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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 5. Berlin, 1843.

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Vertrag zu Passau.
ben von Anfang angezeigt haben, er habe den Befehl, nicht
einen Buchstaben ändern zu lassen. 1

Sollten nun aber nicht die vermittelnden Fürsten trotz
alle dem ihrerseits auf den wohlerwogenen Vorschlägen ver-
harren, die sie gemacht?

Sie zogen in Erwägung daß der Kaiser ihnen doch in
den weniger bedenklichen Puncten meistens beigetreten war,
-- daß für den Augenblick, da das tridentinische Concilium
sich aufgelöst hatte und von einer Ausführung der Beschlüsse
desselben nicht mehr die Rede seyn konnte, auch in religiö-
ser Hinsicht nichts zu befürchten stand, -- daß dem Reichs-
tag, an den die Entscheidungen, wiewohl mit dem Vorbe-
halt der Idee der allgemeinen Einheit, verwiesen worden,
ein weiter Spielraum offen blieb: und hielten für das beste,
sich dem unwiderruflichen Willen des Kaisers zu fügen.

Die Frage war nur, ob dann auch die Evangelischen ihn
annehmen würden, namentlich Moritz, der seitdem noch ein-
mal nach Passau zurückgekommen war, und als er sah wie
die Sachen standen, es mit der Erklärung verlassen hatte, daß
auch er an seine Zusage nicht weiter gebunden seyn wolle.

Mit gegründeter Besorgniß nahm er die fortgehenden
Rüstungen des Kaisers wahr. Wie im Mai gegen Reitti
und die Clause, so stürzte er sich im Juli gegen einen an-
dern Musterplatz des Kaisers bei Frankfurt a. M., wo sich
bereits 16 Fähnlein z. F. und 1000 M. z. Pf. unter dessen
Namen gesammelt.

Hier aber war ihm das Glück nicht so günstig wie dort.

Nach der Aussöhnung hatte sich in Frankfurt der alte

1 Le Roi des Romains a l'empereur 16 Juill. (Anh.)
Ranke D. Gesch. V. 18

Vertrag zu Paſſau.
ben von Anfang angezeigt haben, er habe den Befehl, nicht
einen Buchſtaben ändern zu laſſen. 1

Sollten nun aber nicht die vermittelnden Fürſten trotz
alle dem ihrerſeits auf den wohlerwogenen Vorſchlägen ver-
harren, die ſie gemacht?

Sie zogen in Erwägung daß der Kaiſer ihnen doch in
den weniger bedenklichen Puncten meiſtens beigetreten war,
— daß für den Augenblick, da das tridentiniſche Concilium
ſich aufgelöſt hatte und von einer Ausführung der Beſchlüſſe
deſſelben nicht mehr die Rede ſeyn konnte, auch in religiö-
ſer Hinſicht nichts zu befürchten ſtand, — daß dem Reichs-
tag, an den die Entſcheidungen, wiewohl mit dem Vorbe-
halt der Idee der allgemeinen Einheit, verwieſen worden,
ein weiter Spielraum offen blieb: und hielten für das beſte,
ſich dem unwiderruflichen Willen des Kaiſers zu fügen.

Die Frage war nur, ob dann auch die Evangeliſchen ihn
annehmen würden, namentlich Moritz, der ſeitdem noch ein-
mal nach Paſſau zurückgekommen war, und als er ſah wie
die Sachen ſtanden, es mit der Erklärung verlaſſen hatte, daß
auch er an ſeine Zuſage nicht weiter gebunden ſeyn wolle.

Mit gegründeter Beſorgniß nahm er die fortgehenden
Rüſtungen des Kaiſers wahr. Wie im Mai gegen Reitti
und die Clauſe, ſo ſtürzte er ſich im Juli gegen einen an-
dern Muſterplatz des Kaiſers bei Frankfurt a. M., wo ſich
bereits 16 Fähnlein z. F. und 1000 M. z. Pf. unter deſſen
Namen geſammelt.

Hier aber war ihm das Glück nicht ſo günſtig wie dort.

Nach der Ausſöhnung hatte ſich in Frankfurt der alte

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[273/0285] Vertrag zu Paſſau. ben von Anfang angezeigt haben, er habe den Befehl, nicht einen Buchſtaben ändern zu laſſen. 1 Sollten nun aber nicht die vermittelnden Fürſten trotz alle dem ihrerſeits auf den wohlerwogenen Vorſchlägen ver- harren, die ſie gemacht? Sie zogen in Erwägung daß der Kaiſer ihnen doch in den weniger bedenklichen Puncten meiſtens beigetreten war, — daß für den Augenblick, da das tridentiniſche Concilium ſich aufgelöſt hatte und von einer Ausführung der Beſchlüſſe deſſelben nicht mehr die Rede ſeyn konnte, auch in religiö- ſer Hinſicht nichts zu befürchten ſtand, — daß dem Reichs- tag, an den die Entſcheidungen, wiewohl mit dem Vorbe- halt der Idee der allgemeinen Einheit, verwieſen worden, ein weiter Spielraum offen blieb: und hielten für das beſte, ſich dem unwiderruflichen Willen des Kaiſers zu fügen. Die Frage war nur, ob dann auch die Evangeliſchen ihn annehmen würden, namentlich Moritz, der ſeitdem noch ein- mal nach Paſſau zurückgekommen war, und als er ſah wie die Sachen ſtanden, es mit der Erklärung verlaſſen hatte, daß auch er an ſeine Zuſage nicht weiter gebunden ſeyn wolle. Mit gegründeter Beſorgniß nahm er die fortgehenden Rüſtungen des Kaiſers wahr. Wie im Mai gegen Reitti und die Clauſe, ſo ſtürzte er ſich im Juli gegen einen an- dern Muſterplatz des Kaiſers bei Frankfurt a. M., wo ſich bereits 16 Fähnlein z. F. und 1000 M. z. Pf. unter deſſen Namen geſammelt. Hier aber war ihm das Glück nicht ſo günſtig wie dort. Nach der Ausſöhnung hatte ſich in Frankfurt der alte 1 Le Roi des Romains à l’empereur 16 Juill. (Anh.) Ranke D. Geſch. V. 18

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 5. Berlin, 1843, S. 273. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation05_1843/285>, abgerufen am 28.11.2024.