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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 5. Berlin, 1843.

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Zehntes Buch. Viertes Capitel.
stören, z. B. einen in Tangermünde, albrechtische Reiter nir-
gends aufkommen zu lassen.

Merkwürdiger Anblick, wie der alte Parteigänger sich jetzt
als Executor der Reichsordnungen aufgestellt hat, von Ort
zu Ort zieht, und alles erdrückt was sich empören will. 1

Und nun endlich sprach auch der Kaiser sich aus. Er
hatte doch noch gewartet, bis Albrecht ihm seine Dienste
förmlich aufkündigte. Hierauf erst (18 Mai) erließ er die
Mandate zur Execution der über ihn gesprochenen Acht.

Das Schicksal Albrechts neigte sich zu seiner Catastrophe.
In Niederdeutschland etwas auszurichten, durfte er jetzt nicht
mehr hoffen. Die Absicht gieng ihm durch den Kopf, mit
den ausgewanderten Protestanten die bei ihm waren, sich
nach Böhmen oder Schlesien zu werfen; aber auch da war
man vorbereitet, ihn zu empfangen. Es blieb ihm nichts
übrig, als sich nach Franken zurückzuwenden: mit ein paar
hundert Reitern, die sich ihm in Ilmenau zugesellt, gelangte
er Anfang Juni nach Schweinfurt.

Bereits seit ein paar Monaten war diese Stadt auf
das ernstlichste von bischöflichem und nürnbergischem Volk
belagert. Noch wehrten sich die Truppen Albrechts stand-
haft; auch die Einwohner nahmen mit Eifer an der Ver-
theidigung Theil, besonders nachdem sie den ersten Schrecken

1 Er klagt jedoch "das er in jüngster seiner Noth so gar von
der kaiserlichen Majestät verlassen, und auf sein vielfeltig ansuchen nicht
3 oder 4 tausend G. anlehensweise bekommen mögen." Schreiben
Schwendis an Königin Maria, Wolfenbüttel 5 Mai (Arch. z. Br.).
Auch sprach der Herzog sehr ernstlich von dem Mißtrauen so der ks.
Mt von wegen des Markgrafen Handlung und das er sogar nicht
über Acht und Reichsordnung halte auf dem Halse liege, der Kaiser
sollte sich seiner Pflicht gemäß der Executionssache annehmen.

Zehntes Buch. Viertes Capitel.
ſtören, z. B. einen in Tangermünde, albrechtiſche Reiter nir-
gends aufkommen zu laſſen.

Merkwürdiger Anblick, wie der alte Parteigänger ſich jetzt
als Executor der Reichsordnungen aufgeſtellt hat, von Ort
zu Ort zieht, und alles erdrückt was ſich empören will. 1

Und nun endlich ſprach auch der Kaiſer ſich aus. Er
hatte doch noch gewartet, bis Albrecht ihm ſeine Dienſte
förmlich aufkündigte. Hierauf erſt (18 Mai) erließ er die
Mandate zur Execution der über ihn geſprochenen Acht.

Das Schickſal Albrechts neigte ſich zu ſeiner Cataſtrophe.
In Niederdeutſchland etwas auszurichten, durfte er jetzt nicht
mehr hoffen. Die Abſicht gieng ihm durch den Kopf, mit
den ausgewanderten Proteſtanten die bei ihm waren, ſich
nach Böhmen oder Schleſien zu werfen; aber auch da war
man vorbereitet, ihn zu empfangen. Es blieb ihm nichts
übrig, als ſich nach Franken zurückzuwenden: mit ein paar
hundert Reitern, die ſich ihm in Ilmenau zugeſellt, gelangte
er Anfang Juni nach Schweinfurt.

Bereits ſeit ein paar Monaten war dieſe Stadt auf
das ernſtlichſte von biſchöflichem und nürnbergiſchem Volk
belagert. Noch wehrten ſich die Truppen Albrechts ſtand-
haft; auch die Einwohner nahmen mit Eifer an der Ver-
theidigung Theil, beſonders nachdem ſie den erſten Schrecken

1 Er klagt jedoch „das er in juͤngſter ſeiner Noth ſo gar von
der kaiſerlichen Majeſtaͤt verlaſſen, und auf ſein vielfeltig anſuchen nicht
3 oder 4 tauſend G. anlehensweiſe bekommen moͤgen.“ Schreiben
Schwendis an Koͤnigin Maria, Wolfenbuͤttel 5 Mai (Arch. z. Br.).
Auch ſprach der Herzog ſehr ernſtlich von dem Mißtrauen ſo der kſ.
Mt von wegen des Markgrafen Handlung und das er ſogar nicht
uͤber Acht und Reichsordnung halte auf dem Halſe liege, der Kaiſer
ſollte ſich ſeiner Pflicht gemaͤß der Executionsſache annehmen.
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[344/0356] Zehntes Buch. Viertes Capitel. ſtören, z. B. einen in Tangermünde, albrechtiſche Reiter nir- gends aufkommen zu laſſen. Merkwürdiger Anblick, wie der alte Parteigänger ſich jetzt als Executor der Reichsordnungen aufgeſtellt hat, von Ort zu Ort zieht, und alles erdrückt was ſich empören will. 1 Und nun endlich ſprach auch der Kaiſer ſich aus. Er hatte doch noch gewartet, bis Albrecht ihm ſeine Dienſte förmlich aufkündigte. Hierauf erſt (18 Mai) erließ er die Mandate zur Execution der über ihn geſprochenen Acht. Das Schickſal Albrechts neigte ſich zu ſeiner Cataſtrophe. In Niederdeutſchland etwas auszurichten, durfte er jetzt nicht mehr hoffen. Die Abſicht gieng ihm durch den Kopf, mit den ausgewanderten Proteſtanten die bei ihm waren, ſich nach Böhmen oder Schleſien zu werfen; aber auch da war man vorbereitet, ihn zu empfangen. Es blieb ihm nichts übrig, als ſich nach Franken zurückzuwenden: mit ein paar hundert Reitern, die ſich ihm in Ilmenau zugeſellt, gelangte er Anfang Juni nach Schweinfurt. Bereits ſeit ein paar Monaten war dieſe Stadt auf das ernſtlichſte von biſchöflichem und nürnbergiſchem Volk belagert. Noch wehrten ſich die Truppen Albrechts ſtand- haft; auch die Einwohner nahmen mit Eifer an der Ver- theidigung Theil, beſonders nachdem ſie den erſten Schrecken 1 Er klagt jedoch „das er in juͤngſter ſeiner Noth ſo gar von der kaiſerlichen Majeſtaͤt verlaſſen, und auf ſein vielfeltig anſuchen nicht 3 oder 4 tauſend G. anlehensweiſe bekommen moͤgen.“ Schreiben Schwendis an Koͤnigin Maria, Wolfenbuͤttel 5 Mai (Arch. z. Br.). Auch ſprach der Herzog ſehr ernſtlich von dem Mißtrauen ſo der kſ. Mt von wegen des Markgrafen Handlung und das er ſogar nicht uͤber Acht und Reichsordnung halte auf dem Halſe liege, der Kaiſer ſollte ſich ſeiner Pflicht gemaͤß der Executionsſache annehmen.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 5. Berlin, 1843, S. 344. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation05_1843/356>, abgerufen am 23.11.2024.