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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 5. Berlin, 1843.

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Zehntes Buch. Zweites Capitel.
er wußte eine Million Ducaten zusammenzubringen und über-
schickte sie seinem Vater. 1

In Kurzem sah der Kaiser wieder ein Heer um sich,
wie das, was er damals gegen die Protestanten geführt;
und um so erklärlicher ist es, wenn ihm der Gedanke auf-
stieg, sein Glück aufs neue in Deutschland zu versuchen.

Der Unterschied war nur, daß er damals Friede mit
den Osmanen und den Franzosen gehabt hatte, von diesen
aber jetzt mit aller Macht angegriffen war. Was hätte,
wenn er den Krieg in Deutschland fortsetzen wollte, anders
erfolgen sollen, als daß sich die Einen Ungarns, die Andern
der Niederlande bemächtigt hätten. Schon ließ Königin Ma-
ria ihren Bruder wissen, sie getraue sich nicht, die Nieder-
lande den Winter über zu vertheidigen.

Besser war es doch, im Reiche den Frieden eintreten zu las-
sen und die Waffen gegen die auswärtigen Feinde zu richten.

Die beiden Heere, welche bereit geschienen sich mit ein-
ander zu messen, zogen es vor, nun von den beiden Fein-
den jedes den einen auf sich zu nehmen.

Der Kaiser wandte sich gegen Frankreich. Am 19ten
September machte er der Stadt Straßburg seinen Besuch,
der er für die gute Haltung dankte, welche sie bei dem Ein-
fall der Franzosen in den Elsaß bewiesen hatte. Während er
im Münster eine Andacht hielt, zog sein Heer an den Mauern
der Stadt vorüber.

Einige gaben ihm den Rath, wie früher, in das Innere
von Frankreich vorzudringen, was den König, dessen Heer schon
nicht mehr recht in Stande war, in die größte Verlegenheit

1 Sepulveda XXVII, § 34, 35.

Zehntes Buch. Zweites Capitel.
er wußte eine Million Ducaten zuſammenzubringen und über-
ſchickte ſie ſeinem Vater. 1

In Kurzem ſah der Kaiſer wieder ein Heer um ſich,
wie das, was er damals gegen die Proteſtanten geführt;
und um ſo erklärlicher iſt es, wenn ihm der Gedanke auf-
ſtieg, ſein Glück aufs neue in Deutſchland zu verſuchen.

Der Unterſchied war nur, daß er damals Friede mit
den Osmanen und den Franzoſen gehabt hatte, von dieſen
aber jetzt mit aller Macht angegriffen war. Was hätte,
wenn er den Krieg in Deutſchland fortſetzen wollte, anders
erfolgen ſollen, als daß ſich die Einen Ungarns, die Andern
der Niederlande bemächtigt hätten. Schon ließ Königin Ma-
ria ihren Bruder wiſſen, ſie getraue ſich nicht, die Nieder-
lande den Winter über zu vertheidigen.

Beſſer war es doch, im Reiche den Frieden eintreten zu laſ-
ſen und die Waffen gegen die auswärtigen Feinde zu richten.

Die beiden Heere, welche bereit geſchienen ſich mit ein-
ander zu meſſen, zogen es vor, nun von den beiden Fein-
den jedes den einen auf ſich zu nehmen.

Der Kaiſer wandte ſich gegen Frankreich. Am 19ten
September machte er der Stadt Straßburg ſeinen Beſuch,
der er für die gute Haltung dankte, welche ſie bei dem Ein-
fall der Franzoſen in den Elſaß bewieſen hatte. Während er
im Münſter eine Andacht hielt, zog ſein Heer an den Mauern
der Stadt vorüber.

Einige gaben ihm den Rath, wie früher, in das Innere
von Frankreich vorzudringen, was den König, deſſen Heer ſchon
nicht mehr recht in Stande war, in die größte Verlegenheit

1 Sepulveda XXVII, § 34, 35.
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[286/0298] Zehntes Buch. Zweites Capitel. er wußte eine Million Ducaten zuſammenzubringen und über- ſchickte ſie ſeinem Vater. 1 In Kurzem ſah der Kaiſer wieder ein Heer um ſich, wie das, was er damals gegen die Proteſtanten geführt; und um ſo erklärlicher iſt es, wenn ihm der Gedanke auf- ſtieg, ſein Glück aufs neue in Deutſchland zu verſuchen. Der Unterſchied war nur, daß er damals Friede mit den Osmanen und den Franzoſen gehabt hatte, von dieſen aber jetzt mit aller Macht angegriffen war. Was hätte, wenn er den Krieg in Deutſchland fortſetzen wollte, anders erfolgen ſollen, als daß ſich die Einen Ungarns, die Andern der Niederlande bemächtigt hätten. Schon ließ Königin Ma- ria ihren Bruder wiſſen, ſie getraue ſich nicht, die Nieder- lande den Winter über zu vertheidigen. Beſſer war es doch, im Reiche den Frieden eintreten zu laſ- ſen und die Waffen gegen die auswärtigen Feinde zu richten. Die beiden Heere, welche bereit geſchienen ſich mit ein- ander zu meſſen, zogen es vor, nun von den beiden Fein- den jedes den einen auf ſich zu nehmen. Der Kaiſer wandte ſich gegen Frankreich. Am 19ten September machte er der Stadt Straßburg ſeinen Beſuch, der er für die gute Haltung dankte, welche ſie bei dem Ein- fall der Franzoſen in den Elſaß bewieſen hatte. Während er im Münſter eine Andacht hielt, zog ſein Heer an den Mauern der Stadt vorüber. Einige gaben ihm den Rath, wie früher, in das Innere von Frankreich vorzudringen, was den König, deſſen Heer ſchon nicht mehr recht in Stande war, in die größte Verlegenheit 1 Sepulveda XXVII, § 34, 35.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 5. Berlin, 1843, S. 286. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation05_1843/298>, abgerufen am 23.11.2024.