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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 5. Berlin, 1843.

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Verbindung des Kaisers mit England.

Schon war eine starke Richtung dahin vorhanden, die
wohl auch daher rührte, daß die so eifrig protestantisch ge-
sinnten Häupter der vorigen Regierung nach dem Ableben
Eduards zu weit gegriffen, das Prinzip der einmal festge-
stellten Thronfolge verletzt, und einen Weg eingeschlagen hat-
ten, der wirklich zur Erneuerung der Bürgerkriege hätte füh-
ren können. Unmittelbar nach der Krönung der Königin ver-
sammelte sich ein Parlament, das fast wie jene welche wäh-
rend der Bürgerkriege von den jedesmaligen Siegern ver-
sammelt worden, zu Beschlüssen schritt die den frühern ge-
radezu entgegengesetzt waren. Zunächst hielt man noch an
der von Heinrich VIII gegründeten Vereinigung geistlicher
und weltlicher Macht fest, kehrte aber zu der von diesem
König eingeführten Religionsform zurück und widerrief die
unter Eduard VI angenommenen Statuten. Natürlich ge-
schah das nicht ohne großen Widerspruch, wie die Königin
selbst sagt, "nicht ohne heftige Disputation und eifrige Ar-
beit der Getreuen"; 1 aber es geschah. Nach einiger Zeit
konnte man den Gedanken fassen, zu einer noch größern Un-
ternehmung zu schreiten. Im November des Jahres 1554
sollte auch die Religionsform Heinrichs VIII aufgehoben
und der Gehorsam gegen die römische Kirche überhaupt her-
gestellt werden. Ich finde, daß der Kaiser über die Art
und Weise dieß zu bewirken zu Rathe gezogen ward. 2 Auf

1 Non sine contentionc, disputatione acri et summo labore
fidelium.
Schreiben an Poole 15 Nov. 1553. (MS Corsin.)
2 Am 4ten November schreibt der florentinische Gesandte: Il
luogotenente d'Amone se ne torno gia cinque giorni sono in In-
ghilterra con la mente di Cesare circa quello che S. Ma desi-
dera che si tratti nel futuro parlamento. -- Per li ravvisi della re-
Verbindung des Kaiſers mit England.

Schon war eine ſtarke Richtung dahin vorhanden, die
wohl auch daher rührte, daß die ſo eifrig proteſtantiſch ge-
ſinnten Häupter der vorigen Regierung nach dem Ableben
Eduards zu weit gegriffen, das Prinzip der einmal feſtge-
ſtellten Thronfolge verletzt, und einen Weg eingeſchlagen hat-
ten, der wirklich zur Erneuerung der Bürgerkriege hätte füh-
ren können. Unmittelbar nach der Krönung der Königin ver-
ſammelte ſich ein Parlament, das faſt wie jene welche wäh-
rend der Bürgerkriege von den jedesmaligen Siegern ver-
ſammelt worden, zu Beſchlüſſen ſchritt die den frühern ge-
radezu entgegengeſetzt waren. Zunächſt hielt man noch an
der von Heinrich VIII gegründeten Vereinigung geiſtlicher
und weltlicher Macht feſt, kehrte aber zu der von dieſem
König eingeführten Religionsform zurück und widerrief die
unter Eduard VI angenommenen Statuten. Natürlich ge-
ſchah das nicht ohne großen Widerſpruch, wie die Königin
ſelbſt ſagt, „nicht ohne heftige Disputation und eifrige Ar-
beit der Getreuen“; 1 aber es geſchah. Nach einiger Zeit
konnte man den Gedanken faſſen, zu einer noch größern Un-
ternehmung zu ſchreiten. Im November des Jahres 1554
ſollte auch die Religionsform Heinrichs VIII aufgehoben
und der Gehorſam gegen die römiſche Kirche überhaupt her-
geſtellt werden. Ich finde, daß der Kaiſer über die Art
und Weiſe dieß zu bewirken zu Rathe gezogen ward. 2 Auf

1 Non sine contentionc, disputatione acri et summo labore
fidelium.
Schreiben an Poole 15 Nov. 1553. (MS Corsin.)
2 Am 4ten November ſchreibt der florentiniſche Geſandte: Il
luogotenente d’Amone se ne tornò gia cinque giorni sono in In-
ghilterra con la mente di Cesare circa quello che S. Mà desi-
dera che si tratti nel futuro parlamento. — Per li ravvisi della re-
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[397/0409] Verbindung des Kaiſers mit England. Schon war eine ſtarke Richtung dahin vorhanden, die wohl auch daher rührte, daß die ſo eifrig proteſtantiſch ge- ſinnten Häupter der vorigen Regierung nach dem Ableben Eduards zu weit gegriffen, das Prinzip der einmal feſtge- ſtellten Thronfolge verletzt, und einen Weg eingeſchlagen hat- ten, der wirklich zur Erneuerung der Bürgerkriege hätte füh- ren können. Unmittelbar nach der Krönung der Königin ver- ſammelte ſich ein Parlament, das faſt wie jene welche wäh- rend der Bürgerkriege von den jedesmaligen Siegern ver- ſammelt worden, zu Beſchlüſſen ſchritt die den frühern ge- radezu entgegengeſetzt waren. Zunächſt hielt man noch an der von Heinrich VIII gegründeten Vereinigung geiſtlicher und weltlicher Macht feſt, kehrte aber zu der von dieſem König eingeführten Religionsform zurück und widerrief die unter Eduard VI angenommenen Statuten. Natürlich ge- ſchah das nicht ohne großen Widerſpruch, wie die Königin ſelbſt ſagt, „nicht ohne heftige Disputation und eifrige Ar- beit der Getreuen“; 1 aber es geſchah. Nach einiger Zeit konnte man den Gedanken faſſen, zu einer noch größern Un- ternehmung zu ſchreiten. Im November des Jahres 1554 ſollte auch die Religionsform Heinrichs VIII aufgehoben und der Gehorſam gegen die römiſche Kirche überhaupt her- geſtellt werden. Ich finde, daß der Kaiſer über die Art und Weiſe dieß zu bewirken zu Rathe gezogen ward. 2 Auf 1 Non sine contentionc, disputatione acri et summo labore fidelium. Schreiben an Poole 15 Nov. 1553. (MS Corsin.) 2 Am 4ten November ſchreibt der florentiniſche Geſandte: Il luogotenente d’Amone se ne tornò gia cinque giorni sono in In- ghilterra con la mente di Cesare circa quello che S. Mà desi- dera che si tratti nel futuro parlamento. — Per li ravvisi della re-

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 5. Berlin, 1843, S. 397. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation05_1843/409>, abgerufen am 24.11.2024.