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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 5. Berlin, 1843.

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Neuntes Buch. Fünftes Capitel.
Gelegenheit, wenn der Kaiser über Meer gehe, oder wenn
sich ihm diesseit ein neuer Krieg erhebe.

Auf diese letzte Wahrscheinlichkeit hatte vielleicht von
allen Deutschen zuerst Markgraf Albrecht von Culmbach bei
einer Anwesenheit in Weißenfels schon im Frühjahr 1550
die Aufmerksamkeit gelenkt. Er sagte, der eine von diesen
Fürsten habe den Wahlspruch: Mehr, weiter! der andre zum
Zeichen den zunehmenden Mond mit dem Worte "bis er
voll wird": jeder wolle größer werden; aber der eine werde
abnehmen, der andre, der die Welt noch nicht so gut ge-
witzigt habe, fortschreiten und wachsen; Heinrich II könne
dem Kaiser wohl einen Schlag beibringen, so schlimm, als
sein Vater jemals von diesem erlitten.

Seit dem Frieden Heinrichs II mit England konnte sich
Niemand verbergen, daß ein Wiederausbruch des Krieges
zwischen den beiden großen Mächten bevorstehe.

Wie aber wenn alsdann der König von Frankreich die
Oberhand behielt? Er machte kein Hehl daraus, daß er
sich der verjagten Fürsten und Kriegsmänner annehmen und
sie zurückführen werde. Ein Vorhaben, voll Gefahr für Alle
welche den schmalkaldischen Bund zerstören helfen und die
Partei des Kaisers gehalten. Moritz ward erinnert, wie
schlechte Nachbarn er an den wiederhergestellten Grafen von
Mansfeld oder dem eignen Vetter haben werden. 1

Schon früh, im Sommer des Jahres 1550, finden
sich Spuren einer Annäherung des Churfürsten an den Kö-
nig von Frankreich, der seine Augen auf jede mögliche Op-

1 Schreiben des Markgrafen an Albrecht 22 März 1550 aus
dem Dresdener Archiv (im Anhang).

Neuntes Buch. Fuͤnftes Capitel.
Gelegenheit, wenn der Kaiſer über Meer gehe, oder wenn
ſich ihm dieſſeit ein neuer Krieg erhebe.

Auf dieſe letzte Wahrſcheinlichkeit hatte vielleicht von
allen Deutſchen zuerſt Markgraf Albrecht von Culmbach bei
einer Anweſenheit in Weißenfels ſchon im Frühjahr 1550
die Aufmerkſamkeit gelenkt. Er ſagte, der eine von dieſen
Fürſten habe den Wahlſpruch: Mehr, weiter! der andre zum
Zeichen den zunehmenden Mond mit dem Worte „bis er
voll wird“: jeder wolle größer werden; aber der eine werde
abnehmen, der andre, der die Welt noch nicht ſo gut ge-
witzigt habe, fortſchreiten und wachſen; Heinrich II könne
dem Kaiſer wohl einen Schlag beibringen, ſo ſchlimm, als
ſein Vater jemals von dieſem erlitten.

Seit dem Frieden Heinrichs II mit England konnte ſich
Niemand verbergen, daß ein Wiederausbruch des Krieges
zwiſchen den beiden großen Mächten bevorſtehe.

Wie aber wenn alsdann der König von Frankreich die
Oberhand behielt? Er machte kein Hehl daraus, daß er
ſich der verjagten Fürſten und Kriegsmänner annehmen und
ſie zurückführen werde. Ein Vorhaben, voll Gefahr für Alle
welche den ſchmalkaldiſchen Bund zerſtören helfen und die
Partei des Kaiſers gehalten. Moritz ward erinnert, wie
ſchlechte Nachbarn er an den wiederhergeſtellten Grafen von
Mansfeld oder dem eignen Vetter haben werden. 1

Schon früh, im Sommer des Jahres 1550, finden
ſich Spuren einer Annäherung des Churfürſten an den Kö-
nig von Frankreich, der ſeine Augen auf jede mögliche Op-

1 Schreiben des Markgrafen an Albrecht 22 Maͤrz 1550 aus
dem Dresdener Archiv (im Anhang).
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[206/0218] Neuntes Buch. Fuͤnftes Capitel. Gelegenheit, wenn der Kaiſer über Meer gehe, oder wenn ſich ihm dieſſeit ein neuer Krieg erhebe. Auf dieſe letzte Wahrſcheinlichkeit hatte vielleicht von allen Deutſchen zuerſt Markgraf Albrecht von Culmbach bei einer Anweſenheit in Weißenfels ſchon im Frühjahr 1550 die Aufmerkſamkeit gelenkt. Er ſagte, der eine von dieſen Fürſten habe den Wahlſpruch: Mehr, weiter! der andre zum Zeichen den zunehmenden Mond mit dem Worte „bis er voll wird“: jeder wolle größer werden; aber der eine werde abnehmen, der andre, der die Welt noch nicht ſo gut ge- witzigt habe, fortſchreiten und wachſen; Heinrich II könne dem Kaiſer wohl einen Schlag beibringen, ſo ſchlimm, als ſein Vater jemals von dieſem erlitten. Seit dem Frieden Heinrichs II mit England konnte ſich Niemand verbergen, daß ein Wiederausbruch des Krieges zwiſchen den beiden großen Mächten bevorſtehe. Wie aber wenn alsdann der König von Frankreich die Oberhand behielt? Er machte kein Hehl daraus, daß er ſich der verjagten Fürſten und Kriegsmänner annehmen und ſie zurückführen werde. Ein Vorhaben, voll Gefahr für Alle welche den ſchmalkaldiſchen Bund zerſtören helfen und die Partei des Kaiſers gehalten. Moritz ward erinnert, wie ſchlechte Nachbarn er an den wiederhergeſtellten Grafen von Mansfeld oder dem eignen Vetter haben werden. 1 Schon früh, im Sommer des Jahres 1550, finden ſich Spuren einer Annäherung des Churfürſten an den Kö- nig von Frankreich, der ſeine Augen auf jede mögliche Op- 1 Schreiben des Markgrafen an Albrecht 22 Maͤrz 1550 aus dem Dresdener Archiv (im Anhang).

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 5. Berlin, 1843, S. 206. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation05_1843/218>, abgerufen am 25.11.2024.