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Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 1. Erfurt, 1753.

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15. Cap. Wie die gesäeten
werden. Würde man aber dergleichen kleine Samen
nur in etwas tiefer in die Erde bringen, so könten
die zarten Keimlein, wegen der schweren Erde nicht
hervor kommen, sondern müsten darunter ersticken.

Warum aber die Samen nach diesen dreyen
Regeln nothwendig unter die Erde sollen gebracht
werden, solches wird aus nachfolgenden deutlicher
erhellen. Wenn das Land überhaupt vor Winters
zubereitet worden, so überkomt solches den Winter
über von dem Regen und Schnee sehr viele Feuch-
tigkeit, indem sich dieselbe in eine lockere Erde
viel besser hinein ziehen kan, als in einen festen
Boden. Mithin folgt, daß in dem, im Herbst zu-
bereiteten Erdreich, nachdem es nach und nach sich
wieder gesetzet, die Winter-Feuchtigkeit den fol-
genden Sommer über viel länger erhalten wird
als in solchem Lande, welches im Frühjahr bereitet
worden. Da nun überdieß durch die Fröste den
Winter über die Ländereyen fein mürbe und klar
gemacht worden, so ist das Unterziehen derer Sä-
mereyen billig zu recommendiren. Diese Metho-
de habe allezeit besser befunden, als die auf das
Frühjahr mit frischem Lande vorgenommene Be-
stellung, massen ich gesehen, daß man mit der
Winter-Kraft sicherer gehet, indem die Samen
viel eher und gewisser aufgehen.

Eine andere Bewandnis aber hat es mit
denenjenigen Ländereyen, welche im Frühjahre zu-
bereitet werden. Denn wenn ein Same auf ein sol-
ches lockeres und hohles Erdreich gesäet, und nicht
durch das Füsseln in die Erde gebracht oder einge-

treten

15. Cap. Wie die geſaͤeten
werdẽ. Wuͤrde man aber dergleichen kleine Samen
nur in etwas tiefer in die Erde bringen, ſo koͤnten
die zarten Keimlein, wegen der ſchweren Erde nicht
hervor kommen, ſondern muͤſten darunter erſticken.

Warum aber die Samen nach dieſen dreyen
Regeln nothwendig unter die Erde ſollen gebracht
werden, ſolches wird aus nachfolgenden deutlicher
erhellen. Wenn das Land uͤberhaupt vor Winters
zubereitet worden, ſo uͤberkomt ſolches den Winter
uͤber von dem Regen und Schnee ſehr viele Feuch-
tigkeit, indem ſich dieſelbe in eine lockere Erde
viel beſſer hinein ziehen kan, als in einen feſten
Boden. Mithin folgt, daß in dem, im Herbſt zu-
bereiteten Erdreich, nachdem es nach und nach ſich
wieder geſetzet, die Winter-Feuchtigkeit den fol-
genden Sommer uͤber viel laͤnger erhalten wird
als in ſolchem Lande, welches im Fruͤhjahr bereitet
worden. Da nun uͤberdieß durch die Froͤſte den
Winter uͤber die Laͤndereyen fein muͤrbe und klar
gemacht worden, ſo iſt das Unterziehen derer Saͤ-
mereyen billig zu recommendiren. Dieſe Metho-
de habe allezeit beſſer befunden, als die auf das
Fruͤhjahr mit friſchem Lande vorgenommene Be-
ſtellung, maſſen ich geſehen, daß man mit der
Winter-Kraft ſicherer gehet, indem die Samen
viel eher und gewiſſer aufgehen.

Eine andere Bewandnis aber hat es mit
denenjenigen Laͤndereyen, welche im Fruͤhjahre zu-
bereitet werden. Denn wenn ein Same auf ein ſol-
ches lockeres und hohles Erdreich geſaͤet, und nicht
durch das Fuͤſſeln in die Erde gebracht oder einge-

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[128/0149] 15. Cap. Wie die geſaͤeten werdẽ. Wuͤrde man aber dergleichen kleine Samen nur in etwas tiefer in die Erde bringen, ſo koͤnten die zarten Keimlein, wegen der ſchweren Erde nicht hervor kommen, ſondern muͤſten darunter erſticken. Warum aber die Samen nach dieſen dreyen Regeln nothwendig unter die Erde ſollen gebracht werden, ſolches wird aus nachfolgenden deutlicher erhellen. Wenn das Land uͤberhaupt vor Winters zubereitet worden, ſo uͤberkomt ſolches den Winter uͤber von dem Regen und Schnee ſehr viele Feuch- tigkeit, indem ſich dieſelbe in eine lockere Erde viel beſſer hinein ziehen kan, als in einen feſten Boden. Mithin folgt, daß in dem, im Herbſt zu- bereiteten Erdreich, nachdem es nach und nach ſich wieder geſetzet, die Winter-Feuchtigkeit den fol- genden Sommer uͤber viel laͤnger erhalten wird als in ſolchem Lande, welches im Fruͤhjahr bereitet worden. Da nun uͤberdieß durch die Froͤſte den Winter uͤber die Laͤndereyen fein muͤrbe und klar gemacht worden, ſo iſt das Unterziehen derer Saͤ- mereyen billig zu recommendiren. Dieſe Metho- de habe allezeit beſſer befunden, als die auf das Fruͤhjahr mit friſchem Lande vorgenommene Be- ſtellung, maſſen ich geſehen, daß man mit der Winter-Kraft ſicherer gehet, indem die Samen viel eher und gewiſſer aufgehen. Eine andere Bewandnis aber hat es mit denenjenigen Laͤndereyen, welche im Fruͤhjahre zu- bereitet werden. Denn wenn ein Same auf ein ſol- ches lockeres und hohles Erdreich geſaͤet, und nicht durch das Fuͤſſeln in die Erde gebracht oder einge- treten

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Zitationshilfe: Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 1. Erfurt, 1753, S. 128. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz01_1753/149>, abgerufen am 24.11.2024.