begegnen, als was dort in Augsburg beschlossen worden." 1 Der römische Hof hat ihn niemals anerkannt.
Eben so lief es aber allen Begriffen Pauls IV von der päpstlichen Oberhoheit auch über das Kaiserthum entge- gen, daß Carl V demselben entsagte, ohne mit ihm darüber Rücksprache genommen zu haben, und zwar in die Hände der Churfürsten, nicht in die seinen. Er erklärte die ganze Entsagung für null [ - 3 Zeichen fehlen] nichtig: für nicht minder ungül- tig die darauf erfolgte W[ - 4 Zeichen fehlen] die von Ketzern, ja von Hä- resiarchen vorgenommen worden. Er äußerte Zweifel selbst über die persönliche Befähigung Ferdinands, der da lebe wie Eli, und sich nicht darum kümmere, daß sein Sohn Maxi- milian den Abtrünnigen beigetreten sey. 2 Den Gesandten Ferdinands, Martin Gusman, wollte er lange Zeit nicht se- hen: bei Nacht sey er gekommen, rief er aus, bei Nacht möge er sich entfernen; nachdem Gusman eine Zeitlang in Tivoli gewartet, ward er endlich zwar vorgelassen, aber nur als Privatmann, und um die Einwendungen zu hören, welche eine Congregation von Cardinälen gegen das Verfahren der Deutschen erhob. 3 Der römische Hof stellte die Forderung auf, der neue Kaiser solle zuerst auf seine Würde wieder Verzicht leisten und erwarten was der Papst alsdann ver- ordnen werde.
So weit war es nun doch im Reiche gekommen, daß sich Niemand um diesen Widerspruch bekümmerte. Es war
1 An den Bischof von Passau 18 Dec. 1555. Bei Rainal- dus 22, 134.
2Babou au roi de France 11 Juin 1558 bei Ribier II, 746.
3 Vgl. die Erzählung von Nores, das Original aller späteren, bei Bromato Vita di Paolo IV Bd II, 431.
PaulIVund das Reich.
begegnen, als was dort in Augsburg beſchloſſen worden.“ 1 Der römiſche Hof hat ihn niemals anerkannt.
Eben ſo lief es aber allen Begriffen Pauls IV von der päpſtlichen Oberhoheit auch über das Kaiſerthum entge- gen, daß Carl V demſelben entſagte, ohne mit ihm darüber Rückſprache genommen zu haben, und zwar in die Hände der Churfürſten, nicht in die ſeinen. Er erklärte die ganze Entſagung für null [ – 3 Zeichen fehlen] nichtig: für nicht minder ungül- tig die darauf erfolgte W[ – 4 Zeichen fehlen] die von Ketzern, ja von Hä- reſiarchen vorgenommen worden. Er äußerte Zweifel ſelbſt über die perſönliche Befähigung Ferdinands, der da lebe wie Eli, und ſich nicht darum kümmere, daß ſein Sohn Maxi- milian den Abtrünnigen beigetreten ſey. 2 Den Geſandten Ferdinands, Martin Gusman, wollte er lange Zeit nicht ſe- hen: bei Nacht ſey er gekommen, rief er aus, bei Nacht möge er ſich entfernen; nachdem Gusman eine Zeitlang in Tivoli gewartet, ward er endlich zwar vorgelaſſen, aber nur als Privatmann, und um die Einwendungen zu hören, welche eine Congregation von Cardinälen gegen das Verfahren der Deutſchen erhob. 3 Der römiſche Hof ſtellte die Forderung auf, der neue Kaiſer ſolle zuerſt auf ſeine Würde wieder Verzicht leiſten und erwarten was der Papſt alsdann ver- ordnen werde.
So weit war es nun doch im Reiche gekommen, daß ſich Niemand um dieſen Widerſpruch bekümmerte. Es war
1 An den Biſchof von Paſſau 18 Dec. 1555. Bei Rainal- dus 22, 134.
2Babou au roi de France 11 Juin 1558 bei Ribier II, 746.
3 Vgl. die Erzaͤhlung von Nores, das Original aller ſpaͤteren, bei Bromato Vita di Paolo IV Bd II, 431.
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Paul IV und das Reich.
begegnen, als was dort in Augsburg beſchloſſen worden.“ 1
Der römiſche Hof hat ihn niemals anerkannt.
Eben ſo lief es aber allen Begriffen Pauls IV von
der päpſtlichen Oberhoheit auch über das Kaiſerthum entge-
gen, daß Carl V demſelben entſagte, ohne mit ihm darüber
Rückſprache genommen zu haben, und zwar in die Hände
der Churfürſten, nicht in die ſeinen. Er erklärte die ganze
Entſagung für null ___ nichtig: für nicht minder ungül-
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reſiarchen vorgenommen worden. Er äußerte Zweifel ſelbſt
über die perſönliche Befähigung Ferdinands, der da lebe wie
Eli, und ſich nicht darum kümmere, daß ſein Sohn Maxi-
milian den Abtrünnigen beigetreten ſey. 2 Den Geſandten
Ferdinands, Martin Gusman, wollte er lange Zeit nicht ſe-
hen: bei Nacht ſey er gekommen, rief er aus, bei Nacht
möge er ſich entfernen; nachdem Gusman eine Zeitlang in
Tivoli gewartet, ward er endlich zwar vorgelaſſen, aber nur
als Privatmann, und um die Einwendungen zu hören, welche
eine Congregation von Cardinälen gegen das Verfahren der
Deutſchen erhob. 3 Der römiſche Hof ſtellte die Forderung
auf, der neue Kaiſer ſolle zuerſt auf ſeine Würde wieder
Verzicht leiſten und erwarten was der Papſt alsdann ver-
ordnen werde.
So weit war es nun doch im Reiche gekommen, daß
ſich Niemand um dieſen Widerſpruch bekümmerte. Es war
1 An den Biſchof von Paſſau 18 Dec. 1555. Bei Rainal-
dus 22, 134.
2 Babou au roi de France 11 Juin 1558 bei Ribier II, 746.
3 Vgl. die Erzaͤhlung von Nores, das Original aller ſpaͤteren,
bei Bromato Vita di Paolo IV Bd II, 431.
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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 5. Berlin, 1843, S. 421. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation05_1843/433>, abgerufen am 24.11.2024.
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