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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 5. Berlin, 1843.

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Politik des Churfürsten Moritz.
nand oder Maximilian, die durch alle denkbaren Bande ge-
fesselt waren, dieß wagen können. Vielmehr kam alles auf
Denjenigen an, der durch seinen Übertritt zum Kaiser den
schmalkaldischen Krieg entschieden hatte, und der jetzt von al-
len Fürsten allein die Waffen gewaltig in der Hand hielt.

Moritz fühlte wohl schon von selbst die Gefahr einer
Stellung die mit der öffentlichen Meinung in Widerspruch
ist. Schon längst schloß er sich nicht mehr so unbedingt
der kaiserlichen Politik an. Er versäumte nichts was dazu
dienen konnte, Maximilian durch geheimen Zuspruch in sei-
nem Widerstand gegen die Successionsentwürfe des Kaisers
zu bestärken; der ihn dafür für einen der besten Freunde er-
klärt die er auf der Welt habe. Es war von einer zwi-
schen beiden Fürsten zu veranstaltenden Zusammenkunft die
Rede, und die Schwierigkeit lag nur darin sie dem Kaiser un-
bemerkt zu Stande zu bringen. 1 Bei den jungen Landgrafen
ließ Moritz bereits anfragen, wenn zwei Augen sich zuthun
würden und er dann etwas zur Erledigung ihres Vaters
unternehme, wessen er sich zu ihnen versehen könne. Es
war wohl nicht sein Ernst, bis zum Tode des Kaisers zu
warten; die Landgrafen machten ihn aufmerksam, der könne
noch manchen überleben: vielleicht zeige sich bald eine andre

1 Carlowitz mußte antragen: wenn Maximilian den Churfür-
sten "an ein geheimen Ort zu sich bescheiden mochte, so wolde E.
Ch. G. (Moritz) derselbigen (S. Kgl. Würde) allerlei anzeygen,
doran sie Gefallen tragen solle." Maximilian geht darauf ein, je-
doch weil er mit seinem Vater nach Ungarn gehn solle, könne er sich
"noch nicht entschließen, was wege und mittel zu gebrauchen, damit
solches fuglich und unvormarkt geschehen mochte, wolt aber sobald sie
hinab käme darauf gedenken und solchs von fernest irem Hern Va-
ter selbst auch also ingeheim entwerffen." Schreiben von Carlowitz
11 März 1551.

Politik des Churfuͤrſten Moritz.
nand oder Maximilian, die durch alle denkbaren Bande ge-
feſſelt waren, dieß wagen können. Vielmehr kam alles auf
Denjenigen an, der durch ſeinen Übertritt zum Kaiſer den
ſchmalkaldiſchen Krieg entſchieden hatte, und der jetzt von al-
len Fürſten allein die Waffen gewaltig in der Hand hielt.

Moritz fühlte wohl ſchon von ſelbſt die Gefahr einer
Stellung die mit der öffentlichen Meinung in Widerſpruch
iſt. Schon längſt ſchloß er ſich nicht mehr ſo unbedingt
der kaiſerlichen Politik an. Er verſäumte nichts was dazu
dienen konnte, Maximilian durch geheimen Zuſpruch in ſei-
nem Widerſtand gegen die Succeſſionsentwürfe des Kaiſers
zu beſtärken; der ihn dafür für einen der beſten Freunde er-
klärt die er auf der Welt habe. Es war von einer zwi-
ſchen beiden Fürſten zu veranſtaltenden Zuſammenkunft die
Rede, und die Schwierigkeit lag nur darin ſie dem Kaiſer un-
bemerkt zu Stande zu bringen. 1 Bei den jungen Landgrafen
ließ Moritz bereits anfragen, wenn zwei Augen ſich zuthun
würden und er dann etwas zur Erledigung ihres Vaters
unternehme, weſſen er ſich zu ihnen verſehen könne. Es
war wohl nicht ſein Ernſt, bis zum Tode des Kaiſers zu
warten; die Landgrafen machten ihn aufmerkſam, der könne
noch manchen überleben: vielleicht zeige ſich bald eine andre

1 Carlowitz mußte antragen: wenn Maximilian den Churfuͤr-
ſten „an ein geheimen Ort zu ſich beſcheiden mochte, ſo wolde E.
Ch. G. (Moritz) derſelbigen (S. Kgl. Wuͤrde) allerlei anzeygen,
doran ſie Gefallen tragen ſolle.“ Maximilian geht darauf ein, je-
doch weil er mit ſeinem Vater nach Ungarn gehn ſolle, koͤnne er ſich
„noch nicht entſchließen, was wege und mittel zu gebrauchen, damit
ſolches fuglich und unvormarkt geſchehen mochte, wolt aber ſobald ſie
hinab kaͤme darauf gedenken und ſolchs von ferneſt irem Hern Va-
ter ſelbſt auch alſo ingeheim entwerffen.“ Schreiben von Carlowitz
11 Maͤrz 1551.
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[205/0217] Politik des Churfuͤrſten Moritz. nand oder Maximilian, die durch alle denkbaren Bande ge- feſſelt waren, dieß wagen können. Vielmehr kam alles auf Denjenigen an, der durch ſeinen Übertritt zum Kaiſer den ſchmalkaldiſchen Krieg entſchieden hatte, und der jetzt von al- len Fürſten allein die Waffen gewaltig in der Hand hielt. Moritz fühlte wohl ſchon von ſelbſt die Gefahr einer Stellung die mit der öffentlichen Meinung in Widerſpruch iſt. Schon längſt ſchloß er ſich nicht mehr ſo unbedingt der kaiſerlichen Politik an. Er verſäumte nichts was dazu dienen konnte, Maximilian durch geheimen Zuſpruch in ſei- nem Widerſtand gegen die Succeſſionsentwürfe des Kaiſers zu beſtärken; der ihn dafür für einen der beſten Freunde er- klärt die er auf der Welt habe. Es war von einer zwi- ſchen beiden Fürſten zu veranſtaltenden Zuſammenkunft die Rede, und die Schwierigkeit lag nur darin ſie dem Kaiſer un- bemerkt zu Stande zu bringen. 1 Bei den jungen Landgrafen ließ Moritz bereits anfragen, wenn zwei Augen ſich zuthun würden und er dann etwas zur Erledigung ihres Vaters unternehme, weſſen er ſich zu ihnen verſehen könne. Es war wohl nicht ſein Ernſt, bis zum Tode des Kaiſers zu warten; die Landgrafen machten ihn aufmerkſam, der könne noch manchen überleben: vielleicht zeige ſich bald eine andre 1 Carlowitz mußte antragen: wenn Maximilian den Churfuͤr- ſten „an ein geheimen Ort zu ſich beſcheiden mochte, ſo wolde E. Ch. G. (Moritz) derſelbigen (S. Kgl. Wuͤrde) allerlei anzeygen, doran ſie Gefallen tragen ſolle.“ Maximilian geht darauf ein, je- doch weil er mit ſeinem Vater nach Ungarn gehn ſolle, koͤnne er ſich „noch nicht entſchließen, was wege und mittel zu gebrauchen, damit ſolches fuglich und unvormarkt geſchehen mochte, wolt aber ſobald ſie hinab kaͤme darauf gedenken und ſolchs von ferneſt irem Hern Va- ter ſelbſt auch alſo ingeheim entwerffen.“ Schreiben von Carlowitz 11 Maͤrz 1551.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 5. Berlin, 1843, S. 205. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation05_1843/217>, abgerufen am 24.11.2024.