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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 5. Berlin, 1843.

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Belagerung von Magdeburg.
Kaiser nicht durchsetzen: das freie Bekenntniß der reinen Lehre
nach der augsburgischen Confession und die Bestätigung al-
ler ihrer Freiheiten; da er aber die Bedingung hinzufügte,
daß sie alsdann eine Besatzung von Seiten der verbündeten
Fürsten würden aufzunehmen haben, so erhob sich in ihnen
der Verdacht, der an den oberländischen Begebenheiten seine
Begründung fand, daß diese sie doch mit der Zeit zu dem
was der Kaiser begehre zwingen und nicht lange bei der
reinen Religion und ihren Freiheiten lassen werde. 1 Sie
antworteten, sie würden eher sterben als dieser Gefahr sich
aussetzen. Von den Theologen, die vor dem Interim wei-
chend bei ihnen Aufnahme gefunden, wurden sie mit der stol-
zen Meinung durchdrungen, allein bei ihnen habe Gottes
Wort noch eine sichere Freistätte: wer sie bekämpfe, der stehe
dem Widerchrist bei. Das Gefühl für Gott zu streiten, er-
füllte sie auch nach alle den erlittenen Niederlagen ihrer Glau-
bensgenossen mit der heldenmüthigen Zuversicht, er werde
sie nicht untergehn lassen. Bürger auf der Wache sahen
himmlische Gesichte, die sie mit tröstlichen Zusagen erfreuten.
Sie trugen kein Bedenken die zahlreiche Einwohnerschaft
der Sudenburg, obwohl sie zur Vertheidigung nicht viel
beitragen konnte, bei sich aufzunehmen; längst hatten sie
sich auf einen Fall dieser Art vorbereitet, sie waren auf
mehrere Jahre mit Lebensmitteln versehen. Auch übrigens
war die Stadt in gutem Vertheidigungsstand; noch unter den

1 Der von Magdburg Verantwortung alles Unglimpfs 13 Dec.
1550. "weil dann damit umgangen wirdt, das Päpstliche widerchrist-
liche tridentinische Concilium zu erfolgen und mitler Zeit das gottlose
Interim anzunehmen, das auch alle Gottes Diener von den päpst-
lichen Bischöfen sollen verhört und habilitirt werden."

Belagerung von Magdeburg.
Kaiſer nicht durchſetzen: das freie Bekenntniß der reinen Lehre
nach der augsburgiſchen Confeſſion und die Beſtätigung al-
ler ihrer Freiheiten; da er aber die Bedingung hinzufügte,
daß ſie alsdann eine Beſatzung von Seiten der verbündeten
Fürſten würden aufzunehmen haben, ſo erhob ſich in ihnen
der Verdacht, der an den oberländiſchen Begebenheiten ſeine
Begründung fand, daß dieſe ſie doch mit der Zeit zu dem
was der Kaiſer begehre zwingen und nicht lange bei der
reinen Religion und ihren Freiheiten laſſen werde. 1 Sie
antworteten, ſie würden eher ſterben als dieſer Gefahr ſich
ausſetzen. Von den Theologen, die vor dem Interim wei-
chend bei ihnen Aufnahme gefunden, wurden ſie mit der ſtol-
zen Meinung durchdrungen, allein bei ihnen habe Gottes
Wort noch eine ſichere Freiſtätte: wer ſie bekämpfe, der ſtehe
dem Widerchriſt bei. Das Gefühl für Gott zu ſtreiten, er-
füllte ſie auch nach alle den erlittenen Niederlagen ihrer Glau-
bensgenoſſen mit der heldenmüthigen Zuverſicht, er werde
ſie nicht untergehn laſſen. Bürger auf der Wache ſahen
himmliſche Geſichte, die ſie mit tröſtlichen Zuſagen erfreuten.
Sie trugen kein Bedenken die zahlreiche Einwohnerſchaft
der Sudenburg, obwohl ſie zur Vertheidigung nicht viel
beitragen konnte, bei ſich aufzunehmen; längſt hatten ſie
ſich auf einen Fall dieſer Art vorbereitet, ſie waren auf
mehrere Jahre mit Lebensmitteln verſehen. Auch übrigens
war die Stadt in gutem Vertheidigungsſtand; noch unter den

1 Der von Magdburg Verantwortung alles Unglimpfs 13 Dec.
1550. „weil dann damit umgangen wirdt, das Paͤpſtliche widerchriſt-
liche tridentiniſche Concilium zu erfolgen und mitler Zeit das gottloſe
Interim anzunehmen, das auch alle Gottes Diener von den paͤpſt-
lichen Biſchoͤfen ſollen verhoͤrt und habilitirt werden.“
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[185/0197] Belagerung von Magdeburg. Kaiſer nicht durchſetzen: das freie Bekenntniß der reinen Lehre nach der augsburgiſchen Confeſſion und die Beſtätigung al- ler ihrer Freiheiten; da er aber die Bedingung hinzufügte, daß ſie alsdann eine Beſatzung von Seiten der verbündeten Fürſten würden aufzunehmen haben, ſo erhob ſich in ihnen der Verdacht, der an den oberländiſchen Begebenheiten ſeine Begründung fand, daß dieſe ſie doch mit der Zeit zu dem was der Kaiſer begehre zwingen und nicht lange bei der reinen Religion und ihren Freiheiten laſſen werde. 1 Sie antworteten, ſie würden eher ſterben als dieſer Gefahr ſich ausſetzen. Von den Theologen, die vor dem Interim wei- chend bei ihnen Aufnahme gefunden, wurden ſie mit der ſtol- zen Meinung durchdrungen, allein bei ihnen habe Gottes Wort noch eine ſichere Freiſtätte: wer ſie bekämpfe, der ſtehe dem Widerchriſt bei. Das Gefühl für Gott zu ſtreiten, er- füllte ſie auch nach alle den erlittenen Niederlagen ihrer Glau- bensgenoſſen mit der heldenmüthigen Zuverſicht, er werde ſie nicht untergehn laſſen. Bürger auf der Wache ſahen himmliſche Geſichte, die ſie mit tröſtlichen Zuſagen erfreuten. Sie trugen kein Bedenken die zahlreiche Einwohnerſchaft der Sudenburg, obwohl ſie zur Vertheidigung nicht viel beitragen konnte, bei ſich aufzunehmen; längſt hatten ſie ſich auf einen Fall dieſer Art vorbereitet, ſie waren auf mehrere Jahre mit Lebensmitteln verſehen. Auch übrigens war die Stadt in gutem Vertheidigungsſtand; noch unter den 1 Der von Magdburg Verantwortung alles Unglimpfs 13 Dec. 1550. „weil dann damit umgangen wirdt, das Paͤpſtliche widerchriſt- liche tridentiniſche Concilium zu erfolgen und mitler Zeit das gottloſe Interim anzunehmen, das auch alle Gottes Diener von den paͤpſt- lichen Biſchoͤfen ſollen verhoͤrt und habilitirt werden.“

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 5. Berlin, 1843, S. 185. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation05_1843/197>, abgerufen am 22.11.2024.