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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 5. Berlin, 1843.

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Reichstag zu Augsburg 1555.
tag die Religionssache bald anfangs vornehmen solle; sie
erinnerten ihre geistlichen Collegen, daß auch sie jene Ab-
kunft "bei ihren fürstlichen Ehren, in guter rechter Treue,
und bei dem Worte der Wahrheit bekräftigt": würde man
von derselben auch nur in Einem Puncte abweichen, so würde
alles was darin bestimmt sey, zweifelhaft oder ungültig wer-
den. Dazu kam, daß das Collegium, wenn es sich entzweite,
an seiner Autorität verlor, was den geistlichen Mitgliedern
so wenig erwünscht war wie den weltlichen.

Churfürst Johann von Trier, ein geborner Isenburg,
der auch sonst als ein gemäßigter und vaterländisch-gesinn-
ter Mann erscheint, wie wir denn wohl anführen dürfen,
daß ihn Sebastian Münster wegen der Förderung rühmt,
die er ihm vor den meisten andern Fürsten zu seiner Kosmo-
graphie gethan, erwarb sich das Verdienst, endlich, bei der
sechsten Umfrage, auf die Seite der weltlichen Stimmen zu
treten. Dadurch war die Mehrheit entschieden; doch hatte
es auch dabei nicht sein Verbleiben: Cölln und Mainz folg-
ten dem Beispiele Triers nach. Ganz einhellig, und in sol-
chen Ausdrücken, in welchen alle Andeutung einer ursprüng-
lichen Verschiedenheit der Ansichten vermieden war, faßten
die Churfürsten den Beschluß, daß am Reichstag zuerst über
den beharrlichen Religionsfrieden berathschlagt werden solle.

In dem Fürstenrathe fehlte es nicht an Einwendungen
dagegen. 1 Besonders machte man geltend, daß der Profan-

1 Die sächsischen Gesandten bemerken: Herzog Heinrich von
Braunschweig hat sich noch besonders "unnütz gemacht." Die bran-
denburgischen bezeichnen den Erfolg in ihrem Schreiben vom 13ten
März mit diesen Worten: "dabei aber gleichwol so viel abgearbeitet,
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Reichstag zu Augsburg 1555.
tag die Religionsſache bald anfangs vornehmen ſolle; ſie
erinnerten ihre geiſtlichen Collegen, daß auch ſie jene Ab-
kunft „bei ihren fürſtlichen Ehren, in guter rechter Treue,
und bei dem Worte der Wahrheit bekräftigt“: würde man
von derſelben auch nur in Einem Puncte abweichen, ſo würde
alles was darin beſtimmt ſey, zweifelhaft oder ungültig wer-
den. Dazu kam, daß das Collegium, wenn es ſich entzweite,
an ſeiner Autorität verlor, was den geiſtlichen Mitgliedern
ſo wenig erwünſcht war wie den weltlichen.

Churfürſt Johann von Trier, ein geborner Iſenburg,
der auch ſonſt als ein gemäßigter und vaterländiſch-geſinn-
ter Mann erſcheint, wie wir denn wohl anführen dürfen,
daß ihn Sebaſtian Münſter wegen der Förderung rühmt,
die er ihm vor den meiſten andern Fürſten zu ſeiner Kosmo-
graphie gethan, erwarb ſich das Verdienſt, endlich, bei der
ſechsten Umfrage, auf die Seite der weltlichen Stimmen zu
treten. Dadurch war die Mehrheit entſchieden; doch hatte
es auch dabei nicht ſein Verbleiben: Cölln und Mainz folg-
ten dem Beiſpiele Triers nach. Ganz einhellig, und in ſol-
chen Ausdrücken, in welchen alle Andeutung einer urſprüng-
lichen Verſchiedenheit der Anſichten vermieden war, faßten
die Churfürſten den Beſchluß, daß am Reichstag zuerſt über
den beharrlichen Religionsfrieden berathſchlagt werden ſolle.

In dem Fürſtenrathe fehlte es nicht an Einwendungen
dagegen. 1 Beſonders machte man geltend, daß der Profan-

1 Die ſaͤchſiſchen Geſandten bemerken: Herzog Heinrich von
Braunſchweig hat ſich noch beſonders „unnuͤtz gemacht.“ Die bran-
denburgiſchen bezeichnen den Erfolg in ihrem Schreiben vom 13ten
Maͤrz mit dieſen Worten: „dabei aber gleichwol ſo viel abgearbeitet,
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[355/0367] Reichstag zu Augsburg 1555. tag die Religionsſache bald anfangs vornehmen ſolle; ſie erinnerten ihre geiſtlichen Collegen, daß auch ſie jene Ab- kunft „bei ihren fürſtlichen Ehren, in guter rechter Treue, und bei dem Worte der Wahrheit bekräftigt“: würde man von derſelben auch nur in Einem Puncte abweichen, ſo würde alles was darin beſtimmt ſey, zweifelhaft oder ungültig wer- den. Dazu kam, daß das Collegium, wenn es ſich entzweite, an ſeiner Autorität verlor, was den geiſtlichen Mitgliedern ſo wenig erwünſcht war wie den weltlichen. Churfürſt Johann von Trier, ein geborner Iſenburg, der auch ſonſt als ein gemäßigter und vaterländiſch-geſinn- ter Mann erſcheint, wie wir denn wohl anführen dürfen, daß ihn Sebaſtian Münſter wegen der Förderung rühmt, die er ihm vor den meiſten andern Fürſten zu ſeiner Kosmo- graphie gethan, erwarb ſich das Verdienſt, endlich, bei der ſechsten Umfrage, auf die Seite der weltlichen Stimmen zu treten. Dadurch war die Mehrheit entſchieden; doch hatte es auch dabei nicht ſein Verbleiben: Cölln und Mainz folg- ten dem Beiſpiele Triers nach. Ganz einhellig, und in ſol- chen Ausdrücken, in welchen alle Andeutung einer urſprüng- lichen Verſchiedenheit der Anſichten vermieden war, faßten die Churfürſten den Beſchluß, daß am Reichstag zuerſt über den beharrlichen Religionsfrieden berathſchlagt werden ſolle. In dem Fürſtenrathe fehlte es nicht an Einwendungen dagegen. 1 Beſonders machte man geltend, daß der Profan- 1 Die ſaͤchſiſchen Geſandten bemerken: Herzog Heinrich von Braunſchweig hat ſich noch beſonders „unnuͤtz gemacht.“ Die bran- denburgiſchen bezeichnen den Erfolg in ihrem Schreiben vom 13ten Maͤrz mit dieſen Worten: „dabei aber gleichwol ſo viel abgearbeitet, 23*

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 5. Berlin, 1843, S. 355. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation05_1843/367>, abgerufen am 24.11.2024.