so ließ er sich auch keine Mühe verdrießen sie vollkommen zu Stande zu bringen. Gegen Ende 1551, Anfang 1552 finden wir ihn in Person am französischen Hofe, wo ihn Schärtlin einführte. Er trug den Namen Paul von Bi- berach und gab sich für einen der Hauptleute dieses Kriegs- obersten aus. Schon genug daß ihn der König als den sehr hohen und mächtigen Fürsten, seinen theuren Vetter Albrecht von Brandenburg erkannte. Nachdem alle Schwie- rigkeiten vollends beseitigt, besonders die Geldsachen abge- macht waren, unterzeichnete und beschwur der König den Bund am 15ten Januar auf dem Jagdschloß Chambord in Gegenwart des Markgrafen. Der Markgraf beschwur ihn im Namen der deutschen Fürsten. 1
So geschah nun doch, was zu verhüten Carl V seit seiner Wahl so viel ängstliche Sorge getragen: deutsche Für- sten vereinigten sich mit dem König von Frankreich, und zwar in der entschiedensten Feindseligkeit gegen ihn, zu einem großen Krieg, zum offenen Angriff.
Ohne Zögern rüsteten beide Theile, um so bald wie möglich aufzukommen.
Moritz hatte den unschätzbaren Vortheil, daß er die Waffen vor Magdeburg in der Hand hielt.
Auch nach jenem ersten Zwiegespräch mit Markgraf Johann setzte er die Belagerung fort: noch immer gab es Scharmützel, noch mehr als einmal floß Blut. Der Mark- graf ermahnte den Churfürsten wohl, den Schein nicht zu weit zu treiben, aber auch er war dagegen, demselben sofort
1 Urkunde bei Du Mont IV, iii, 33. Schärtlin, der sonst hier gut unterrichtet ist, giebt den 2ten Februar an.
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Unterhandlung mit Frankreich.
ſo ließ er ſich auch keine Mühe verdrießen ſie vollkommen zu Stande zu bringen. Gegen Ende 1551, Anfang 1552 finden wir ihn in Perſon am franzöſiſchen Hofe, wo ihn Schärtlin einführte. Er trug den Namen Paul von Bi- berach und gab ſich für einen der Hauptleute dieſes Kriegs- oberſten aus. Schon genug daß ihn der König als den ſehr hohen und mächtigen Fürſten, ſeinen theuren Vetter Albrecht von Brandenburg erkannte. Nachdem alle Schwie- rigkeiten vollends beſeitigt, beſonders die Geldſachen abge- macht waren, unterzeichnete und beſchwur der König den Bund am 15ten Januar auf dem Jagdſchloß Chambord in Gegenwart des Markgrafen. Der Markgraf beſchwur ihn im Namen der deutſchen Fürſten. 1
So geſchah nun doch, was zu verhüten Carl V ſeit ſeiner Wahl ſo viel ängſtliche Sorge getragen: deutſche Für- ſten vereinigten ſich mit dem König von Frankreich, und zwar in der entſchiedenſten Feindſeligkeit gegen ihn, zu einem großen Krieg, zum offenen Angriff.
Ohne Zögern rüſteten beide Theile, um ſo bald wie möglich aufzukommen.
Moritz hatte den unſchätzbaren Vortheil, daß er die Waffen vor Magdeburg in der Hand hielt.
Auch nach jenem erſten Zwiegeſpräch mit Markgraf Johann ſetzte er die Belagerung fort: noch immer gab es Scharmützel, noch mehr als einmal floß Blut. Der Mark- graf ermahnte den Churfürſten wohl, den Schein nicht zu weit zu treiben, aber auch er war dagegen, demſelben ſofort
1 Urkunde bei Du Mont IV, iii, 33. Schaͤrtlin, der ſonſt hier gut unterrichtet iſt, giebt den 2ten Februar an.
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Unterhandlung mit Frankreich.
ſo ließ er ſich auch keine Mühe verdrießen ſie vollkommen
zu Stande zu bringen. Gegen Ende 1551, Anfang 1552
finden wir ihn in Perſon am franzöſiſchen Hofe, wo ihn
Schärtlin einführte. Er trug den Namen Paul von Bi-
berach und gab ſich für einen der Hauptleute dieſes Kriegs-
oberſten aus. Schon genug daß ihn der König als den
ſehr hohen und mächtigen Fürſten, ſeinen theuren Vetter
Albrecht von Brandenburg erkannte. Nachdem alle Schwie-
rigkeiten vollends beſeitigt, beſonders die Geldſachen abge-
macht waren, unterzeichnete und beſchwur der König den
Bund am 15ten Januar auf dem Jagdſchloß Chambord
in Gegenwart des Markgrafen. Der Markgraf beſchwur
ihn im Namen der deutſchen Fürſten. 1
So geſchah nun doch, was zu verhüten Carl V ſeit
ſeiner Wahl ſo viel ängſtliche Sorge getragen: deutſche Für-
ſten vereinigten ſich mit dem König von Frankreich, und
zwar in der entſchiedenſten Feindſeligkeit gegen ihn, zu einem
großen Krieg, zum offenen Angriff.
Ohne Zögern rüſteten beide Theile, um ſo bald wie
möglich aufzukommen.
Moritz hatte den unſchätzbaren Vortheil, daß er die
Waffen vor Magdeburg in der Hand hielt.
Auch nach jenem erſten Zwiegeſpräch mit Markgraf
Johann ſetzte er die Belagerung fort: noch immer gab es
Scharmützel, noch mehr als einmal floß Blut. Der Mark-
graf ermahnte den Churfürſten wohl, den Schein nicht zu
weit zu treiben, aber auch er war dagegen, demſelben ſofort
1 Urkunde bei Du Mont IV, iii, 33. Schaͤrtlin, der ſonſt hier
gut unterrichtet iſt, giebt den 2ten Februar an.
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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 5. Berlin, 1843, S. 227. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation05_1843/239>, abgerufen am 23.07.2024.
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