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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 5. Berlin, 1843.

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Verbindung des Kaisers mit England.

Obwohl Maria noch ein paar Jahr lebte, so mußte
doch die Absicht, in welcher der Kaiser sie mit seinem Sohne
vermählt, schon im Sommer 1555 als gescheitert betrachtet
werden. Man erzählt, er sey gewarnt gewesen; 1 aber diese
religiös-dynastischen Combinationen waren stärker als seine
sonst in Berechnungen geübte Klugheit und Voraussicht: sie
rissen ihn mit sich fort.

Sehr begreiflich ist die Ungeduld, mit der er die Nach-
richt von der Niederkunft der Königin Maria erwartete: er
hat den englischen Gesandten einst früh um fünf Uhr an sein
Bett kommen lassen, um ihn wegen eines darüber verbrei-
teten Gerüchtes zu fragen; -- nur ungern und langsam
überzeugte er sich von der Nichtigkeit ihres Vorgebens.

Hätten die Dinge in England sich befestigt, wäre dann,
worüber von London aus eifrig unterhandelt ward, ein Friede
mit Frankreich zu Stande gekommen, so möchte der Kaiser
wohl auch auf der Prorogation des deutschen Reichstags
bestanden und der Concession des Religionsfriedens ernsten
Widerspruch entgegengesetzt haben.

Statt der Erstarkung des Prinzipes der alten Kirche
aber, die man erwartete, brach in der Mitte derselben noch
einmal ein neuer Zwiespalt aus.

Im Mai 1555 bestieg ein Mann den römischen Stuhl,
den der Kaiser von jeher als seinen persönlichen Feind be-

les (V.) sieht man wie viel Mühe es im Anfang des Jahres 1556
den Franzosen machte, die Anhänger der Elisabeth von einer gewalt-
samen Machination abzuhalten.
1 Goselini 201: Gonzaga habe erinnert "dovere, a giudizio suo,
la corona di Spagna far poco fundamento dell'Inghilterra pendente
dal debil filo di una donna non giovane non sana non fertile."
Ranke D. Gesch. V. 26
Verbindung des Kaiſers mit England.

Obwohl Maria noch ein paar Jahr lebte, ſo mußte
doch die Abſicht, in welcher der Kaiſer ſie mit ſeinem Sohne
vermählt, ſchon im Sommer 1555 als geſcheitert betrachtet
werden. Man erzählt, er ſey gewarnt geweſen; 1 aber dieſe
religiös-dynaſtiſchen Combinationen waren ſtärker als ſeine
ſonſt in Berechnungen geübte Klugheit und Vorausſicht: ſie
riſſen ihn mit ſich fort.

Sehr begreiflich iſt die Ungeduld, mit der er die Nach-
richt von der Niederkunft der Königin Maria erwartete: er
hat den engliſchen Geſandten einſt früh um fünf Uhr an ſein
Bett kommen laſſen, um ihn wegen eines darüber verbrei-
teten Gerüchtes zu fragen; — nur ungern und langſam
überzeugte er ſich von der Nichtigkeit ihres Vorgebens.

Hätten die Dinge in England ſich befeſtigt, wäre dann,
worüber von London aus eifrig unterhandelt ward, ein Friede
mit Frankreich zu Stande gekommen, ſo möchte der Kaiſer
wohl auch auf der Prorogation des deutſchen Reichstags
beſtanden und der Conceſſion des Religionsfriedens ernſten
Widerſpruch entgegengeſetzt haben.

Statt der Erſtarkung des Prinzipes der alten Kirche
aber, die man erwartete, brach in der Mitte derſelben noch
einmal ein neuer Zwieſpalt aus.

Im Mai 1555 beſtieg ein Mann den römiſchen Stuhl,
den der Kaiſer von jeher als ſeinen perſönlichen Feind be-

les (V.) ſieht man wie viel Muͤhe es im Anfang des Jahres 1556
den Franzoſen machte, die Anhaͤnger der Eliſabeth von einer gewalt-
ſamen Machination abzuhalten.
1 Goſelini 201: Gonzaga habe erinnert „dovere, a giudizio suo,
la corona di Spagna far poco fundamento dell’Inghilterra pendente
dal debil filo di una donna non giovane non sana non fertile.“
Ranke D. Geſch. V. 26
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[401/0413] Verbindung des Kaiſers mit England. Obwohl Maria noch ein paar Jahr lebte, ſo mußte doch die Abſicht, in welcher der Kaiſer ſie mit ſeinem Sohne vermählt, ſchon im Sommer 1555 als geſcheitert betrachtet werden. Man erzählt, er ſey gewarnt geweſen; 1 aber dieſe religiös-dynaſtiſchen Combinationen waren ſtärker als ſeine ſonſt in Berechnungen geübte Klugheit und Vorausſicht: ſie riſſen ihn mit ſich fort. Sehr begreiflich iſt die Ungeduld, mit der er die Nach- richt von der Niederkunft der Königin Maria erwartete: er hat den engliſchen Geſandten einſt früh um fünf Uhr an ſein Bett kommen laſſen, um ihn wegen eines darüber verbrei- teten Gerüchtes zu fragen; — nur ungern und langſam überzeugte er ſich von der Nichtigkeit ihres Vorgebens. Hätten die Dinge in England ſich befeſtigt, wäre dann, worüber von London aus eifrig unterhandelt ward, ein Friede mit Frankreich zu Stande gekommen, ſo möchte der Kaiſer wohl auch auf der Prorogation des deutſchen Reichstags beſtanden und der Conceſſion des Religionsfriedens ernſten Widerſpruch entgegengeſetzt haben. Statt der Erſtarkung des Prinzipes der alten Kirche aber, die man erwartete, brach in der Mitte derſelben noch einmal ein neuer Zwieſpalt aus. Im Mai 1555 beſtieg ein Mann den römiſchen Stuhl, den der Kaiſer von jeher als ſeinen perſönlichen Feind be- 2 1 Goſelini 201: Gonzaga habe erinnert „dovere, a giudizio suo, la corona di Spagna far poco fundamento dell’Inghilterra pendente dal debil filo di una donna non giovane non sana non fertile.“ 2 les (V.) ſieht man wie viel Muͤhe es im Anfang des Jahres 1556 den Franzoſen machte, die Anhaͤnger der Eliſabeth von einer gewalt- ſamen Machination abzuhalten. Ranke D. Geſch. V. 26

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 5. Berlin, 1843, S. 401. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation05_1843/413>, abgerufen am 24.11.2024.