der die vornehmste sicilianische Galeere erbeutet, und erfüllte die Küsten mit dem Schrecken seiner Nähe.
Noch bei weitem wichtiger aber war es, daß hiedurch der Stillstand zweifelhaft wurde, auf dem die ganze Poli- tik des Kaisers beruhte. Carl V entgegnete zwar auf die Beschwerden Suleimans, bei großen Fürsten sey es nicht herkömmlich, Seeräuber in ihre Tractate zu begreifen. Aber lag es nicht am Tage daß es eben diese Seeräuber waren, welche hier für den Sultan kämpften? Um keinen Preis wollte sich Suleiman den Verlust einer Stadt gefallen lassen, die bereits von den Osmanen in Besitz genommen war und seine Oberhoheit anerkannte. Im Juli 1551 erschien eine große Flotte unter dem jungen Sinan, Eidam des Wesir Ru- stan, dem Dragut zur Seite stand, in den sicilianischen Gewäs- sern. Zuerst ließ Sinan die beiden Vicekönige von Neapel und Sicilien wissen, er komme um Mehdia zurückzufordern; da er hierauf eine ausweichende Antwort empfieng, so stürzte er sich, man möchte sagen, nicht ohne eine gewisse Folge- richtigkeit, auf die Besitzungen der Johanniter, welche zu dem Kaiser in einem ähnlichen Verhältniß standen wie die der Seeräuber zu dem Sultan. Malta indeß, das er zuerst angriff, war ihm doch schon zu fest, und die Stadt zu tief im Lande, als daß er dort lange hätte verweilen können; bei weitem weniger Widerstand konnte er in Tripoli fin- den. Die Kräfte der Ritter waren getheilt, Tripoli in dem Schrecken des unerwarteten Anfalls mit Befehlshabern von zweifelhaftem Verdienst und sehr untauglichen, frisch zusam- mengerafften Söldnern besetzt. Hülfe war auch deshalb nicht zu erwarten, weil Andrea Doria sich beschäftigen mußte den
Seekrieg im Mittelmeer.
der die vornehmſte ſicilianiſche Galeere erbeutet, und erfüllte die Küſten mit dem Schrecken ſeiner Nähe.
Noch bei weitem wichtiger aber war es, daß hiedurch der Stillſtand zweifelhaft wurde, auf dem die ganze Poli- tik des Kaiſers beruhte. Carl V entgegnete zwar auf die Beſchwerden Suleimans, bei großen Fürſten ſey es nicht herkömmlich, Seeräuber in ihre Tractate zu begreifen. Aber lag es nicht am Tage daß es eben dieſe Seeräuber waren, welche hier für den Sultan kämpften? Um keinen Preis wollte ſich Suleiman den Verluſt einer Stadt gefallen laſſen, die bereits von den Osmanen in Beſitz genommen war und ſeine Oberhoheit anerkannte. Im Juli 1551 erſchien eine große Flotte unter dem jungen Sinan, Eidam des Weſir Ru- ſtan, dem Dragut zur Seite ſtand, in den ſicilianiſchen Gewäſ- ſern. Zuerſt ließ Sinan die beiden Vicekönige von Neapel und Sicilien wiſſen, er komme um Mehdia zurückzufordern; da er hierauf eine ausweichende Antwort empfieng, ſo ſtürzte er ſich, man möchte ſagen, nicht ohne eine gewiſſe Folge- richtigkeit, auf die Beſitzungen der Johanniter, welche zu dem Kaiſer in einem ähnlichen Verhältniß ſtanden wie die der Seeräuber zu dem Sultan. Malta indeß, das er zuerſt angriff, war ihm doch ſchon zu feſt, und die Stadt zu tief im Lande, als daß er dort lange hätte verweilen können; bei weitem weniger Widerſtand konnte er in Tripoli fin- den. Die Kräfte der Ritter waren getheilt, Tripoli in dem Schrecken des unerwarteten Anfalls mit Befehlshabern von zweifelhaftem Verdienſt und ſehr untauglichen, friſch zuſam- mengerafften Söldnern beſetzt. Hülfe war auch deshalb nicht zu erwarten, weil Andrea Doria ſich beſchäftigen mußte den
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Seekrieg im Mittelmeer.
der die vornehmſte ſicilianiſche Galeere erbeutet, und erfüllte
die Küſten mit dem Schrecken ſeiner Nähe.
Noch bei weitem wichtiger aber war es, daß hiedurch
der Stillſtand zweifelhaft wurde, auf dem die ganze Poli-
tik des Kaiſers beruhte. Carl V entgegnete zwar auf die
Beſchwerden Suleimans, bei großen Fürſten ſey es nicht
herkömmlich, Seeräuber in ihre Tractate zu begreifen. Aber
lag es nicht am Tage daß es eben dieſe Seeräuber waren,
welche hier für den Sultan kämpften? Um keinen Preis
wollte ſich Suleiman den Verluſt einer Stadt gefallen laſſen,
die bereits von den Osmanen in Beſitz genommen war und
ſeine Oberhoheit anerkannte. Im Juli 1551 erſchien eine
große Flotte unter dem jungen Sinan, Eidam des Weſir Ru-
ſtan, dem Dragut zur Seite ſtand, in den ſicilianiſchen Gewäſ-
ſern. Zuerſt ließ Sinan die beiden Vicekönige von Neapel
und Sicilien wiſſen, er komme um Mehdia zurückzufordern;
da er hierauf eine ausweichende Antwort empfieng, ſo ſtürzte
er ſich, man möchte ſagen, nicht ohne eine gewiſſe Folge-
richtigkeit, auf die Beſitzungen der Johanniter, welche zu
dem Kaiſer in einem ähnlichen Verhältniß ſtanden wie die
der Seeräuber zu dem Sultan. Malta indeß, das er zuerſt
angriff, war ihm doch ſchon zu feſt, und die Stadt zu tief
im Lande, als daß er dort lange hätte verweilen können;
bei weitem weniger Widerſtand konnte er in Tripoli fin-
den. Die Kräfte der Ritter waren getheilt, Tripoli in dem
Schrecken des unerwarteten Anfalls mit Befehlshabern von
zweifelhaftem Verdienſt und ſehr untauglichen, friſch zuſam-
mengerafften Söldnern beſetzt. Hülfe war auch deshalb nicht
zu erwarten, weil Andrea Doria ſich beſchäftigen mußte den
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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 5. Berlin, 1843, S. 151. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation05_1843/163>, abgerufen am 22.11.2024.
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