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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 5. Berlin, 1843.

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Zehntes Buch. Sechstes Capitel.
zen Christenheit ein weltliches Haupt zu setzen habe, und
nach den alten Rechten und Herkommen, mit Wissen Wil-
len und Rath der Stände zu regieren sey. 1 Man faßte
dabei sehr gut die doppelte Beziehung der innern Ordnung
und des äußern Ranges, auf denen es beruht, die mit ein-
ander gegründet worden, nicht an die Person, sondern an
die Gemeinschaft geknüpft waren, und die man nicht fallen
lassen durfte. Ein jeder fühlte wohl, daß er außerhalb die-
ser Vereinigung nur wenig bedeute.

Besonders waren die sechs Churfürsten davon durch-
drungen.

Gleich bei der Einladung zu einer persönlichen Zusam-
menkunft hatten Sachsen und Brandenburg den Gedanken ge-
faßt, dieselbe zur Erneuerung des Churfürstenvereins zu be-
nutzen, der lange Zeit die vornehmste Macht im Reiche gebil-
det. Sie waren der Meinung, auch das frühere Ansehen des
Collegiums lasse sich wiedergewinnen, wenn es nur in allem
zusammenhalte, was die Wohlfahrt des Reiches und die
eigne Hoheit anlange. 2

Es kam ihnen hiebei zu Statten, daß die Erinnerung

1 "Nachdem das heil. Reich deutscher Nation ein frei reich ist
-- das aus seinen eignen Gliedern durch frei ordentliche wal der Chur-
fürsten ein weltlich haupt zu erkiesen hat, welches haupt gleichwol in
sachen dasselbig Reich belangend, vermöge der guldnen bull, und al-
tem herkommen nach, mit Wissen Willen und Rath der Stände und
sonderlich der sechs Churfürsten als der vornehmsten Glieder regieren
soll." Kurtzer Bericht etlicher gemeiner auch sonderbarer beschwerungk
des heil. reichs deutscher Nation -- allein zu weiterm Nachdenken
und Erinnerung gestalt. (Archiv zu Berlin.)
2 "Und wurden die kais. u. kön. Mt, wan sie sehen, das die
Churfürsten sich wiederum freundlich zusammenhielten, und in dem

Zehntes Buch. Sechstes Capitel.
zen Chriſtenheit ein weltliches Haupt zu ſetzen habe, und
nach den alten Rechten und Herkommen, mit Wiſſen Wil-
len und Rath der Stände zu regieren ſey. 1 Man faßte
dabei ſehr gut die doppelte Beziehung der innern Ordnung
und des äußern Ranges, auf denen es beruht, die mit ein-
ander gegründet worden, nicht an die Perſon, ſondern an
die Gemeinſchaft geknüpft waren, und die man nicht fallen
laſſen durfte. Ein jeder fühlte wohl, daß er außerhalb die-
ſer Vereinigung nur wenig bedeute.

Beſonders waren die ſechs Churfürſten davon durch-
drungen.

Gleich bei der Einladung zu einer perſönlichen Zuſam-
menkunft hatten Sachſen und Brandenburg den Gedanken ge-
faßt, dieſelbe zur Erneuerung des Churfürſtenvereins zu be-
nutzen, der lange Zeit die vornehmſte Macht im Reiche gebil-
det. Sie waren der Meinung, auch das frühere Anſehen des
Collegiums laſſe ſich wiedergewinnen, wenn es nur in allem
zuſammenhalte, was die Wohlfahrt des Reiches und die
eigne Hoheit anlange. 2

Es kam ihnen hiebei zu Statten, daß die Erinnerung

1 „Nachdem das heil. Reich deutſcher Nation ein frei reich iſt
— das aus ſeinen eignen Gliedern durch frei ordentliche wal der Chur-
fuͤrſten ein weltlich haupt zu erkieſen hat, welches haupt gleichwol in
ſachen daſſelbig Reich belangend, vermoͤge der guldnen bull, und al-
tem herkommen nach, mit Wiſſen Willen und Rath der Staͤnde und
ſonderlich der ſechs Churfuͤrſten als der vornehmſten Glieder regieren
ſoll.“ Kurtzer Bericht etlicher gemeiner auch ſonderbarer beſchwerungk
des heil. reichs deutſcher Nation — allein zu weiterm Nachdenken
und Erinnerung geſtalt. (Archiv zu Berlin.)
2 „Und wurden die kaiſ. u. koͤn. Mt, wan ſie ſehen, das die
Churfuͤrſten ſich wiederum freundlich zuſammenhielten, und in dem
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[418/0430] Zehntes Buch. Sechstes Capitel. zen Chriſtenheit ein weltliches Haupt zu ſetzen habe, und nach den alten Rechten und Herkommen, mit Wiſſen Wil- len und Rath der Stände zu regieren ſey. 1 Man faßte dabei ſehr gut die doppelte Beziehung der innern Ordnung und des äußern Ranges, auf denen es beruht, die mit ein- ander gegründet worden, nicht an die Perſon, ſondern an die Gemeinſchaft geknüpft waren, und die man nicht fallen laſſen durfte. Ein jeder fühlte wohl, daß er außerhalb die- ſer Vereinigung nur wenig bedeute. Beſonders waren die ſechs Churfürſten davon durch- drungen. Gleich bei der Einladung zu einer perſönlichen Zuſam- menkunft hatten Sachſen und Brandenburg den Gedanken ge- faßt, dieſelbe zur Erneuerung des Churfürſtenvereins zu be- nutzen, der lange Zeit die vornehmſte Macht im Reiche gebil- det. Sie waren der Meinung, auch das frühere Anſehen des Collegiums laſſe ſich wiedergewinnen, wenn es nur in allem zuſammenhalte, was die Wohlfahrt des Reiches und die eigne Hoheit anlange. 2 Es kam ihnen hiebei zu Statten, daß die Erinnerung 1 „Nachdem das heil. Reich deutſcher Nation ein frei reich iſt — das aus ſeinen eignen Gliedern durch frei ordentliche wal der Chur- fuͤrſten ein weltlich haupt zu erkieſen hat, welches haupt gleichwol in ſachen daſſelbig Reich belangend, vermoͤge der guldnen bull, und al- tem herkommen nach, mit Wiſſen Willen und Rath der Staͤnde und ſonderlich der ſechs Churfuͤrſten als der vornehmſten Glieder regieren ſoll.“ Kurtzer Bericht etlicher gemeiner auch ſonderbarer beſchwerungk des heil. reichs deutſcher Nation — allein zu weiterm Nachdenken und Erinnerung geſtalt. (Archiv zu Berlin.) 2 „Und wurden die kaiſ. u. koͤn. Mt, wan ſie ſehen, das die Churfuͤrſten ſich wiederum freundlich zuſammenhielten, und in dem

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 5. Berlin, 1843, S. 418. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation05_1843/430>, abgerufen am 24.11.2024.