Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 1. Erfurt, 1753.

Bild:
<< vorherige Seite

19. C. Vermeinte Samen-Körner
auch hernachmalen in des Herrn von Hochberg
adelichen Land-Leben und in denen Breßlauer-
Samlungen gefunden, daß diese falsche Samen-
Körner von andern mehr angemerket worden.

Da nun diese Körner mit dem ordentlichen
Samen eine sehr grosse Aehnlichkeit haben; so
sind viele durch das äusserliche Ansehen derselben
nicht nur verführet worden, daß sie solche für
wahrhaften Samen gehalten, sondern haben es
auch in öffentlichen Schriften als eine neue und
besondere Erfindung ausgegeben, wie man Kraut-
und Kohl-Samen auf eine leichte Art ohne vor-
hergehende Blüthe zeugen könte. Herr von Hoch-
berg in dem 2ten Theile seines angeführten Bu-
ches p. 60. meldet, daß einer mit Namen Salo-
mon Gubertus, in seinem Stratagemata oecono-
mico
oder Acker-Studenten, welches Buch von
ihm sonst Liefländische Oeconomie genennet, und
1649 zu Riga gedruckt worden, schon folgendes
hiervon geschrieben: "Man saget, daß, wenn auf
"Catharinen-Tag aus dem Kohl-Garten die übri-
"gen verwelkten Blätter abgelesen, in ein Tuch
"eingewickelt, knie-tief an einem Orte, der nicht
"zu naß, in die Erde vergraben, und auf Gregorii
"wieder aufgegraben werden, so werde man Kohl-
"Samen finden." Und in denen gedachten Sam-
lungen A. 1720. mens. Mart. p. 317. werden meh-
rere angeführet, welche nicht nur eben die gedach-
ten Körner wahrgenommen, sondern auch wirklich
in der Meinung gestanden, daß es wahrer Sa-
me sey. Das erste Zeugnis ist ein Schreiben

eines

19. C. Vermeinte Samen-Koͤrner
auch hernachmalen in des Herrn von Hochberg
adelichen Land-Leben und in denen Breßlauer-
Samlungen gefunden, daß dieſe falſche Samen-
Koͤrner von andern mehr angemerket worden.

Da nun dieſe Koͤrner mit dem ordentlichen
Samen eine ſehr groſſe Aehnlichkeit haben; ſo
ſind viele durch das aͤuſſerliche Anſehen derſelben
nicht nur verfuͤhret worden, daß ſie ſolche fuͤr
wahrhaften Samen gehalten, ſondern haben es
auch in oͤffentlichen Schriften als eine neue und
beſondere Erfindung ausgegeben, wie man Kraut-
und Kohl-Samen auf eine leichte Art ohne vor-
hergehende Bluͤthe zeugen koͤnte. Herr von Hoch-
berg in dem 2ten Theile ſeines angefuͤhrten Bu-
ches p. 60. meldet, daß einer mit Namen Salo-
mon Gubertus, in ſeinem Stratagemata œcono-
mico
oder Acker-Studenten, welches Buch von
ihm ſonſt Lieflaͤndiſche Oeconomie genennet, und
1649 zu Riga gedruckt worden, ſchon folgendes
hiervon geſchrieben: ”Man ſaget, daß, wenn auf
„Catharinen-Tag aus dem Kohl-Garten die uͤbri-
„gen verwelkten Blaͤtter abgeleſen, in ein Tuch
„eingewickelt, knie-tief an einem Orte, der nicht
„zu naß, in die Erde vergraben, und auf Gregorii
„wieder aufgegraben werden, ſo werde man Kohl-
„Samen finden.” Und in denen gedachten Sam-
lungen A. 1720. menſ. Mart. p. 317. werden meh-
rere angefuͤhret, welche nicht nur eben die gedach-
ten Koͤrner wahrgenommen, ſondern auch wirklich
in der Meinung geſtanden, daß es wahrer Sa-
me ſey. Das erſte Zeugnis iſt ein Schreiben

eines
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0177" n="156"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">19. C. Vermeinte Samen-Ko&#x0364;rner</hi></fw><lb/>
auch hernachmalen in des Herrn von Hochberg<lb/>
adelichen Land-Leben und in denen Breßlauer-<lb/>
Samlungen gefunden, daß die&#x017F;e fal&#x017F;che Samen-<lb/>
Ko&#x0364;rner von andern mehr angemerket worden.</p><lb/>
        <p>Da nun die&#x017F;e Ko&#x0364;rner mit dem ordentlichen<lb/>
Samen eine &#x017F;ehr gro&#x017F;&#x017F;e Aehnlichkeit haben; &#x017F;o<lb/>
&#x017F;ind viele durch das a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;erliche An&#x017F;ehen der&#x017F;elben<lb/>
nicht nur verfu&#x0364;hret worden, daß &#x017F;ie &#x017F;olche fu&#x0364;r<lb/>
wahrhaften Samen gehalten, &#x017F;ondern haben es<lb/>
auch in o&#x0364;ffentlichen Schriften als eine neue und<lb/>
be&#x017F;ondere Erfindung ausgegeben, wie man Kraut-<lb/>
und Kohl-Samen auf eine leichte Art ohne vor-<lb/>
hergehende Blu&#x0364;the zeugen ko&#x0364;nte. Herr von Hoch-<lb/>
berg in dem 2ten Theile &#x017F;eines angefu&#x0364;hrten Bu-<lb/>
ches p. 60. meldet, daß einer mit Namen Salo-<lb/>
mon Gubertus, in &#x017F;einem <hi rendition="#aq">Stratagemata &#x0153;cono-<lb/>
mico</hi> oder Acker-Studenten, welches Buch von<lb/>
ihm &#x017F;on&#x017F;t Liefla&#x0364;ndi&#x017F;che Oeconomie genennet, und<lb/>
1649 zu Riga gedruckt worden, &#x017F;chon folgendes<lb/>
hiervon ge&#x017F;chrieben: &#x201D;Man &#x017F;aget, daß, wenn auf<lb/>
&#x201E;Catharinen-Tag aus dem Kohl-Garten die u&#x0364;bri-<lb/>
&#x201E;gen verwelkten Bla&#x0364;tter abgele&#x017F;en, in ein Tuch<lb/>
&#x201E;eingewickelt, knie-tief an einem Orte, der nicht<lb/>
&#x201E;zu naß, in die Erde vergraben, und auf Gregorii<lb/>
&#x201E;wieder aufgegraben werden, &#x017F;o werde man Kohl-<lb/>
&#x201E;Samen finden.&#x201D; Und in denen gedachten Sam-<lb/>
lungen A. 1720. <hi rendition="#aq">men&#x017F;. Mart.</hi> p. 317. werden meh-<lb/>
rere angefu&#x0364;hret, welche nicht nur eben die gedach-<lb/>
ten Ko&#x0364;rner wahrgenommen, &#x017F;ondern auch wirklich<lb/>
in der Meinung ge&#x017F;tanden, daß es wahrer Sa-<lb/>
me &#x017F;ey. Das er&#x017F;te Zeugnis i&#x017F;t ein Schreiben<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">eines</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[156/0177] 19. C. Vermeinte Samen-Koͤrner auch hernachmalen in des Herrn von Hochberg adelichen Land-Leben und in denen Breßlauer- Samlungen gefunden, daß dieſe falſche Samen- Koͤrner von andern mehr angemerket worden. Da nun dieſe Koͤrner mit dem ordentlichen Samen eine ſehr groſſe Aehnlichkeit haben; ſo ſind viele durch das aͤuſſerliche Anſehen derſelben nicht nur verfuͤhret worden, daß ſie ſolche fuͤr wahrhaften Samen gehalten, ſondern haben es auch in oͤffentlichen Schriften als eine neue und beſondere Erfindung ausgegeben, wie man Kraut- und Kohl-Samen auf eine leichte Art ohne vor- hergehende Bluͤthe zeugen koͤnte. Herr von Hoch- berg in dem 2ten Theile ſeines angefuͤhrten Bu- ches p. 60. meldet, daß einer mit Namen Salo- mon Gubertus, in ſeinem Stratagemata œcono- mico oder Acker-Studenten, welches Buch von ihm ſonſt Lieflaͤndiſche Oeconomie genennet, und 1649 zu Riga gedruckt worden, ſchon folgendes hiervon geſchrieben: ”Man ſaget, daß, wenn auf „Catharinen-Tag aus dem Kohl-Garten die uͤbri- „gen verwelkten Blaͤtter abgeleſen, in ein Tuch „eingewickelt, knie-tief an einem Orte, der nicht „zu naß, in die Erde vergraben, und auf Gregorii „wieder aufgegraben werden, ſo werde man Kohl- „Samen finden.” Und in denen gedachten Sam- lungen A. 1720. menſ. Mart. p. 317. werden meh- rere angefuͤhret, welche nicht nur eben die gedach- ten Koͤrner wahrgenommen, ſondern auch wirklich in der Meinung geſtanden, daß es wahrer Sa- me ſey. Das erſte Zeugnis iſt ein Schreiben eines

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz01_1753
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz01_1753/177
Zitationshilfe: Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 1. Erfurt, 1753, S. 156. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz01_1753/177>, abgerufen am 21.11.2024.