Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 5. Berlin, 1843.Neuntes Buch. Viertes Capitel. Nun konnte es ihm aber bei der Eigenmächtigkeit die- Dadurch ward aber auch er seinerseits bewogen, sich 1 Das versichert wenigstens Verantius beabsichtigt zu haben: ut quilibet optimatum dignitate et officio aliquo insigniretur, ex eisque conflaretur consilium quo interregnum moderaretur. Bei Katona XXI, 1071. 2 Bei Katona XXI, 793. 3 So versichert Ferdinand in einer amtlichen Denkschrift an
den Papst bei Bucholtz IX, p. 590. Man sieht daraus, daß die ersten Eröffnungen im Jahr 1549 gemacht seyn müssen. Neuntes Buch. Viertes Capitel. Nun konnte es ihm aber bei der Eigenmächtigkeit die- Dadurch ward aber auch er ſeinerſeits bewogen, ſich 1 Das verſichert wenigſtens Verantius beabſichtigt zu haben: ut quilibet optimatum dignitate et officio aliquo insigniretur, ex eisque conflaretur consilium quo interregnum moderaretur. Bei Katona XXI, 1071. 2 Bei Katona XXI, 793. 3 So verſichert Ferdinand in einer amtlichen Denkſchrift an
den Papſt bei Bucholtz IX, p. 590. Man ſieht daraus, daß die erſten Eroͤffnungen im Jahr 1549 gemacht ſeyn muͤſſen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0166" n="154"/> <fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Neuntes Buch. Viertes Capitel</hi>.</fw><lb/> <p>Nun konnte es ihm aber bei der Eigenmächtigkeit die-<lb/> ſer Stellung nicht an Gegnern fehlen. Einen gefährlichen<lb/> Nebenbuhler hatte er in ſeinem Mitvormund Petrovich, der<lb/> bei Hofe und im Lande größeres moraliſches Zutrauen ge-<lb/> noß. Zuweilen regte ſich wohl der Gedanke, den Mönch<lb/> wenigſtens durch ein aus der Mitte der mächtigen Landherrn<lb/> zu beſetzendes Rathscollegium zu beſchränken. <note place="foot" n="1">Das verſichert wenigſtens Verantius beabſichtigt zu haben:<lb/><hi rendition="#aq">ut quilibet optimatum dignitate et officio aliquo insigniretur, ex<lb/> eisque conflaretur consilium quo interregnum moderaretur.</hi> Bei<lb/> Katona <hi rendition="#aq">XXI,</hi> 1071.</note> Beſonders<lb/> fühlte ſich die Königin Iſabella darüber unglücklich, daß ſie<lb/> ſo gar nichts vermöge, ſich ſo ganz in der Gewalt eines<lb/> Menſchen befinde, den ſeine Geburt zu dem niedrigen Dienſte,<lb/> aber zu keiner Herrſchaft beſtimmt habe; mehr als einmal<lb/> wollte ſie das Land verlaſſen: endlich entſchloß ſie ſich ihren<lb/> Schutzherrn, den Sultan, anzurufen, deſſen Majeſtät in dem<lb/> Kinde, welchem er Siebenbürgen überlaſſen, verletzt werde. <note place="foot" n="2">Bei Katona <hi rendition="#aq">XXI,</hi> 793.</note><lb/> Ohnehin war Suleiman kein Freund dieſes Mannes, an<lb/> welchen doch die Selbſtändigkeit des Landes ſich knüpfte.<lb/> Der Paſcha von Ofen machte einen Verſuch, mit bewaffne-<lb/> ter Macht in Siebenbürgen einzudringen, ward aber von<lb/> Martinuzzi zurückgewieſen; einige andre Einwirkungen der<lb/> Türken ließen dem Mönch keinen Zweifel übrig, daß in Con-<lb/> ſtantinopel ſein Untergang beſchloſſen ſey. <note place="foot" n="3">So verſichert Ferdinand in einer amtlichen Denkſchrift an<lb/> den Papſt bei Bucholtz <hi rendition="#aq">IX, p.</hi> 590. Man ſieht daraus, daß die erſten<lb/> Eroͤffnungen im Jahr 1549 gemacht ſeyn muͤſſen.</note></p><lb/> <p>Dadurch ward aber auch er ſeinerſeits bewogen, ſich<lb/> an den andern Nachbar, König Ferdinand, zu wenden, und<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [154/0166]
Neuntes Buch. Viertes Capitel.
Nun konnte es ihm aber bei der Eigenmächtigkeit die-
ſer Stellung nicht an Gegnern fehlen. Einen gefährlichen
Nebenbuhler hatte er in ſeinem Mitvormund Petrovich, der
bei Hofe und im Lande größeres moraliſches Zutrauen ge-
noß. Zuweilen regte ſich wohl der Gedanke, den Mönch
wenigſtens durch ein aus der Mitte der mächtigen Landherrn
zu beſetzendes Rathscollegium zu beſchränken. 1 Beſonders
fühlte ſich die Königin Iſabella darüber unglücklich, daß ſie
ſo gar nichts vermöge, ſich ſo ganz in der Gewalt eines
Menſchen befinde, den ſeine Geburt zu dem niedrigen Dienſte,
aber zu keiner Herrſchaft beſtimmt habe; mehr als einmal
wollte ſie das Land verlaſſen: endlich entſchloß ſie ſich ihren
Schutzherrn, den Sultan, anzurufen, deſſen Majeſtät in dem
Kinde, welchem er Siebenbürgen überlaſſen, verletzt werde. 2
Ohnehin war Suleiman kein Freund dieſes Mannes, an
welchen doch die Selbſtändigkeit des Landes ſich knüpfte.
Der Paſcha von Ofen machte einen Verſuch, mit bewaffne-
ter Macht in Siebenbürgen einzudringen, ward aber von
Martinuzzi zurückgewieſen; einige andre Einwirkungen der
Türken ließen dem Mönch keinen Zweifel übrig, daß in Con-
ſtantinopel ſein Untergang beſchloſſen ſey. 3
Dadurch ward aber auch er ſeinerſeits bewogen, ſich
an den andern Nachbar, König Ferdinand, zu wenden, und
1 Das verſichert wenigſtens Verantius beabſichtigt zu haben:
ut quilibet optimatum dignitate et officio aliquo insigniretur, ex
eisque conflaretur consilium quo interregnum moderaretur. Bei
Katona XXI, 1071.
2 Bei Katona XXI, 793.
3 So verſichert Ferdinand in einer amtlichen Denkſchrift an
den Papſt bei Bucholtz IX, p. 590. Man ſieht daraus, daß die erſten
Eroͤffnungen im Jahr 1549 gemacht ſeyn muͤſſen.
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