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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 5. Berlin, 1843.

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Markgraf Albrecht von Brandenburg.

Sichtbare Wirkung brachte es zwar auf den Fürsten nicht
hervor, daß ihn der Hofprediger Körber bei dem Beginn
des schmalkaldischen Krieges vor allem Antheil daran warnte,
denn derselbe werde wider die evangelische Lehre gemeint seyn,
aber ohne Eindruck blieb es nicht: "wider mein Gewissen",
sagt er, "zog ich fort." Als er gegen Magdeburg aufbrach,
stellte ihm der Prediger Wolfgang Rupertus vor, daß ein
Krieg dieser Art nicht ohne Nachtheil des Leibes und der
Seele geführt werden könne. Es ist eine wunderliche Mi-
schung von Hohn und Glauben, wenn Albrecht ihm entgeg-
nete: "Fahren wir zum Teufel, Pfaff, so sollst du mit uns
fahren", und den Mann, der ihm ins Gewissen redete, wirk-
lich als Feldprediger bei sich behielt. Einem andern, der ihn
an die jenseitigen Strafen erinnerte, soll er gesagt haben,
er werde seine Seele auf die Zäune setzen die Himmel und
Hölle scheiden, wer dann von beiden der stärkere sey, der
möge sie zu sich herüberziehen, Gott oder der Satan.

Das sehen wir wohl: über die großen Fragen war er
nicht zur Klarheit gekommen: übrigens aber zeigte er Geist
und Thatkraft.

Man bemerkte daß er lieber höre als rede; sprach er
aber, so that er dieß mit einer natürlichen Beredtsamkeit, die
durch den vollen Ausdruck der Wahrhaftigkeit unterstützt wurde:
Mienen, Gebehrden und Worte, sagt ein Zeitgenosse, schie-
nen nichts auszusprechen, als wovon sein Herz voll war. 1

Seine Truppen, mit denen er alles theilte, Hitze und
Kälte, Hunger und Durst, hiengen ihm dafür mit Hinge-
bung an. Er sagte ihnen wohl: Keiner solle Mangel bei

1 Roger Asham der ihn am kaiserlichen Hofe sah.
Markgraf Albrecht von Brandenburg.

Sichtbare Wirkung brachte es zwar auf den Fürſten nicht
hervor, daß ihn der Hofprediger Körber bei dem Beginn
des ſchmalkaldiſchen Krieges vor allem Antheil daran warnte,
denn derſelbe werde wider die evangeliſche Lehre gemeint ſeyn,
aber ohne Eindruck blieb es nicht: „wider mein Gewiſſen“,
ſagt er, „zog ich fort.“ Als er gegen Magdeburg aufbrach,
ſtellte ihm der Prediger Wolfgang Rupertus vor, daß ein
Krieg dieſer Art nicht ohne Nachtheil des Leibes und der
Seele geführt werden könne. Es iſt eine wunderliche Mi-
ſchung von Hohn und Glauben, wenn Albrecht ihm entgeg-
nete: „Fahren wir zum Teufel, Pfaff, ſo ſollſt du mit uns
fahren“, und den Mann, der ihm ins Gewiſſen redete, wirk-
lich als Feldprediger bei ſich behielt. Einem andern, der ihn
an die jenſeitigen Strafen erinnerte, ſoll er geſagt haben,
er werde ſeine Seele auf die Zäune ſetzen die Himmel und
Hölle ſcheiden, wer dann von beiden der ſtärkere ſey, der
möge ſie zu ſich herüberziehen, Gott oder der Satan.

Das ſehen wir wohl: über die großen Fragen war er
nicht zur Klarheit gekommen: übrigens aber zeigte er Geiſt
und Thatkraft.

Man bemerkte daß er lieber höre als rede; ſprach er
aber, ſo that er dieß mit einer natürlichen Beredtſamkeit, die
durch den vollen Ausdruck der Wahrhaftigkeit unterſtützt wurde:
Mienen, Gebehrden und Worte, ſagt ein Zeitgenoſſe, ſchie-
nen nichts auszuſprechen, als wovon ſein Herz voll war. 1

Seine Truppen, mit denen er alles theilte, Hitze und
Kälte, Hunger und Durſt, hiengen ihm dafür mit Hinge-
bung an. Er ſagte ihnen wohl: Keiner ſolle Mangel bei

1 Roger Aſham der ihn am kaiſerlichen Hofe ſah.
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[317/0329] Markgraf Albrecht von Brandenburg. Sichtbare Wirkung brachte es zwar auf den Fürſten nicht hervor, daß ihn der Hofprediger Körber bei dem Beginn des ſchmalkaldiſchen Krieges vor allem Antheil daran warnte, denn derſelbe werde wider die evangeliſche Lehre gemeint ſeyn, aber ohne Eindruck blieb es nicht: „wider mein Gewiſſen“, ſagt er, „zog ich fort.“ Als er gegen Magdeburg aufbrach, ſtellte ihm der Prediger Wolfgang Rupertus vor, daß ein Krieg dieſer Art nicht ohne Nachtheil des Leibes und der Seele geführt werden könne. Es iſt eine wunderliche Mi- ſchung von Hohn und Glauben, wenn Albrecht ihm entgeg- nete: „Fahren wir zum Teufel, Pfaff, ſo ſollſt du mit uns fahren“, und den Mann, der ihm ins Gewiſſen redete, wirk- lich als Feldprediger bei ſich behielt. Einem andern, der ihn an die jenſeitigen Strafen erinnerte, ſoll er geſagt haben, er werde ſeine Seele auf die Zäune ſetzen die Himmel und Hölle ſcheiden, wer dann von beiden der ſtärkere ſey, der möge ſie zu ſich herüberziehen, Gott oder der Satan. Das ſehen wir wohl: über die großen Fragen war er nicht zur Klarheit gekommen: übrigens aber zeigte er Geiſt und Thatkraft. Man bemerkte daß er lieber höre als rede; ſprach er aber, ſo that er dieß mit einer natürlichen Beredtſamkeit, die durch den vollen Ausdruck der Wahrhaftigkeit unterſtützt wurde: Mienen, Gebehrden und Worte, ſagt ein Zeitgenoſſe, ſchie- nen nichts auszuſprechen, als wovon ſein Herz voll war. 1 Seine Truppen, mit denen er alles theilte, Hitze und Kälte, Hunger und Durſt, hiengen ihm dafür mit Hinge- bung an. Er ſagte ihnen wohl: Keiner ſolle Mangel bei 1 Roger Aſham der ihn am kaiſerlichen Hofe ſah.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 5. Berlin, 1843, S. 317. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation05_1843/329>, abgerufen am 25.11.2024.