Das vierzehente Capitel. Wie viel man von allerhand Sa- men auf einen Acker säen sol.
Es ist in der Garten- und Feld-Oeconomie eine der grösten Wissenschaften, daß man das Quantum derer auszustreuenden Samen treffe, welches die wenigsten untersuchet und er- fahren haben. Die mehresten säen ihre Samen ohne Vernunft und Ueberlegung dahin, es mag auch gerathen oder verderben. Man fehlet hier auf eine zweyfache Art, und thut entweder der Sache zu viel, daß man überflüßigen Samen auf einen Acker werfen läst: oder zu wenig, daß man alzu dünne säen wil. Geschiehet das erste, so wie- derschlagen die Früchte; (besiehe hiervon im 12. Capitel die Not. **, p. 97.) geschiehet das leztere, so leidet man Schaden, daß man hernachmalen, wenn die Früchte zu dünne stehen, allerhand Spe- culationes machen muß, was man auf die leeren und dünnen Flecken einsäen oder pflanzen wil. Wenn jemand dieses leztere recht versteht und wol besorget, so komt einigermasen der Schade wie- derum bey.
Die allermehresten Acker-Leute, auch die so- genannten Gärtner in unserm Erfurt, tappen hier
im
14. Cap. Wie viel man
Das vierzehente Capitel. Wie viel man von allerhand Sa- men auf einen Acker ſaͤen ſol.
Es iſt in der Garten- und Feld-Oeconomie eine der groͤſten Wiſſenſchaften, daß man das Quantum derer auszuſtreuenden Samen treffe, welches die wenigſten unterſuchet und er- fahren haben. Die mehreſten ſaͤen ihre Samen ohne Vernunft und Ueberlegung dahin, es mag auch gerathen oder verderben. Man fehlet hier auf eine zweyfache Art, und thut entweder der Sache zu viel, daß man uͤberfluͤßigen Samen auf einen Acker werfen laͤſt: oder zu wenig, daß man alzu duͤnne ſaͤen wil. Geſchiehet das erſte, ſo wie- derſchlagen die Fruͤchte; (beſiehe hiervon im 12. Capitel die Not. **, p. 97.) geſchiehet das leztere, ſo leidet man Schaden, daß man hernachmalen, wenn die Fruͤchte zu duͤnne ſtehen, allerhand Spe- culationes machen muß, was man auf die leeren und duͤnnen Flecken einſaͤen oder pflanzen wil. Wenn jemand dieſes leztere recht verſteht und wol beſorget, ſo komt einigermaſen der Schade wie- derum bey.
Die allermehreſten Acker-Leute, auch die ſo- genannten Gaͤrtner in unſerm Erfurt, tappen hier
im
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14. Cap. Wie viel man
Das vierzehente Capitel.
Wie viel man von allerhand Sa-
men auf einen Acker ſaͤen ſol.
Es iſt in der Garten- und Feld-Oeconomie
eine der groͤſten Wiſſenſchaften, daß man
das Quantum derer auszuſtreuenden Samen
treffe, welches die wenigſten unterſuchet und er-
fahren haben. Die mehreſten ſaͤen ihre Samen
ohne Vernunft und Ueberlegung dahin, es mag
auch gerathen oder verderben. Man fehlet hier
auf eine zweyfache Art, und thut entweder der
Sache zu viel, daß man uͤberfluͤßigen Samen auf
einen Acker werfen laͤſt: oder zu wenig, daß man
alzu duͤnne ſaͤen wil. Geſchiehet das erſte, ſo wie-
derſchlagen die Fruͤchte; (beſiehe hiervon im 12.
Capitel die Not. **, p. 97.) geſchiehet das leztere,
ſo leidet man Schaden, daß man hernachmalen,
wenn die Fruͤchte zu duͤnne ſtehen, allerhand Spe-
culationes machen muß, was man auf die leeren
und duͤnnen Flecken einſaͤen oder pflanzen wil.
Wenn jemand dieſes leztere recht verſteht und wol
beſorget, ſo komt einigermaſen der Schade wie-
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Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 1. Erfurt, 1753, S. 108. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz01_1753/129>, abgerufen am 03.03.2025.
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