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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 5. Berlin, 1843.

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Zehntes Buch. Fünftes Capitel.
tismus erhoben, -- nicht Friede zu stiften, sondern den al-
ten Haß zu erneuern. Cölln meinte, man möge kaiserlicher
Majestät nochmals die Vergleichung heimstellen, -- eben da-
hin aber hatte man bis jetzt gearbeitet, dem Kaiser die Sache
aus der Hand zu nehmen; er selbst ließ sich nicht träumen,
daß dieß nochmals geschehen konnte. Nach einigem Hin und
Herreden mußte man nothwendig auf die in Passau gefaßten
Gesichtspuncte und Vorschläge zurückkommen. Der Canzler
von Mainz übernahm, aus dem Abschied von 1544, der
jetzt endlich wieder zu Ehren kam, und den Passauer Be-
schlüssen einen Entwurf zu neuen Artikeln zusammenzuziehen,
die in der That die Grundlage des Religionsfriedens gewor-
den sind. Wie sie der Churfürstenrath annahm, so ward
darin nicht allein die in Passau beliebte Formel wiederholt,
daß man zwar auf eine Vergleichung durch christliche freund-
liche Mittel denken werde, der Friede aber bestehen solle,
auch wenn die Vergleichung nicht zu Stande komme, son-
dern diese ward auf den Vorschlag des sächsischen Gesand-
ten durch den Zusatz noch verstärkt, "es solle in alle Wege
ein beständiger, beharrlicher, unbedingter, für und für ewig
währender Friede beschlossen und aufgerichtet seyn." 1

Eine vorläufige Frage erhob sich hiebei noch, wie nem-
lich die beiden Parteien zu bezeichnen seyen, zwischen denen
der Friede geschlossen werde. Trier machte den Vorschlag,
die Einen als Bekenner der alten katholischen Religion, die
Andern als Verwandte der Confession die im Jahr 1530

1 Der Churfürstlichen Räth Bedenken und Relation, welcher-
maaßen auß dem Abschiede zu Speier ao 1544 der Religionfriede zu
begreifen, mit förmlicher Rubrik: Hactenus, bei Lehmann p. 25.

Zehntes Buch. Fuͤnftes Capitel.
tismus erhoben, — nicht Friede zu ſtiften, ſondern den al-
ten Haß zu erneuern. Cölln meinte, man möge kaiſerlicher
Majeſtät nochmals die Vergleichung heimſtellen, — eben da-
hin aber hatte man bis jetzt gearbeitet, dem Kaiſer die Sache
aus der Hand zu nehmen; er ſelbſt ließ ſich nicht träumen,
daß dieß nochmals geſchehen konnte. Nach einigem Hin und
Herreden mußte man nothwendig auf die in Paſſau gefaßten
Geſichtspuncte und Vorſchläge zurückkommen. Der Canzler
von Mainz übernahm, aus dem Abſchied von 1544, der
jetzt endlich wieder zu Ehren kam, und den Paſſauer Be-
ſchlüſſen einen Entwurf zu neuen Artikeln zuſammenzuziehen,
die in der That die Grundlage des Religionsfriedens gewor-
den ſind. Wie ſie der Churfürſtenrath annahm, ſo ward
darin nicht allein die in Paſſau beliebte Formel wiederholt,
daß man zwar auf eine Vergleichung durch chriſtliche freund-
liche Mittel denken werde, der Friede aber beſtehen ſolle,
auch wenn die Vergleichung nicht zu Stande komme, ſon-
dern dieſe ward auf den Vorſchlag des ſächſiſchen Geſand-
ten durch den Zuſatz noch verſtärkt, „es ſolle in alle Wege
ein beſtändiger, beharrlicher, unbedingter, für und für ewig
währender Friede beſchloſſen und aufgerichtet ſeyn.“ 1

Eine vorläufige Frage erhob ſich hiebei noch, wie nem-
lich die beiden Parteien zu bezeichnen ſeyen, zwiſchen denen
der Friede geſchloſſen werde. Trier machte den Vorſchlag,
die Einen als Bekenner der alten katholiſchen Religion, die
Andern als Verwandte der Confeſſion die im Jahr 1530

1 Der Churfuͤrſtlichen Raͤth Bedenken und Relation, welcher-
maaßen auß dem Abſchiede zu Speier 1544 der Religionfriede zu
begreifen, mit foͤrmlicher Rubrik: Hactenus, bei Lehmann p. 25.
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[362/0374] Zehntes Buch. Fuͤnftes Capitel. tismus erhoben, — nicht Friede zu ſtiften, ſondern den al- ten Haß zu erneuern. Cölln meinte, man möge kaiſerlicher Majeſtät nochmals die Vergleichung heimſtellen, — eben da- hin aber hatte man bis jetzt gearbeitet, dem Kaiſer die Sache aus der Hand zu nehmen; er ſelbſt ließ ſich nicht träumen, daß dieß nochmals geſchehen konnte. Nach einigem Hin und Herreden mußte man nothwendig auf die in Paſſau gefaßten Geſichtspuncte und Vorſchläge zurückkommen. Der Canzler von Mainz übernahm, aus dem Abſchied von 1544, der jetzt endlich wieder zu Ehren kam, und den Paſſauer Be- ſchlüſſen einen Entwurf zu neuen Artikeln zuſammenzuziehen, die in der That die Grundlage des Religionsfriedens gewor- den ſind. Wie ſie der Churfürſtenrath annahm, ſo ward darin nicht allein die in Paſſau beliebte Formel wiederholt, daß man zwar auf eine Vergleichung durch chriſtliche freund- liche Mittel denken werde, der Friede aber beſtehen ſolle, auch wenn die Vergleichung nicht zu Stande komme, ſon- dern dieſe ward auf den Vorſchlag des ſächſiſchen Geſand- ten durch den Zuſatz noch verſtärkt, „es ſolle in alle Wege ein beſtändiger, beharrlicher, unbedingter, für und für ewig währender Friede beſchloſſen und aufgerichtet ſeyn.“ 1 Eine vorläufige Frage erhob ſich hiebei noch, wie nem- lich die beiden Parteien zu bezeichnen ſeyen, zwiſchen denen der Friede geſchloſſen werde. Trier machte den Vorſchlag, die Einen als Bekenner der alten katholiſchen Religion, die Andern als Verwandte der Confeſſion die im Jahr 1530 1 Der Churfuͤrſtlichen Raͤth Bedenken und Relation, welcher- maaßen auß dem Abſchiede zu Speier aō 1544 der Religionfriede zu begreifen, mit foͤrmlicher Rubrik: Hactenus, bei Lehmann p. 25.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 5. Berlin, 1843, S. 362. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation05_1843/374>, abgerufen am 24.11.2024.