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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 5. Berlin, 1843.

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Magdeburger Capitulation.
ligion auch derjenigen Bedingung fügen konnten die ihnen
früher die widerwärtigste gewesen war: der Aufnahme einer
sächsischen Besatzung.

Nachdem dergestalt die Capitulation angenommen wor-
den, ritt der Churfürst am 9ten Nov., begleitet von dem kai-
serlichen Commissarius Schwendi und einer stattlichen Schaar
von Fürsten, Herrn und Räthen, in Magdeburg ein. Bei
dem Denkmal Ottos des Großen kamen ihm die drei Räthe,
die Ordnungsmeister, hundert Mannen der Stadt, sammt
ganzer Gemeine, entgegen um ihm die Huldigung zu leisten.
Der sächsische Canzler eröffnete den Act mit einer Auffor-
derung hiezu, "nachdem", sagte er, "die Stadt sich nun-
mehr ergeben." Der Bürgermeister Levin von Emden fiel
ihm ins Wort: "vertragen und nicht ergeben." Der Chur-
fürst sagte: "es ist vertragen: so soll es auch bleiben."
Hierauf leistete ihm die Bürgerschaft den Eid, bei Gott und
seinem heiligen Worte.

Man wird Moritz nicht zutrauen, daß er für die Er-
weiterung seiner Macht, die hierin lag, gleichgültig gewesen
sey; er ward nun, was er so dringend gewünscht, als Burg-
graf von Magdeburg anerkannt; in sofern wenigstens, als
dieß zu erreichen war, hatte er die Belagerung gewiß ernst-
lich gemeint. Aber die Hauptsache war doch immer, daß
er eine so ansehnliche Truppenschaar so lange an der Hand
behalten hatte. Auch jetzt löste sie sich noch nicht auf,
da sie noch nicht ihre vollständige Bezahlung empfangen.
Der Reichszahlmeister Wolf Haller gab sich alle mögliche
Mühe, Anleihen auf den demnächst einzubringenden Reichs-
vorrath -- denn der eingebrachte war bereits erschöpft --

Magdeburger Capitulation.
ligion auch derjenigen Bedingung fügen konnten die ihnen
früher die widerwärtigſte geweſen war: der Aufnahme einer
ſächſiſchen Beſatzung.

Nachdem dergeſtalt die Capitulation angenommen wor-
den, ritt der Churfürſt am 9ten Nov., begleitet von dem kai-
ſerlichen Commiſſarius Schwendi und einer ſtattlichen Schaar
von Fürſten, Herrn und Räthen, in Magdeburg ein. Bei
dem Denkmal Ottos des Großen kamen ihm die drei Räthe,
die Ordnungsmeiſter, hundert Mannen der Stadt, ſammt
ganzer Gemeine, entgegen um ihm die Huldigung zu leiſten.
Der ſächſiſche Canzler eröffnete den Act mit einer Auffor-
derung hiezu, „nachdem“, ſagte er, „die Stadt ſich nun-
mehr ergeben.“ Der Bürgermeiſter Levin von Emden fiel
ihm ins Wort: „vertragen und nicht ergeben.“ Der Chur-
fürſt ſagte: „es iſt vertragen: ſo ſoll es auch bleiben.“
Hierauf leiſtete ihm die Bürgerſchaft den Eid, bei Gott und
ſeinem heiligen Worte.

Man wird Moritz nicht zutrauen, daß er für die Er-
weiterung ſeiner Macht, die hierin lag, gleichgültig geweſen
ſey; er ward nun, was er ſo dringend gewünſcht, als Burg-
graf von Magdeburg anerkannt; in ſofern wenigſtens, als
dieß zu erreichen war, hatte er die Belagerung gewiß ernſt-
lich gemeint. Aber die Hauptſache war doch immer, daß
er eine ſo anſehnliche Truppenſchaar ſo lange an der Hand
behalten hatte. Auch jetzt löſte ſie ſich noch nicht auf,
da ſie noch nicht ihre vollſtändige Bezahlung empfangen.
Der Reichszahlmeiſter Wolf Haller gab ſich alle mögliche
Mühe, Anleihen auf den demnächſt einzubringenden Reichs-
vorrath — denn der eingebrachte war bereits erſchöpft —

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[229/0241] Magdeburger Capitulation. ligion auch derjenigen Bedingung fügen konnten die ihnen früher die widerwärtigſte geweſen war: der Aufnahme einer ſächſiſchen Beſatzung. Nachdem dergeſtalt die Capitulation angenommen wor- den, ritt der Churfürſt am 9ten Nov., begleitet von dem kai- ſerlichen Commiſſarius Schwendi und einer ſtattlichen Schaar von Fürſten, Herrn und Räthen, in Magdeburg ein. Bei dem Denkmal Ottos des Großen kamen ihm die drei Räthe, die Ordnungsmeiſter, hundert Mannen der Stadt, ſammt ganzer Gemeine, entgegen um ihm die Huldigung zu leiſten. Der ſächſiſche Canzler eröffnete den Act mit einer Auffor- derung hiezu, „nachdem“, ſagte er, „die Stadt ſich nun- mehr ergeben.“ Der Bürgermeiſter Levin von Emden fiel ihm ins Wort: „vertragen und nicht ergeben.“ Der Chur- fürſt ſagte: „es iſt vertragen: ſo ſoll es auch bleiben.“ Hierauf leiſtete ihm die Bürgerſchaft den Eid, bei Gott und ſeinem heiligen Worte. Man wird Moritz nicht zutrauen, daß er für die Er- weiterung ſeiner Macht, die hierin lag, gleichgültig geweſen ſey; er ward nun, was er ſo dringend gewünſcht, als Burg- graf von Magdeburg anerkannt; in ſofern wenigſtens, als dieß zu erreichen war, hatte er die Belagerung gewiß ernſt- lich gemeint. Aber die Hauptſache war doch immer, daß er eine ſo anſehnliche Truppenſchaar ſo lange an der Hand behalten hatte. Auch jetzt löſte ſie ſich noch nicht auf, da ſie noch nicht ihre vollſtändige Bezahlung empfangen. Der Reichszahlmeiſter Wolf Haller gab ſich alle mögliche Mühe, Anleihen auf den demnächſt einzubringenden Reichs- vorrath — denn der eingebrachte war bereits erſchöpft —

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 5. Berlin, 1843, S. 229. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation05_1843/241>, abgerufen am 25.11.2024.