Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 5. Berlin, 1843.

Bild:
<< vorherige Seite

Heinrich II und die Farnesen.
richt von der Erwartung ergriffen, daß eine Änderung der
allgemeinen Politik bevorstehe: sie tranken wohl einander Glück
zu bei der Nachricht von diesem Friedensschluß.

Heinrich II und die Farnesen.

Ein sehr außerordentliches Verhältniß waltete schon alle
diese Jahre daher zwischen dem König von Frankreich und
dem Kaiser ob.

Im September 1548 trug der König dem Kaiser noch
einmal die engste Allianz an, die durch die Vermählung sei-
ner Schwester mit dem Prinzen von Spanien bekräftigt wer-
den solle. 1 Bei der Mittheilung dieses Gedankens rief Gran-
vella aus, wenn er den Tod schon zwischen den Zähnen
hätte, würde ihn eine Mittheilung dieser Art wieder ins Le-
ben zurückrufen, und die Unterhandlungen darüber wurden
wirklich eröffnet.

Aber gleich bei dem ersten Schritte scheiterten sie auch.
Der Kaiser bezeichnete eine Bedingung als unerläßlich, welche
die Franzosen schlechterdings nicht eingehn wollten, die Her-
ausgabe von Piemont; -- vorausgesetzt daß es ja mit je-
nem Vorschlag überhaupt jemals dem einen oder dem an-
dern Theile Ernst gewesen ist.

Montmorency bekennt in einem Brief an Marillac, er
habe damit nur Zeit zu gewinnen gesucht.


1 Sehr unumwunden lautet dieser Antrag: Cette intelligence
commune seroit a l'ung et l'autre le moyen pour mettre soubs
eux et a leur devotion ce qui seroit utile et propre a chacun
d'eux.
Worte des Connetable in einem Schreiben an Marillac o.
D. (Sept. 1548), angekommen im October.

Heinrich II und die Farneſen.
richt von der Erwartung ergriffen, daß eine Änderung der
allgemeinen Politik bevorſtehe: ſie tranken wohl einander Glück
zu bei der Nachricht von dieſem Friedensſchluß.

Heinrich II und die Farneſen.

Ein ſehr außerordentliches Verhältniß waltete ſchon alle
dieſe Jahre daher zwiſchen dem König von Frankreich und
dem Kaiſer ob.

Im September 1548 trug der König dem Kaiſer noch
einmal die engſte Allianz an, die durch die Vermählung ſei-
ner Schweſter mit dem Prinzen von Spanien bekräftigt wer-
den ſolle. 1 Bei der Mittheilung dieſes Gedankens rief Gran-
vella aus, wenn er den Tod ſchon zwiſchen den Zähnen
hätte, würde ihn eine Mittheilung dieſer Art wieder ins Le-
ben zurückrufen, und die Unterhandlungen darüber wurden
wirklich eröffnet.

Aber gleich bei dem erſten Schritte ſcheiterten ſie auch.
Der Kaiſer bezeichnete eine Bedingung als unerläßlich, welche
die Franzoſen ſchlechterdings nicht eingehn wollten, die Her-
ausgabe von Piemont; — vorausgeſetzt daß es ja mit je-
nem Vorſchlag überhaupt jemals dem einen oder dem an-
dern Theile Ernſt geweſen iſt.

Montmorency bekennt in einem Brief an Marillac, er
habe damit nur Zeit zu gewinnen geſucht.


1 Sehr unumwunden lautet dieſer Antrag: Cette intelligence
commune seroit à l’ung et l’autre le moyen pour mettre soubs
eux et à leur devotion ce qui seroit utile et propre à chacun
d’eux.
Worte des Connetable in einem Schreiben an Marillac o.
D. (Sept. 1548), angekommen im October.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0183" n="171"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Heinrich</hi><hi rendition="#aq">II</hi><hi rendition="#g">und die Farne&#x017F;en</hi>.</fw><lb/>
richt von der Erwartung ergriffen, daß eine Änderung der<lb/>
allgemeinen Politik bevor&#x017F;tehe: &#x017F;ie tranken wohl einander Glück<lb/>
zu bei der Nachricht von die&#x017F;em Friedens&#x017F;chluß.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>Heinrich <hi rendition="#aq">II</hi> und die Farne&#x017F;en.</head><lb/>
            <p>Ein &#x017F;ehr außerordentliches Verhältniß waltete &#x017F;chon alle<lb/>
die&#x017F;e Jahre daher zwi&#x017F;chen dem König von Frankreich und<lb/>
dem Kai&#x017F;er ob.</p><lb/>
            <p>Im September 1548 trug der König dem Kai&#x017F;er noch<lb/>
einmal die eng&#x017F;te Allianz an, die durch die Vermählung &#x017F;ei-<lb/>
ner Schwe&#x017F;ter mit dem Prinzen von Spanien bekräftigt wer-<lb/>
den &#x017F;olle. <note place="foot" n="1">Sehr unumwunden lautet die&#x017F;er Antrag: <hi rendition="#aq">Cette intelligence<lb/>
commune seroit à l&#x2019;ung et l&#x2019;autre le moyen pour mettre soubs<lb/>
eux et à leur devotion ce qui seroit utile et propre à chacun<lb/>
d&#x2019;eux.</hi> Worte des Connetable in einem Schreiben an Marillac o.<lb/>
D. (Sept. 1548), angekommen im October.</note> Bei der Mittheilung die&#x017F;es Gedankens rief Gran-<lb/>
vella aus, wenn er den Tod &#x017F;chon zwi&#x017F;chen den Zähnen<lb/>
hätte, würde ihn eine Mittheilung die&#x017F;er Art wieder ins Le-<lb/>
ben zurückrufen, und die Unterhandlungen darüber wurden<lb/>
wirklich eröffnet.</p><lb/>
            <p>Aber gleich bei dem er&#x017F;ten Schritte &#x017F;cheiterten &#x017F;ie auch.<lb/>
Der Kai&#x017F;er bezeichnete eine Bedingung als unerläßlich, welche<lb/>
die Franzo&#x017F;en &#x017F;chlechterdings nicht eingehn wollten, die Her-<lb/>
ausgabe von Piemont; &#x2014; vorausge&#x017F;etzt daß es ja mit je-<lb/>
nem Vor&#x017F;chlag überhaupt jemals dem einen oder dem an-<lb/>
dern Theile Ern&#x017F;t gewe&#x017F;en i&#x017F;t.</p><lb/>
            <p>Montmorency bekennt in einem Brief an Marillac, er<lb/>
habe damit nur Zeit zu gewinnen ge&#x017F;ucht.</p><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[171/0183] Heinrich II und die Farneſen. richt von der Erwartung ergriffen, daß eine Änderung der allgemeinen Politik bevorſtehe: ſie tranken wohl einander Glück zu bei der Nachricht von dieſem Friedensſchluß. Heinrich II und die Farneſen. Ein ſehr außerordentliches Verhältniß waltete ſchon alle dieſe Jahre daher zwiſchen dem König von Frankreich und dem Kaiſer ob. Im September 1548 trug der König dem Kaiſer noch einmal die engſte Allianz an, die durch die Vermählung ſei- ner Schweſter mit dem Prinzen von Spanien bekräftigt wer- den ſolle. 1 Bei der Mittheilung dieſes Gedankens rief Gran- vella aus, wenn er den Tod ſchon zwiſchen den Zähnen hätte, würde ihn eine Mittheilung dieſer Art wieder ins Le- ben zurückrufen, und die Unterhandlungen darüber wurden wirklich eröffnet. Aber gleich bei dem erſten Schritte ſcheiterten ſie auch. Der Kaiſer bezeichnete eine Bedingung als unerläßlich, welche die Franzoſen ſchlechterdings nicht eingehn wollten, die Her- ausgabe von Piemont; — vorausgeſetzt daß es ja mit je- nem Vorſchlag überhaupt jemals dem einen oder dem an- dern Theile Ernſt geweſen iſt. Montmorency bekennt in einem Brief an Marillac, er habe damit nur Zeit zu gewinnen geſucht. 1 Sehr unumwunden lautet dieſer Antrag: Cette intelligence commune seroit à l’ung et l’autre le moyen pour mettre soubs eux et à leur devotion ce qui seroit utile et propre à chacun d’eux. Worte des Connetable in einem Schreiben an Marillac o. D. (Sept. 1548), angekommen im October.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation05_1843
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation05_1843/183
Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 5. Berlin, 1843, S. 171. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation05_1843/183>, abgerufen am 28.11.2024.