in der Nähe von Sievershausen, welche Albrecht überschreiten mußte um nach dem Magdeburgischen zu gelangen, nahm er glücklich noch vor ihm ein. "Er muß weichen", heißt es in einem seiner Briefe, "oder er muß schlagen." Moritz er- füllte sich mit der Schlachtbegier, die ihn immer bei der An- näherung eines Feindes ergriff. Man hat ihn mit dem Kriegsroß verglichen, das nicht mehr zurückzuhalten ist, wenn es das Wiehern der feindlichen Pferde gehört hat. Als der Gegner herankam, -- am 9ten Juli -- vergaß er den Be- schluß des Kriegsrathes denselben in der günstigen Stellung die man genommen, zu erwarten, und stürzte sich ihm selber entgegen. Ohne Mühe warf er eine Abtheilung der albrechti- schen Fußvölker über den Haufen.
Daß nun aber hiedurch die churfürstliche Schlachtord- nung gestört ward, setzte den Markgrafen in den erwünsch- testen Vortheil. Jetzt rückte er seinerseits vor, drang in die churfürstlichen Reiter ein, und warf sie, unterstützt von dem Westwind, der den Feinden den Staub in die Augen trieb; er nahm wirklich mit seinem Vortrab, dem aber der Gewalthaufe auf der Stelle nachdrückte, die Furt in Besitz, an der ihm alles zu liegen schien.
Hiewieder aber setzten sich nun der Churfürst und Her- zog Heinrich in Person, mit dem besten Volke unter den Hoffahnen von Braunschweig und Sachsen, in Bewegung. An dem engen Orte kam es zu einem stürmischen Zusam- mentreffen, in welchem die Reiter ihre Büchsen und Pisto- len mit vielem Erfolg gegen einander brauchten. Mancher wußte nicht, ob er Feind oder Freund getroffen. Die Chur- fürstlichen verloren ihre besten Leute, -- zwei Söhne des Her-
Zehntes Buch. Drittes Capitel.
in der Nähe von Sievershauſen, welche Albrecht überſchreiten mußte um nach dem Magdeburgiſchen zu gelangen, nahm er glücklich noch vor ihm ein. „Er muß weichen“, heißt es in einem ſeiner Briefe, „oder er muß ſchlagen.“ Moritz er- füllte ſich mit der Schlachtbegier, die ihn immer bei der An- näherung eines Feindes ergriff. Man hat ihn mit dem Kriegsroß verglichen, das nicht mehr zurückzuhalten iſt, wenn es das Wiehern der feindlichen Pferde gehört hat. Als der Gegner herankam, — am 9ten Juli — vergaß er den Be- ſchluß des Kriegsrathes denſelben in der günſtigen Stellung die man genommen, zu erwarten, und ſtürzte ſich ihm ſelber entgegen. Ohne Mühe warf er eine Abtheilung der albrechti- ſchen Fußvölker über den Haufen.
Daß nun aber hiedurch die churfürſtliche Schlachtord- nung geſtört ward, ſetzte den Markgrafen in den erwünſch- teſten Vortheil. Jetzt rückte er ſeinerſeits vor, drang in die churfürſtlichen Reiter ein, und warf ſie, unterſtützt von dem Weſtwind, der den Feinden den Staub in die Augen trieb; er nahm wirklich mit ſeinem Vortrab, dem aber der Gewalthaufe auf der Stelle nachdrückte, die Furt in Beſitz, an der ihm alles zu liegen ſchien.
Hiewieder aber ſetzten ſich nun der Churfürſt und Her- zog Heinrich in Perſon, mit dem beſten Volke unter den Hoffahnen von Braunſchweig und Sachſen, in Bewegung. An dem engen Orte kam es zu einem ſtürmiſchen Zuſam- mentreffen, in welchem die Reiter ihre Büchſen und Piſto- len mit vielem Erfolg gegen einander brauchten. Mancher wußte nicht, ob er Feind oder Freund getroffen. Die Chur- fürſtlichen verloren ihre beſten Leute, — zwei Söhne des Her-
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Zehntes Buch. Drittes Capitel.
in der Nähe von Sievershauſen, welche Albrecht überſchreiten
mußte um nach dem Magdeburgiſchen zu gelangen, nahm
er glücklich noch vor ihm ein. „Er muß weichen“, heißt es
in einem ſeiner Briefe, „oder er muß ſchlagen.“ Moritz er-
füllte ſich mit der Schlachtbegier, die ihn immer bei der An-
näherung eines Feindes ergriff. Man hat ihn mit dem
Kriegsroß verglichen, das nicht mehr zurückzuhalten iſt, wenn
es das Wiehern der feindlichen Pferde gehört hat. Als der
Gegner herankam, — am 9ten Juli — vergaß er den Be-
ſchluß des Kriegsrathes denſelben in der günſtigen Stellung
die man genommen, zu erwarten, und ſtürzte ſich ihm ſelber
entgegen. Ohne Mühe warf er eine Abtheilung der albrechti-
ſchen Fußvölker über den Haufen.
Daß nun aber hiedurch die churfürſtliche Schlachtord-
nung geſtört ward, ſetzte den Markgrafen in den erwünſch-
teſten Vortheil. Jetzt rückte er ſeinerſeits vor, drang in
die churfürſtlichen Reiter ein, und warf ſie, unterſtützt von
dem Weſtwind, der den Feinden den Staub in die Augen
trieb; er nahm wirklich mit ſeinem Vortrab, dem aber der
Gewalthaufe auf der Stelle nachdrückte, die Furt in Beſitz,
an der ihm alles zu liegen ſchien.
Hiewieder aber ſetzten ſich nun der Churfürſt und Her-
zog Heinrich in Perſon, mit dem beſten Volke unter den
Hoffahnen von Braunſchweig und Sachſen, in Bewegung.
An dem engen Orte kam es zu einem ſtürmiſchen Zuſam-
mentreffen, in welchem die Reiter ihre Büchſen und Piſto-
len mit vielem Erfolg gegen einander brauchten. Mancher
wußte nicht, ob er Feind oder Freund getroffen. Die Chur-
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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 5. Berlin, 1843, S. 326. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation05_1843/338>, abgerufen am 23.07.2024.
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