung dieser Böse-
wicht noch sein gottloses Vergnügen darüber be-
zeigte.

Jch erinnere mich noch einer betrügerischen
aber dabey sehr lächerlichen Historie. Ein gewis-
ser mir wohlbekanter Kohl-Gärtner verkaufte an

stat

Weitere Ausfuͤhrung
Verkauf anbieten, nichts abzukaufen: denn es
ſind mehrentheils Betruͤger, und findet man un-
ter hundert von ſolchen Leuten, kaum einen ehrli-
chen Mann. Von einigen ſolcher Voͤgel, welche
mit allerhand Samen auf dem Lande herum ge-
gangen ſind, nunmehr aber Alters wegen nicht
mehr fortkommen koͤnnen, habe ich ſelbſt erzehlen
hoͤren, wie ſie die Leute betrogen haben. Sie haͤt-
ten nemlich Ruͤb-Samen, wovon Oel geſchlagen
wird, Hederich, Schnitt- und Blau-Kohl zuſam-
men gekauft, und ſolchen zum Theil, inſonderheit
den Hederich-Samen, in kochend Waſſer gethan,
damit ihnen die Kraft zum Aufgehen benom-
men werde. Nachdem ſolcher wieder recht ab-
getrocknet, haͤtten ſie in eine jede Sorte oder
Saͤcklein derer gedachten Samen einen Zettel
gelegt, und auf den einen Blumen-Kohl, auf den
andern Kappes-Kraut, auf den dritten Kohlrabi
uͤber der Erden, auf den vierten Wirſing, oder
Savoyer-Kohl ꝛc. recht ſchoͤn ſchreiben laſſen, da-
mit es die Leute haͤtten ſelbſt leſen koͤnnen. Die-
ſes haͤtten ſie viele Jahre practicirt, waͤren aber
doch nicht ertappet worden, indem ſie ſich gar wohl
vorgeſehen, daß ſie niemalen wiederum diejenigen
Oerter, wo ſie in vorigen Jahren geweſen, betre-
ten haͤtten, bey welcher Erzehlung dieſer Boͤſe-
wicht noch ſein gottloſes Vergnuͤgen daruͤber be-
zeigte.

Jch erinnere mich noch einer betruͤgeriſchen
aber dabey ſehr laͤcherlichen Hiſtorie. Ein gewiſ-
ſer mir wohlbekanter Kohl-Gaͤrtner verkaufte an

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[170/0191] Weitere Ausfuͤhrung Verkauf anbieten, nichts abzukaufen: denn es ſind mehrentheils Betruͤger, und findet man un- ter hundert von ſolchen Leuten, kaum einen ehrli- chen Mann. Von einigen ſolcher Voͤgel, welche mit allerhand Samen auf dem Lande herum ge- gangen ſind, nunmehr aber Alters wegen nicht mehr fortkommen koͤnnen, habe ich ſelbſt erzehlen hoͤren, wie ſie die Leute betrogen haben. Sie haͤt- ten nemlich Ruͤb-Samen, wovon Oel geſchlagen wird, Hederich, Schnitt- und Blau-Kohl zuſam- men gekauft, und ſolchen zum Theil, inſonderheit den Hederich-Samen, in kochend Waſſer gethan, damit ihnen die Kraft zum Aufgehen benom- men werde. Nachdem ſolcher wieder recht ab- getrocknet, haͤtten ſie in eine jede Sorte oder Saͤcklein derer gedachten Samen einen Zettel gelegt, und auf den einen Blumen-Kohl, auf den andern Kappes-Kraut, auf den dritten Kohlrabi uͤber der Erden, auf den vierten Wirſing, oder Savoyer-Kohl ꝛc. recht ſchoͤn ſchreiben laſſen, da- mit es die Leute haͤtten ſelbſt leſen koͤnnen. Die- ſes haͤtten ſie viele Jahre practicirt, waͤren aber doch nicht ertappet worden, indem ſie ſich gar wohl vorgeſehen, daß ſie niemalen wiederum diejenigen Oerter, wo ſie in vorigen Jahren geweſen, betre- ten haͤtten, bey welcher Erzehlung dieſer Boͤſe- wicht noch ſein gottloſes Vergnuͤgen daruͤber be- zeigte. Jch erinnere mich noch einer betruͤgeriſchen aber dabey ſehr laͤcherlichen Hiſtorie. Ein gewiſ- ſer mir wohlbekanter Kohl-Gaͤrtner verkaufte an ſtat

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Zitationshilfe: Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 1. Erfurt, 1753, S. 170. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz01_1753/191>, abgerufen am 21.11.2024.