Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 5. Berlin, 1843.Neuntes Buch. Viertes Capitel. dauerte eine Weile ehe man die Priesterehe erlaubte. DieCommission von Bischöfen und Geistlichen, welche auf Be- schluß des Parlaments dazu schritt eine neue gleichförmige An- ordnung des Gottesdienstes zu entwerfen, ließ es ihr haupt- sächlichstes Geschäft seyn, die verschiedenen Liturgien die in England in Gebrauch waren, von Sarun, Bangor, York, zu vereinigen und zu verschmelzen, und unterwarf sie nur einer Durchsicht und Reinigung. Sie verfuhr nach dem Grundsatz, daß auch Christus bei seinem Werke das Alte nicht ganz verworfen, sondern bei den beiden großen Insti- tutionen die er gemacht, sich an die Gebräuche der Juden angeschlossen habe. 1 So nahe wie möglich hielt man sich an die historisch Die Lehre von der Brotverwandlung war in England Oder sagen wir vielmehr Herstellung, als Neuerung? In England machte es noch größeren Eindruck als in 1 Our liturgy is in great mesure a translation from the
catholic service. Hallam Constitut. history I, 115. Neuntes Buch. Viertes Capitel. dauerte eine Weile ehe man die Prieſterehe erlaubte. DieCommiſſion von Biſchöfen und Geiſtlichen, welche auf Be- ſchluß des Parlaments dazu ſchritt eine neue gleichförmige An- ordnung des Gottesdienſtes zu entwerfen, ließ es ihr haupt- ſächlichſtes Geſchäft ſeyn, die verſchiedenen Liturgien die in England in Gebrauch waren, von Sarun, Bangor, York, zu vereinigen und zu verſchmelzen, und unterwarf ſie nur einer Durchſicht und Reinigung. Sie verfuhr nach dem Grundſatz, daß auch Chriſtus bei ſeinem Werke das Alte nicht ganz verworfen, ſondern bei den beiden großen Inſti- tutionen die er gemacht, ſich an die Gebräuche der Juden angeſchloſſen habe. 1 So nahe wie möglich hielt man ſich an die hiſtoriſch Die Lehre von der Brotverwandlung war in England Oder ſagen wir vielmehr Herſtellung, als Neuerung? In England machte es noch größeren Eindruck als in 1 Our liturgy is in great mesure a translation from the
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Neuntes Buch. Viertes Capitel.
dauerte eine Weile ehe man die Prieſterehe erlaubte. Die
Commiſſion von Biſchöfen und Geiſtlichen, welche auf Be-
ſchluß des Parlaments dazu ſchritt eine neue gleichförmige An-
ordnung des Gottesdienſtes zu entwerfen, ließ es ihr haupt-
ſächlichſtes Geſchäft ſeyn, die verſchiedenen Liturgien die in
England in Gebrauch waren, von Sarun, Bangor, York,
zu vereinigen und zu verſchmelzen, und unterwarf ſie nur
einer Durchſicht und Reinigung. Sie verfuhr nach dem
Grundſatz, daß auch Chriſtus bei ſeinem Werke das Alte
nicht ganz verworfen, ſondern bei den beiden großen Inſti-
tutionen die er gemacht, ſich an die Gebräuche der Juden
angeſchloſſen habe. 1
So nahe wie möglich hielt man ſich an die hiſtoriſch
gegebenen Grundlagen. Aber dabei kam doch eine Neue-
rung zu Tage, durch welche ſich auch dort der reformatori-
ſche Gedanke endlich ſelbſtändig Bahn gebrochen hat.
Die Lehre von der Brotverwandlung war in England
am ſpäteſten durchgedrungen: ſie hatte dort in Wikliffe den
erſten wirkſamen und durchgreifenden Widerſpruch gefunden;
zwar hatte ſie ſich nichtsdeſtominder der Gemüther allmäh-
lig bemächtigt und war von Heinrich VIII mit Feuer und
Schwert vertheidigt worden, aber ſie mußte es doch wieder
ſeyn, was dort, nachdem man bisher hauptſächlich die Ver-
faſſung und die Gebräuche geändert, zu einer weſentlichen
Neuerung in der Lehre den entſcheidenden Anlaß gab.
Oder ſagen wir vielmehr Herſtellung, als Neuerung?
In England machte es noch größeren Eindruck als in
1 Our liturgy is in great mesure a translation from the
catholic service. Hallam Constitut. history I, 115.
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