Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Reich, Moses Josef: Mammon im Gebirge. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 9. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–45. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

Bild:
<< vorherige Seite

, lieber die einer Katze! -- Schön! -- Seine teuflische Ruhe regte Truden immer mehr auf, sie fuhr fort: Ja, der Martin sollte Euern Schatz finden, Ihr habt genug, und wir wären auch glücklich! -- Schön! sagte Sommer und athmete tief auf; er verließ jetzt ihr Bett und ging in die Kammer zurück, aus der er nach einigen Secunden mit einem Bündel wiederkam. Trude war unterdessen aus dem Bette gesprungen, hatte einen Rock und ein Tuch umgeworfen und war eben auf dem Sprunge, aus der Stube zu fliehen, als Sommer ihr das Bündel vor die Füße warf und: Geh nur, geh! und nimm deine Bettelkleider mit! ihr nachrief; aus Angst that sie, wie er befohlen, nahm das Bündel unter den Arm und entsprang; Sommer verbarg das Gesicht mit den Händen und schluchzte; dann zündete er die Laterne wieder an, nahm wieder die Haue und den Spaten, dazu die geladene Pistole, welche er erst sorgfältig untersuchte, und ging der Stelle zu, wo er den Schatz vergraben hatte.

Trude war indessen bei Martin's Häuschen baarfuß angelangt, klopfte zitternd vor Kälte und Seelenangst mit aneinanderschlagenden Zähnen an das Fenster, Niemand hörte; sie rief: Martin! -- Niemand meldete sich; jetzt stieg eine Ahnung in ihr auf, sie verließ die Hütte und lief querfeldein dem Scheine der Laterne nach, welche die Haselnußhecken beleuchtete; athemlos, mit zerstochenen blutigen Füßen kam sie gerade zurecht, um den schrecklichsten Auftritt zu erleben; sie sah Martin graben, neben ihm lag ein Gewehr; sie winkte, sie rief; Martin blickte

, lieber die einer Katze! — Schön! — Seine teuflische Ruhe regte Truden immer mehr auf, sie fuhr fort: Ja, der Martin sollte Euern Schatz finden, Ihr habt genug, und wir wären auch glücklich! — Schön! sagte Sommer und athmete tief auf; er verließ jetzt ihr Bett und ging in die Kammer zurück, aus der er nach einigen Secunden mit einem Bündel wiederkam. Trude war unterdessen aus dem Bette gesprungen, hatte einen Rock und ein Tuch umgeworfen und war eben auf dem Sprunge, aus der Stube zu fliehen, als Sommer ihr das Bündel vor die Füße warf und: Geh nur, geh! und nimm deine Bettelkleider mit! ihr nachrief; aus Angst that sie, wie er befohlen, nahm das Bündel unter den Arm und entsprang; Sommer verbarg das Gesicht mit den Händen und schluchzte; dann zündete er die Laterne wieder an, nahm wieder die Haue und den Spaten, dazu die geladene Pistole, welche er erst sorgfältig untersuchte, und ging der Stelle zu, wo er den Schatz vergraben hatte.

Trude war indessen bei Martin's Häuschen baarfuß angelangt, klopfte zitternd vor Kälte und Seelenangst mit aneinanderschlagenden Zähnen an das Fenster, Niemand hörte; sie rief: Martin! — Niemand meldete sich; jetzt stieg eine Ahnung in ihr auf, sie verließ die Hütte und lief querfeldein dem Scheine der Laterne nach, welche die Haselnußhecken beleuchtete; athemlos, mit zerstochenen blutigen Füßen kam sie gerade zurecht, um den schrecklichsten Auftritt zu erleben; sie sah Martin graben, neben ihm lag ein Gewehr; sie winkte, sie rief; Martin blickte

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="0">
        <p><pb facs="#f0048"/>
, lieber die einer      Katze! &#x2014; Schön! &#x2014; Seine teuflische Ruhe regte Truden immer mehr auf, sie fuhr fort: Ja, der      Martin sollte Euern Schatz finden, Ihr habt genug, und wir wären auch glücklich! &#x2014; Schön! sagte      Sommer und athmete tief auf; er verließ jetzt ihr Bett und ging in die Kammer zurück, aus der      er nach einigen Secunden mit einem Bündel wiederkam. Trude war unterdessen aus dem Bette      gesprungen, hatte einen Rock und ein Tuch umgeworfen und war eben auf dem Sprunge, aus der      Stube zu fliehen, als Sommer ihr das Bündel vor die Füße warf und: Geh nur, geh! und nimm deine      Bettelkleider mit! ihr nachrief; aus Angst that sie, wie er befohlen, nahm das Bündel unter den      Arm und entsprang; Sommer verbarg das Gesicht mit den Händen und schluchzte; dann zündete er      die Laterne wieder an, nahm wieder die Haue und den Spaten, dazu die geladene Pistole, welche      er erst sorgfältig untersuchte, und ging der Stelle zu, wo er den Schatz vergraben hatte.</p><lb/>
        <p>Trude war indessen bei Martin's Häuschen baarfuß angelangt, klopfte zitternd vor Kälte und      Seelenangst mit aneinanderschlagenden Zähnen an das Fenster, Niemand hörte; sie rief: Martin! &#x2014;      Niemand meldete sich; jetzt stieg eine Ahnung in ihr auf, sie verließ die Hütte und lief      querfeldein dem Scheine der Laterne nach, welche die Haselnußhecken beleuchtete; athemlos, mit      zerstochenen blutigen Füßen kam sie gerade zurecht, um den schrecklichsten Auftritt zu erleben;      sie sah Martin graben, neben ihm lag ein Gewehr; sie winkte, sie rief; Martin blickte<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0048] , lieber die einer Katze! — Schön! — Seine teuflische Ruhe regte Truden immer mehr auf, sie fuhr fort: Ja, der Martin sollte Euern Schatz finden, Ihr habt genug, und wir wären auch glücklich! — Schön! sagte Sommer und athmete tief auf; er verließ jetzt ihr Bett und ging in die Kammer zurück, aus der er nach einigen Secunden mit einem Bündel wiederkam. Trude war unterdessen aus dem Bette gesprungen, hatte einen Rock und ein Tuch umgeworfen und war eben auf dem Sprunge, aus der Stube zu fliehen, als Sommer ihr das Bündel vor die Füße warf und: Geh nur, geh! und nimm deine Bettelkleider mit! ihr nachrief; aus Angst that sie, wie er befohlen, nahm das Bündel unter den Arm und entsprang; Sommer verbarg das Gesicht mit den Händen und schluchzte; dann zündete er die Laterne wieder an, nahm wieder die Haue und den Spaten, dazu die geladene Pistole, welche er erst sorgfältig untersuchte, und ging der Stelle zu, wo er den Schatz vergraben hatte. Trude war indessen bei Martin's Häuschen baarfuß angelangt, klopfte zitternd vor Kälte und Seelenangst mit aneinanderschlagenden Zähnen an das Fenster, Niemand hörte; sie rief: Martin! — Niemand meldete sich; jetzt stieg eine Ahnung in ihr auf, sie verließ die Hütte und lief querfeldein dem Scheine der Laterne nach, welche die Haselnußhecken beleuchtete; athemlos, mit zerstochenen blutigen Füßen kam sie gerade zurecht, um den schrecklichsten Auftritt zu erleben; sie sah Martin graben, neben ihm lag ein Gewehr; sie winkte, sie rief; Martin blickte

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-16T10:03:58Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-16T10:03:58Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: nein; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/reich_mammon_1910
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/reich_mammon_1910/48
Zitationshilfe: Reich, Moses Josef: Mammon im Gebirge. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 9. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–45. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reich_mammon_1910/48>, abgerufen am 24.11.2024.