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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 5. Berlin, 1843.

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Zehntes Buch. Drittes Capitel.
ihm leiden, so lange er noch ein Laib Brot im Zelte habe,
auch nicht der Geringste, aber eben so wenig Einer ein Haar
breit von seinen Befehlen abweichen, auch nicht der Oberste.
Über alles gieng ihm die kriegsmännische Ehre. Die Hin-
richtung Vogelsbergers konnte er dem Kaiser der sie be-
fohlen, und dem Lazarus Schwendi der dazu geholfen, nie-
mals vergeben.

In Trier ist er in gutem Andenken geblieben; mit Ver-
gnügen berichtet der gleichzeitige Chronist, wie er eines Ta-
ges die Rathsherrn der Stadt, als er sie in Geschäften suchte,
während sie beim Würfelspiel saßen, von der Straße her
mit einem Schuß aus seiner Handbüchse, der durch das Fen-
ster nach der Decke der Stube gieng, an ihre Amtspflichten
erinnerte. Auch noch eine andre Erzählung darf ich wohl
aus dieser Chronik wiederholen, von einem Klostervorsteher,
der bei der allgemeinen Verfolgung der Geistlichen doch Gnade
bei ihm fand. Es war der Prior des Martinsklosters; er
gieng dem Eintretenden mit einem Becher des besten Weins
entgegen. Der Markgraf kostete den Wein, ließ vier Ohm
davon auf seinen Wagen laden und drückte dann sein Sie-
gel an die Klosterpforte, zum Zeichen, daß Niemand dieses
Kloster antasten dürfe. 1

Wir berührten oben, wie er auch dann wenn er Dienste
genommen, sich doch immer als Reichsfürst fühlte. Der Kai-
ser hat ihm einmal, um ihn in einem Moment der Unzu-
friedenheit zu begütigen, eine Stelle an seinem Hofhalt an-
bieten lassen. Er fragte: wie ihn denn der Kaiser zu etwas
mehr machen wolle, als was er schon sey, nemlich Mark-
graf von Brandenburg.


1 Gesta Trevirorum ed. Wyttenbach III, 14.

Zehntes Buch. Drittes Capitel.
ihm leiden, ſo lange er noch ein Laib Brot im Zelte habe,
auch nicht der Geringſte, aber eben ſo wenig Einer ein Haar
breit von ſeinen Befehlen abweichen, auch nicht der Oberſte.
Über alles gieng ihm die kriegsmänniſche Ehre. Die Hin-
richtung Vogelsbergers konnte er dem Kaiſer der ſie be-
fohlen, und dem Lazarus Schwendi der dazu geholfen, nie-
mals vergeben.

In Trier iſt er in gutem Andenken geblieben; mit Ver-
gnügen berichtet der gleichzeitige Chroniſt, wie er eines Ta-
ges die Rathsherrn der Stadt, als er ſie in Geſchäften ſuchte,
während ſie beim Würfelſpiel ſaßen, von der Straße her
mit einem Schuß aus ſeiner Handbüchſe, der durch das Fen-
ſter nach der Decke der Stube gieng, an ihre Amtspflichten
erinnerte. Auch noch eine andre Erzählung darf ich wohl
aus dieſer Chronik wiederholen, von einem Kloſtervorſteher,
der bei der allgemeinen Verfolgung der Geiſtlichen doch Gnade
bei ihm fand. Es war der Prior des Martinskloſters; er
gieng dem Eintretenden mit einem Becher des beſten Weins
entgegen. Der Markgraf koſtete den Wein, ließ vier Ohm
davon auf ſeinen Wagen laden und drückte dann ſein Sie-
gel an die Kloſterpforte, zum Zeichen, daß Niemand dieſes
Kloſter antaſten dürfe. 1

Wir berührten oben, wie er auch dann wenn er Dienſte
genommen, ſich doch immer als Reichsfürſt fühlte. Der Kai-
ſer hat ihm einmal, um ihn in einem Moment der Unzu-
friedenheit zu begütigen, eine Stelle an ſeinem Hofhalt an-
bieten laſſen. Er fragte: wie ihn denn der Kaiſer zu etwas
mehr machen wolle, als was er ſchon ſey, nemlich Mark-
graf von Brandenburg.


1 Gesta Trevirorum ed. Wyttenbach III, 14.
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[318/0330] Zehntes Buch. Drittes Capitel. ihm leiden, ſo lange er noch ein Laib Brot im Zelte habe, auch nicht der Geringſte, aber eben ſo wenig Einer ein Haar breit von ſeinen Befehlen abweichen, auch nicht der Oberſte. Über alles gieng ihm die kriegsmänniſche Ehre. Die Hin- richtung Vogelsbergers konnte er dem Kaiſer der ſie be- fohlen, und dem Lazarus Schwendi der dazu geholfen, nie- mals vergeben. In Trier iſt er in gutem Andenken geblieben; mit Ver- gnügen berichtet der gleichzeitige Chroniſt, wie er eines Ta- ges die Rathsherrn der Stadt, als er ſie in Geſchäften ſuchte, während ſie beim Würfelſpiel ſaßen, von der Straße her mit einem Schuß aus ſeiner Handbüchſe, der durch das Fen- ſter nach der Decke der Stube gieng, an ihre Amtspflichten erinnerte. Auch noch eine andre Erzählung darf ich wohl aus dieſer Chronik wiederholen, von einem Kloſtervorſteher, der bei der allgemeinen Verfolgung der Geiſtlichen doch Gnade bei ihm fand. Es war der Prior des Martinskloſters; er gieng dem Eintretenden mit einem Becher des beſten Weins entgegen. Der Markgraf koſtete den Wein, ließ vier Ohm davon auf ſeinen Wagen laden und drückte dann ſein Sie- gel an die Kloſterpforte, zum Zeichen, daß Niemand dieſes Kloſter antaſten dürfe. 1 Wir berührten oben, wie er auch dann wenn er Dienſte genommen, ſich doch immer als Reichsfürſt fühlte. Der Kai- ſer hat ihm einmal, um ihn in einem Moment der Unzu- friedenheit zu begütigen, eine Stelle an ſeinem Hofhalt an- bieten laſſen. Er fragte: wie ihn denn der Kaiſer zu etwas mehr machen wolle, als was er ſchon ſey, nemlich Mark- graf von Brandenburg. 1 Gesta Trevirorum ed. Wyttenbach III, 14.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 5. Berlin, 1843, S. 318. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation05_1843/330>, abgerufen am 22.11.2024.