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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 5. Berlin, 1843.

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Moritz in neuem Bunde mit Frankreich.
griff war, mit seinem Heere gegen Albrecht anzuziehen. "Ich
finde ihn", schreibt er dem König am 4ten Juli, "in allen
Dingen, welche die Ehre und den Vortheil der Krone Frank-
reich betreffen, vollkommen wohl gesinnt, und entschlossen, von
diesem Kriege nicht abzustehn, ehe nicht die Irrungen zwi-
schen derselben und dem Reiche ausgemacht seyn werden." 1

Der König hatte, wie einst Albrecht, so jetzt Moritz zu
einem Angriff auf die Niederlande aufgefordert; ein märki-
scher Rittmeister, Thomas von Hodenberg, versichert, es sey
wirklich die Absicht des Churfürsten, dahin vorzudringen, und
Rar von Niederdeutschland aus, sobald er nur mit Mark-
graf Albrecht fertig geworden: schon habe er Leute abge-
schickt, um den Weg zu untersuchen, namentlich die Furten
und Pässe zu bezeichnen, welche man im Voraus einzuneh-
men habe. 2

Die Anhänger des Hauses Östreich hegten über seine
Entwürfe die schlimmsten Vermuthungen. Der alte Fugger
hat dem König Ferdinand gesagt, die Absicht des Churfür-
sten werde seyn, ihn, den König, zu verdrängen und sich sel-
ber einzusetzen.

So viel ist richtig, daß wenn man nach dem letzten
Ziel der beiden Nebenbuhler fragte, Niemand es hätte nen-
nen können.

Man erstaunte wenn man sah daß der römische König
den Churfürsten mit Kriegsvolk unterstützte, während der Kai-
ser den Markgrafen ganz offenbar begünstigte.


1 Schreiben Graf Volradts bei Mencken Scr. R. G. II, 1421.
2 Auch der Kaiser sagt, er habe gehört "que si ledit duc
Mauris surmontoit le dit marquis, il devoit venir assaillir mes
pais de Geldern."
(An Ferdinand 26 Aug. 1553.)
21*

Moritz in neuem Bunde mit Frankreich.
griff war, mit ſeinem Heere gegen Albrecht anzuziehen. „Ich
finde ihn“, ſchreibt er dem König am 4ten Juli, „in allen
Dingen, welche die Ehre und den Vortheil der Krone Frank-
reich betreffen, vollkommen wohl geſinnt, und entſchloſſen, von
dieſem Kriege nicht abzuſtehn, ehe nicht die Irrungen zwi-
ſchen derſelben und dem Reiche ausgemacht ſeyn werden.“ 1

Der König hatte, wie einſt Albrecht, ſo jetzt Moritz zu
einem Angriff auf die Niederlande aufgefordert; ein märki-
ſcher Rittmeiſter, Thomas von Hodenberg, verſichert, es ſey
wirklich die Abſicht des Churfürſten, dahin vorzudringen, und
Rar von Niederdeutſchland aus, ſobald er nur mit Mark-
graf Albrecht fertig geworden: ſchon habe er Leute abge-
ſchickt, um den Weg zu unterſuchen, namentlich die Furten
und Päſſe zu bezeichnen, welche man im Voraus einzuneh-
men habe. 2

Die Anhänger des Hauſes Öſtreich hegten über ſeine
Entwürfe die ſchlimmſten Vermuthungen. Der alte Fugger
hat dem König Ferdinand geſagt, die Abſicht des Churfür-
ſten werde ſeyn, ihn, den König, zu verdrängen und ſich ſel-
ber einzuſetzen.

So viel iſt richtig, daß wenn man nach dem letzten
Ziel der beiden Nebenbuhler fragte, Niemand es hätte nen-
nen können.

Man erſtaunte wenn man ſah daß der römiſche König
den Churfürſten mit Kriegsvolk unterſtützte, während der Kai-
ſer den Markgrafen ganz offenbar begünſtigte.


1 Schreiben Graf Volradts bei Mencken Scr. R. G. II, 1421.
2 Auch der Kaiſer ſagt, er habe gehoͤrt „que si ledit duc
Mauris surmontoit le dit marquis, il devoit venir assaillir mes
pais de Geldern.“
(An Ferdinand 26 Aug. 1553.)
21*
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[323/0335] Moritz in neuem Bunde mit Frankreich. griff war, mit ſeinem Heere gegen Albrecht anzuziehen. „Ich finde ihn“, ſchreibt er dem König am 4ten Juli, „in allen Dingen, welche die Ehre und den Vortheil der Krone Frank- reich betreffen, vollkommen wohl geſinnt, und entſchloſſen, von dieſem Kriege nicht abzuſtehn, ehe nicht die Irrungen zwi- ſchen derſelben und dem Reiche ausgemacht ſeyn werden.“ 1 Der König hatte, wie einſt Albrecht, ſo jetzt Moritz zu einem Angriff auf die Niederlande aufgefordert; ein märki- ſcher Rittmeiſter, Thomas von Hodenberg, verſichert, es ſey wirklich die Abſicht des Churfürſten, dahin vorzudringen, und Rar von Niederdeutſchland aus, ſobald er nur mit Mark- graf Albrecht fertig geworden: ſchon habe er Leute abge- ſchickt, um den Weg zu unterſuchen, namentlich die Furten und Päſſe zu bezeichnen, welche man im Voraus einzuneh- men habe. 2 Die Anhänger des Hauſes Öſtreich hegten über ſeine Entwürfe die ſchlimmſten Vermuthungen. Der alte Fugger hat dem König Ferdinand geſagt, die Abſicht des Churfür- ſten werde ſeyn, ihn, den König, zu verdrängen und ſich ſel- ber einzuſetzen. So viel iſt richtig, daß wenn man nach dem letzten Ziel der beiden Nebenbuhler fragte, Niemand es hätte nen- nen können. Man erſtaunte wenn man ſah daß der römiſche König den Churfürſten mit Kriegsvolk unterſtützte, während der Kai- ſer den Markgrafen ganz offenbar begünſtigte. 1 Schreiben Graf Volradts bei Mencken Scr. R. G. II, 1421. 2 Auch der Kaiſer ſagt, er habe gehoͤrt „que si ledit duc Mauris surmontoit le dit marquis, il devoit venir assaillir mes pais de Geldern.“ (An Ferdinand 26 Aug. 1553.) 21*

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 5. Berlin, 1843, S. 323. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation05_1843/335>, abgerufen am 25.11.2024.