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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 5. Berlin, 1843.

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Zehntes Buch. Zweites Capitel.
10000 Mann, die sich nicht so leicht werden überwältigen
lassen; im Frühjahr sind wir entschlossen sie wieder aufzusu-
chen: bis dahin werden sie durch die Jahreszeit und die häu-
figen Regengüsse welche schon angefangen haben, zu Grunde ge-
richtet seyn." -- Eben in diesen Tagen aber hatte der ernstliche
Angriff begonnen. Ein Theil der Laufgräben war gezogen;
die Batterien waren errichtet, der Kaiser, von seiner Krank-
heit wieder einmal frei geworden, hatte in einem benachbar-
ten halbzerstörten Schloß Wohnung genommen; das Fuß-
volk war gutes Muthes, und zeigte sich bereit zum Sturm,
wenn man ihm nur eine hinreichende Lücke eröffne. Hierauf
begann die große Batterie von 25 oder 26 Kanonen ihr
Feuer, das sie sehr lebhaft unterhielt; am 29sten November
stürzte in der That ein Theil der Mauer auf der Südseite
der Stadt, zwischen zwei großen Thürmen, zwanzig Schuh
breit zusammen: ein lautes Freudengeschrei erscholl und al-
les lobte den Geschützmeister des Kaisers, Johann Man-
rique: -- allein als der Staub sich gelegt und man die
Bresche genauer ansah, so zeigte sich hinter derselben eine
neue, schon ein paar Fuß erhöhte Brustwehr, von Fahnen
und Standarten überweht, mit Hakenschützen dicht besetzt;
alles erschien in solchem Stand, daß kein Mensch zu dem
Sturme Lust behielt. Man mußte fürs Erste die Laufgräben
weiter fortführen. In den Berichten die an den brandenbur-
gischen Hof kamen, ist von einem Versuch die Rede, die
Mauern, ja den Platz auf welchem sich die Feinde in Schlacht-
ordnung zu stellen pflegten, zu untergraben und in die Luft
zu sprengen; allein nur des Gedankens wird Erwähnung ge-
1

1 Salignac Siege de Metz. Coll. univ. de Memoires XL,
p.
86.

Zehntes Buch. Zweites Capitel.
10000 Mann, die ſich nicht ſo leicht werden überwältigen
laſſen; im Frühjahr ſind wir entſchloſſen ſie wieder aufzuſu-
chen: bis dahin werden ſie durch die Jahreszeit und die häu-
figen Regengüſſe welche ſchon angefangen haben, zu Grunde ge-
richtet ſeyn.“ — Eben in dieſen Tagen aber hatte der ernſtliche
Angriff begonnen. Ein Theil der Laufgräben war gezogen;
die Batterien waren errichtet, der Kaiſer, von ſeiner Krank-
heit wieder einmal frei geworden, hatte in einem benachbar-
ten halbzerſtörten Schloß Wohnung genommen; das Fuß-
volk war gutes Muthes, und zeigte ſich bereit zum Sturm,
wenn man ihm nur eine hinreichende Lücke eröffne. Hierauf
begann die große Batterie von 25 oder 26 Kanonen ihr
Feuer, das ſie ſehr lebhaft unterhielt; am 29ſten November
ſtürzte in der That ein Theil der Mauer auf der Südſeite
der Stadt, zwiſchen zwei großen Thürmen, zwanzig Schuh
breit zuſammen: ein lautes Freudengeſchrei erſcholl und al-
les lobte den Geſchützmeiſter des Kaiſers, Johann Man-
rique: — allein als der Staub ſich gelegt und man die
Breſche genauer anſah, ſo zeigte ſich hinter derſelben eine
neue, ſchon ein paar Fuß erhöhte Bruſtwehr, von Fahnen
und Standarten überweht, mit Hakenſchützen dicht beſetzt;
alles erſchien in ſolchem Stand, daß kein Menſch zu dem
Sturme Luſt behielt. Man mußte fürs Erſte die Laufgräben
weiter fortführen. In den Berichten die an den brandenbur-
giſchen Hof kamen, iſt von einem Verſuch die Rede, die
Mauern, ja den Platz auf welchem ſich die Feinde in Schlacht-
ordnung zu ſtellen pflegten, zu untergraben und in die Luft
zu ſprengen; allein nur des Gedankens wird Erwähnung ge-
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1 Salignac Siège de Metz. Coll. univ. de Mémoires XL,
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86.
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[288/0300] Zehntes Buch. Zweites Capitel. 10000 Mann, die ſich nicht ſo leicht werden überwältigen laſſen; im Frühjahr ſind wir entſchloſſen ſie wieder aufzuſu- chen: bis dahin werden ſie durch die Jahreszeit und die häu- figen Regengüſſe welche ſchon angefangen haben, zu Grunde ge- richtet ſeyn.“ — Eben in dieſen Tagen aber hatte der ernſtliche Angriff begonnen. Ein Theil der Laufgräben war gezogen; die Batterien waren errichtet, der Kaiſer, von ſeiner Krank- heit wieder einmal frei geworden, hatte in einem benachbar- ten halbzerſtörten Schloß Wohnung genommen; das Fuß- volk war gutes Muthes, und zeigte ſich bereit zum Sturm, wenn man ihm nur eine hinreichende Lücke eröffne. Hierauf begann die große Batterie von 25 oder 26 Kanonen ihr Feuer, das ſie ſehr lebhaft unterhielt; am 29ſten November ſtürzte in der That ein Theil der Mauer auf der Südſeite der Stadt, zwiſchen zwei großen Thürmen, zwanzig Schuh breit zuſammen: ein lautes Freudengeſchrei erſcholl und al- les lobte den Geſchützmeiſter des Kaiſers, Johann Man- rique: — allein als der Staub ſich gelegt und man die Breſche genauer anſah, ſo zeigte ſich hinter derſelben eine neue, ſchon ein paar Fuß erhöhte Bruſtwehr, von Fahnen und Standarten überweht, mit Hakenſchützen dicht beſetzt; alles erſchien in ſolchem Stand, daß kein Menſch zu dem Sturme Luſt behielt. Man mußte fürs Erſte die Laufgräben weiter fortführen. In den Berichten die an den brandenbur- giſchen Hof kamen, iſt von einem Verſuch die Rede, die Mauern, ja den Platz auf welchem ſich die Feinde in Schlacht- ordnung zu ſtellen pflegten, zu untergraben und in die Luft zu ſprengen; allein nur des Gedankens wird Erwähnung ge- 1 1 Salignac Siège de Metz. Coll. univ. de Mémoires XL, p. 86.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 5. Berlin, 1843, S. 288. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation05_1843/300>, abgerufen am 22.11.2024.