Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 5. Berlin, 1843.

Bild:
<< vorherige Seite

Neuntes Buch. Erstes Capitel.
diesem Gebiete begann, so ernstlich auszuführen wie jemals
eine andre.

Die vornehmste Maaßregel die er hiezu ergriff, ist aber
so durchaus reichs-oberhauptlich und bildet ein so wesentli-
ches Stück seiner Reichsverwaltung, daß wir wohl am be-
sten thun, diese zuvörderst in ihren nächsten weltlichen Be-
ziehungen ins Auge zu fassen.

Weltliche Einrichtungen im Reiche.

Wir berührten oben, welche Plane höchst umfassender
Art den Kaiser durchflogen, als er den Krieg unternahm.

Wollte er aber das Reich einmal erblich machen, wie
er dachte, so mußte er es vor allem regieren: er mußte sich
in dem Vereine autonomer selbständiger Mächte die ihn um-
gaben, ein Übergewicht verschaffen, durch welches sie genöthigt
wurden, dem Antriebe zu folgen den er ihnen geben wollte.

Es ist sehr merkwürdig, daß er dieß anfangs weniger
auf dem Wege der Verfassung als durch einen Bund zu
thun beabsichtigte.

In den ersten Jahren seiner Regierung hatte er em-
pfunden, welch ein Moment der Macht in dem schwäbischen
Bunde lag: so wie jetzt sein Glück wieder besser wurde, faßte
er den Gedanken denselben zu erneuern und zu erweitern,
und unaufhörlich finden wir ihn seitdem dahin arbeiten.

Den Capitulationen der oberländischen Stände wurden
Ausdrücke einverleibt, an welche man später die Anmuthung
knüpfen konnte, in einen Bund dieser Art zu treten. 1 Im Fe-

1 Dem Herzog Ulrich sagten die kaiserlichen Abgeordneten,

Neuntes Buch. Erſtes Capitel.
dieſem Gebiete begann, ſo ernſtlich auszuführen wie jemals
eine andre.

Die vornehmſte Maaßregel die er hiezu ergriff, iſt aber
ſo durchaus reichs-oberhauptlich und bildet ein ſo weſentli-
ches Stück ſeiner Reichsverwaltung, daß wir wohl am be-
ſten thun, dieſe zuvörderſt in ihren nächſten weltlichen Be-
ziehungen ins Auge zu faſſen.

Weltliche Einrichtungen im Reiche.

Wir berührten oben, welche Plane höchſt umfaſſender
Art den Kaiſer durchflogen, als er den Krieg unternahm.

Wollte er aber das Reich einmal erblich machen, wie
er dachte, ſo mußte er es vor allem regieren: er mußte ſich
in dem Vereine autonomer ſelbſtändiger Mächte die ihn um-
gaben, ein Übergewicht verſchaffen, durch welches ſie genöthigt
wurden, dem Antriebe zu folgen den er ihnen geben wollte.

Es iſt ſehr merkwürdig, daß er dieß anfangs weniger
auf dem Wege der Verfaſſung als durch einen Bund zu
thun beabſichtigte.

In den erſten Jahren ſeiner Regierung hatte er em-
pfunden, welch ein Moment der Macht in dem ſchwäbiſchen
Bunde lag: ſo wie jetzt ſein Glück wieder beſſer wurde, faßte
er den Gedanken denſelben zu erneuern und zu erweitern,
und unaufhörlich finden wir ihn ſeitdem dahin arbeiten.

Den Capitulationen der oberländiſchen Stände wurden
Ausdrücke einverleibt, an welche man ſpäter die Anmuthung
knüpfen konnte, in einen Bund dieſer Art zu treten. 1 Im Fe-

1 Dem Herzog Ulrich ſagten die kaiſerlichen Abgeordneten,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0028" n="16"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Neuntes Buch. Er&#x017F;tes Capitel</hi>.</fw><lb/>
die&#x017F;em Gebiete begann, &#x017F;o ern&#x017F;tlich auszuführen wie jemals<lb/>
eine andre.</p><lb/>
            <p>Die vornehm&#x017F;te Maaßregel die er hiezu ergriff, i&#x017F;t aber<lb/>
&#x017F;o durchaus reichs-oberhauptlich und bildet ein &#x017F;o we&#x017F;entli-<lb/>
ches Stück &#x017F;einer Reichsverwaltung, daß wir wohl am be-<lb/>
&#x017F;ten thun, die&#x017F;e zuvörder&#x017F;t in ihren näch&#x017F;ten weltlichen Be-<lb/>
ziehungen ins Auge zu fa&#x017F;&#x017F;en.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>Weltliche Einrichtungen im Reiche.</head><lb/>
            <p>Wir berührten oben, welche Plane höch&#x017F;t umfa&#x017F;&#x017F;ender<lb/>
Art den Kai&#x017F;er durchflogen, als er den Krieg unternahm.</p><lb/>
            <p>Wollte er aber das Reich einmal erblich machen, wie<lb/>
er dachte, &#x017F;o mußte er es vor allem regieren: er mußte &#x017F;ich<lb/>
in dem Vereine autonomer &#x017F;elb&#x017F;tändiger Mächte die ihn um-<lb/>
gaben, ein Übergewicht ver&#x017F;chaffen, durch welches &#x017F;ie genöthigt<lb/>
wurden, dem Antriebe zu folgen den er ihnen geben wollte.</p><lb/>
            <p>Es i&#x017F;t &#x017F;ehr merkwürdig, daß er dieß anfangs weniger<lb/>
auf dem Wege der Verfa&#x017F;&#x017F;ung als durch einen Bund zu<lb/>
thun beab&#x017F;ichtigte.</p><lb/>
            <p>In den er&#x017F;ten Jahren &#x017F;einer Regierung hatte er em-<lb/>
pfunden, welch ein Moment der Macht in dem &#x017F;chwäbi&#x017F;chen<lb/>
Bunde lag: &#x017F;o wie jetzt &#x017F;ein Glück wieder be&#x017F;&#x017F;er wurde, faßte<lb/>
er den Gedanken den&#x017F;elben zu erneuern und zu erweitern,<lb/>
und unaufhörlich finden wir ihn &#x017F;eitdem dahin arbeiten.</p><lb/>
            <p>Den Capitulationen der oberländi&#x017F;chen Stände wurden<lb/>
Ausdrücke einverleibt, an welche man &#x017F;päter die Anmuthung<lb/>
knüpfen konnte, in einen Bund die&#x017F;er Art zu treten. <note xml:id="seg2pn_2_1" next="#seg2pn_2_2" place="foot" n="1">Dem Herzog Ulrich &#x017F;agten die kai&#x017F;erlichen Abgeordneten,</note> Im Fe-<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[16/0028] Neuntes Buch. Erſtes Capitel. dieſem Gebiete begann, ſo ernſtlich auszuführen wie jemals eine andre. Die vornehmſte Maaßregel die er hiezu ergriff, iſt aber ſo durchaus reichs-oberhauptlich und bildet ein ſo weſentli- ches Stück ſeiner Reichsverwaltung, daß wir wohl am be- ſten thun, dieſe zuvörderſt in ihren nächſten weltlichen Be- ziehungen ins Auge zu faſſen. Weltliche Einrichtungen im Reiche. Wir berührten oben, welche Plane höchſt umfaſſender Art den Kaiſer durchflogen, als er den Krieg unternahm. Wollte er aber das Reich einmal erblich machen, wie er dachte, ſo mußte er es vor allem regieren: er mußte ſich in dem Vereine autonomer ſelbſtändiger Mächte die ihn um- gaben, ein Übergewicht verſchaffen, durch welches ſie genöthigt wurden, dem Antriebe zu folgen den er ihnen geben wollte. Es iſt ſehr merkwürdig, daß er dieß anfangs weniger auf dem Wege der Verfaſſung als durch einen Bund zu thun beabſichtigte. In den erſten Jahren ſeiner Regierung hatte er em- pfunden, welch ein Moment der Macht in dem ſchwäbiſchen Bunde lag: ſo wie jetzt ſein Glück wieder beſſer wurde, faßte er den Gedanken denſelben zu erneuern und zu erweitern, und unaufhörlich finden wir ihn ſeitdem dahin arbeiten. Den Capitulationen der oberländiſchen Stände wurden Ausdrücke einverleibt, an welche man ſpäter die Anmuthung knüpfen konnte, in einen Bund dieſer Art zu treten. 1 Im Fe- 1 Dem Herzog Ulrich ſagten die kaiſerlichen Abgeordneten,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation05_1843
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation05_1843/28
Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 5. Berlin, 1843, S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation05_1843/28>, abgerufen am 21.11.2024.