chelten sich, bei dem guten Verhältniß des Papstes mit dem Kaiser noch in den Besitz alles dessen zu gelangen, was sie der Gunst ihres Großvaters jemals verdankt.
Auf dem Reichstage von Augsburg, im September 1550, ward auch hierüber mit dem Kaiser unterhandelt.
Es war aber nicht in seiner Weise, eine Landschaft auf die er Rechte zu haben glaubte, und die er größtentheils schon inne hatte, so leicht wieder fahren zu lassen. Daß seine Tochter mit Ottavio verheirathet war, machte auf ihn wenig Eindruck, nachdem das ganze Haus in Pier Luigi tödtlich beleidigt worden. Die Verbindung des jüngsten von den Brüdern, Oratio, mit Frankreich erregte von Anfang an seinen Verdacht und Widerwillen. So weit war er ent- fernt Piacenza zurückzugeben, daß er sogar Ansprüche auf Parma erhob, und eine Untersuchung der zwischen Reich und Kirche schwebenden Streitfrage über die Oberherrlich- keit über diese Städte in Antrag brachte. 1 Ferrante Gon- zaga setzte seine Feindseligkeit gegen die Stadt Parma un- aufhörlich fort.
Da konnten nun die Farnesen auch von dem Papst nicht viel Schutz erwarten. Es war nicht das Herkommen im Kirchenstaat, daß die Nepoten eines früheren Papstes von dem regierenden besondere Rücksicht genossen. Eine der In- structionen Julius III beweist unwiderleglich, daß ihn wirk- lich der Gedanke beschäftigt hat, auch Parma dem Kaiser zu überlassen, bei günstiger Gelegenheit, unter den nöthigen
1Pareva meglio che si conoscessero le ragioni della sede apostolica e dell'imperio e le citta si dessero a chi aveva ra- gione. (Seine Worte an Pighino 4 Sept.)
HeinrichIIund die Farneſen.
chelten ſich, bei dem guten Verhältniß des Papſtes mit dem Kaiſer noch in den Beſitz alles deſſen zu gelangen, was ſie der Gunſt ihres Großvaters jemals verdankt.
Auf dem Reichstage von Augsburg, im September 1550, ward auch hierüber mit dem Kaiſer unterhandelt.
Es war aber nicht in ſeiner Weiſe, eine Landſchaft auf die er Rechte zu haben glaubte, und die er größtentheils ſchon inne hatte, ſo leicht wieder fahren zu laſſen. Daß ſeine Tochter mit Ottavio verheirathet war, machte auf ihn wenig Eindruck, nachdem das ganze Haus in Pier Luigi tödtlich beleidigt worden. Die Verbindung des jüngſten von den Brüdern, Oratio, mit Frankreich erregte von Anfang an ſeinen Verdacht und Widerwillen. So weit war er ent- fernt Piacenza zurückzugeben, daß er ſogar Anſprüche auf Parma erhob, und eine Unterſuchung der zwiſchen Reich und Kirche ſchwebenden Streitfrage über die Oberherrlich- keit über dieſe Städte in Antrag brachte. 1 Ferrante Gon- zaga ſetzte ſeine Feindſeligkeit gegen die Stadt Parma un- aufhörlich fort.
Da konnten nun die Farneſen auch von dem Papſt nicht viel Schutz erwarten. Es war nicht das Herkommen im Kirchenſtaat, daß die Nepoten eines früheren Papſtes von dem regierenden beſondere Rückſicht genoſſen. Eine der In- ſtructionen Julius III beweiſt unwiderleglich, daß ihn wirk- lich der Gedanke beſchäftigt hat, auch Parma dem Kaiſer zu überlaſſen, bei günſtiger Gelegenheit, unter den nöthigen
1Pareva meglio che si conoscessero le ragioni della sede apostolica e dell’imperio e le città si dessero a chi aveva ra- gione. (Seine Worte an Pighino 4 Sept.)
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Heinrich II und die Farneſen.
chelten ſich, bei dem guten Verhältniß des Papſtes mit dem
Kaiſer noch in den Beſitz alles deſſen zu gelangen, was ſie
der Gunſt ihres Großvaters jemals verdankt.
Auf dem Reichstage von Augsburg, im September
1550, ward auch hierüber mit dem Kaiſer unterhandelt.
Es war aber nicht in ſeiner Weiſe, eine Landſchaft auf
die er Rechte zu haben glaubte, und die er größtentheils
ſchon inne hatte, ſo leicht wieder fahren zu laſſen. Daß
ſeine Tochter mit Ottavio verheirathet war, machte auf ihn
wenig Eindruck, nachdem das ganze Haus in Pier Luigi
tödtlich beleidigt worden. Die Verbindung des jüngſten von
den Brüdern, Oratio, mit Frankreich erregte von Anfang an
ſeinen Verdacht und Widerwillen. So weit war er ent-
fernt Piacenza zurückzugeben, daß er ſogar Anſprüche auf
Parma erhob, und eine Unterſuchung der zwiſchen Reich
und Kirche ſchwebenden Streitfrage über die Oberherrlich-
keit über dieſe Städte in Antrag brachte. 1 Ferrante Gon-
zaga ſetzte ſeine Feindſeligkeit gegen die Stadt Parma un-
aufhörlich fort.
Da konnten nun die Farneſen auch von dem Papſt
nicht viel Schutz erwarten. Es war nicht das Herkommen im
Kirchenſtaat, daß die Nepoten eines früheren Papſtes von
dem regierenden beſondere Rückſicht genoſſen. Eine der In-
ſtructionen Julius III beweiſt unwiderleglich, daß ihn wirk-
lich der Gedanke beſchäftigt hat, auch Parma dem Kaiſer
zu überlaſſen, bei günſtiger Gelegenheit, unter den nöthigen
1 Pareva meglio che si conoscessero le ragioni della sede
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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 5. Berlin, 1843, S. 173. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation05_1843/185>, abgerufen am 22.11.2024.
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