mit Freuden empfieng und ihm selber die rothe Feldbinde darreichte. Man wollte bemerken, daß der Markgraf den Kaiser dabei fest ins Auge gefaßt habe, ob er auch der neuen Freundschaft und Zusage trauen könne.
Was der Kaiser zunächst beabsichtigte, erreichte er hier- mit allerdings. Er konnte nun seine Belagerung fortsetzen, ohne Gefahr darin gestört zu werden. Sie mißlang, wie wir wissen, hauptsächlich durch die Ungunst der Jahreszeit. Albrecht erwarb sich das Verdienst den Rückzug zu decken.
Mit jenem Zugeständniß hatte nun aber Carl den Grund zu einer Bewegung gelegt, die sehr weitaussehend werden mußte.
Er hat immer gesagt, sein vornehmstes Motiv sey die Besorgniß gewesen, daß Markgraf Albrecht und Graf Vol- radt, mit Heinrich II verbündet und beide an der Spitze zahlreicher Truppenschaaren, Deutschland noch weiter in Un- ruhe setzen und das Verderben aller geistlichen Staaten her- beiführen würden. 1 Und wer möchte nicht an die Wahr- haftigkeit dieses Beweggrundes glauben? Er befand sich in der unbezweifelten Nothwendigkeit, die mächtigen Kriegshäup- ter von den Franzosen zu trennen. Damals hat man all- gemein geglaubt, Carl habe in dem kriegsbereiten Markgra- fen einen Bundesgenossen zur Ausführung seiner alten Ab- sichten zu gewinnen gedacht: König Maximilian hat dem venezianischen Gesandten gesagt, Markgraf Albrecht sey ge-
1Si comme il avoist determine il se fust servy de la correspondance des gens de guerre que le comte Volradt de Mansfeld tenoit assemblees, pour prenant son chemin par la Fer- rette venir ruer sur les eveques.
Ranke D. Gesch. V. 20
Markgraf Albrecht im Bunde mit dem Kaiſer.
mit Freuden empfieng und ihm ſelber die rothe Feldbinde darreichte. Man wollte bemerken, daß der Markgraf den Kaiſer dabei feſt ins Auge gefaßt habe, ob er auch der neuen Freundſchaft und Zuſage trauen könne.
Was der Kaiſer zunächſt beabſichtigte, erreichte er hier- mit allerdings. Er konnte nun ſeine Belagerung fortſetzen, ohne Gefahr darin geſtört zu werden. Sie mißlang, wie wir wiſſen, hauptſächlich durch die Ungunſt der Jahreszeit. Albrecht erwarb ſich das Verdienſt den Rückzug zu decken.
Mit jenem Zugeſtändniß hatte nun aber Carl den Grund zu einer Bewegung gelegt, die ſehr weitausſehend werden mußte.
Er hat immer geſagt, ſein vornehmſtes Motiv ſey die Beſorgniß geweſen, daß Markgraf Albrecht und Graf Vol- radt, mit Heinrich II verbündet und beide an der Spitze zahlreicher Truppenſchaaren, Deutſchland noch weiter in Un- ruhe ſetzen und das Verderben aller geiſtlichen Staaten her- beiführen würden. 1 Und wer möchte nicht an die Wahr- haftigkeit dieſes Beweggrundes glauben? Er befand ſich in der unbezweifelten Nothwendigkeit, die mächtigen Kriegshäup- ter von den Franzoſen zu trennen. Damals hat man all- gemein geglaubt, Carl habe in dem kriegsbereiten Markgra- fen einen Bundesgenoſſen zur Ausführung ſeiner alten Ab- ſichten zu gewinnen gedacht: König Maximilian hat dem venezianiſchen Geſandten geſagt, Markgraf Albrecht ſey ge-
1Si comme il avoist determiné il se fust servy de la correspondance des gens de guerre que le comte Volradt de Mansfeld tenoit assemblées, pour prenant son chemin par la Fer- rette venir ruer sur les évêques.
Ranke D. Geſch. V. 20
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Markgraf Albrecht im Bunde mit dem Kaiſer.
mit Freuden empfieng und ihm ſelber die rothe Feldbinde
darreichte. Man wollte bemerken, daß der Markgraf den
Kaiſer dabei feſt ins Auge gefaßt habe, ob er auch der neuen
Freundſchaft und Zuſage trauen könne.
Was der Kaiſer zunächſt beabſichtigte, erreichte er hier-
mit allerdings. Er konnte nun ſeine Belagerung fortſetzen,
ohne Gefahr darin geſtört zu werden. Sie mißlang, wie
wir wiſſen, hauptſächlich durch die Ungunſt der Jahreszeit.
Albrecht erwarb ſich das Verdienſt den Rückzug zu decken.
Mit jenem Zugeſtändniß hatte nun aber Carl den
Grund zu einer Bewegung gelegt, die ſehr weitausſehend
werden mußte.
Er hat immer geſagt, ſein vornehmſtes Motiv ſey die
Beſorgniß geweſen, daß Markgraf Albrecht und Graf Vol-
radt, mit Heinrich II verbündet und beide an der Spitze
zahlreicher Truppenſchaaren, Deutſchland noch weiter in Un-
ruhe ſetzen und das Verderben aller geiſtlichen Staaten her-
beiführen würden. 1 Und wer möchte nicht an die Wahr-
haftigkeit dieſes Beweggrundes glauben? Er befand ſich in
der unbezweifelten Nothwendigkeit, die mächtigen Kriegshäup-
ter von den Franzoſen zu trennen. Damals hat man all-
gemein geglaubt, Carl habe in dem kriegsbereiten Markgra-
fen einen Bundesgenoſſen zur Ausführung ſeiner alten Ab-
ſichten zu gewinnen gedacht: König Maximilian hat dem
venezianiſchen Geſandten geſagt, Markgraf Albrecht ſey ge-
1 Si comme il avoist determiné il se fust servy de la
correspondance des gens de guerre que le comte Volradt de
Mansfeld tenoit assemblées, pour prenant son chemin par la Fer-
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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 5. Berlin, 1843, S. 305. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation05_1843/317>, abgerufen am 16.02.2025.
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