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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 5. Berlin, 1843.

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Successionsentwurf.
erworben, indem er ihm die Würde eines römischen Königs
verschafft habe, ohne an den eignen Sohn zu denken. 1

Ferdinand antwortete: wie bisher, so wolle er auch
fortan alles thun was zum Dienst seines Bruders und
des Prinzen gereiche: nur nicht in diesem Puncte, der nicht
dienlich sey. 2

So standen die Verhältnisse, als die beiden Brüder am
Reichstag zusammentrafen. Sie sahen einander in der Stadt
und machten eine kleine Reise mit einander nach München:
von dieser Angelegenheit war zwischen ihnen nie die Rede.
Auch die Räthe gedachten derselben nicht mit einem Worte.

Will man den Grund davon wissen, so drückt ihn der
jüngere Granvella unverholen aus. Er meint, wenn man
die Sache einmal vornehme, müsse man den König nicht
Athem holen lassen, bis er nachgegeben habe. Dazu sollte
die Königin Maria, auf die auch Ferdinand von jeher das
größte Vertrauen gesetzt, von den Niederlanden herbeikom-
men. Sie selbst giebt einen Vorwand an, unter dem sie
erscheinen könne.

Aber auch Ferdinand, der wohl ahnen mochte was man
ihm nicht sagte, suchte sich Hülfe. Er sprach den Wunsch
aus, daß sein Sohn Maximilian aus Spanien zurückkeh-
ren möchte.


1 Schreiben der Königin 1 Mai 1550. Vous auriez satisfet
a l'obligation de rendre a S. Me le bien qu'il vous a fait de vous
avoir prefere a son propre fils en ladite dignite, par etre cause
de l'avoir rendu au sien en le preferant au votre, lequel nean-
moins demoroit avec plus de commandement a l'empire que led.
Sr Prince, voiant que peu il porroit etre audit empire.
2 hors cela, hors ledit article, qui n'est a propos. Bei
Bucholtz IX, 732.

Succeſſionsentwurf.
erworben, indem er ihm die Würde eines römiſchen Königs
verſchafft habe, ohne an den eignen Sohn zu denken. 1

Ferdinand antwortete: wie bisher, ſo wolle er auch
fortan alles thun was zum Dienſt ſeines Bruders und
des Prinzen gereiche: nur nicht in dieſem Puncte, der nicht
dienlich ſey. 2

So ſtanden die Verhältniſſe, als die beiden Brüder am
Reichstag zuſammentrafen. Sie ſahen einander in der Stadt
und machten eine kleine Reiſe mit einander nach München:
von dieſer Angelegenheit war zwiſchen ihnen nie die Rede.
Auch die Räthe gedachten derſelben nicht mit einem Worte.

Will man den Grund davon wiſſen, ſo drückt ihn der
jüngere Granvella unverholen aus. Er meint, wenn man
die Sache einmal vornehme, müſſe man den König nicht
Athem holen laſſen, bis er nachgegeben habe. Dazu ſollte
die Königin Maria, auf die auch Ferdinand von jeher das
größte Vertrauen geſetzt, von den Niederlanden herbeikom-
men. Sie ſelbſt giebt einen Vorwand an, unter dem ſie
erſcheinen könne.

Aber auch Ferdinand, der wohl ahnen mochte was man
ihm nicht ſagte, ſuchte ſich Hülfe. Er ſprach den Wunſch
aus, daß ſein Sohn Maximilian aus Spanien zurückkeh-
ren möchte.


1 Schreiben der Koͤnigin 1 Mai 1550. Vous auriez satisfet
a l’obligation de rendre a S. Mé le bien qu’il vous a fait de vous
avoir preferé a son propre fils en ladite dignité, par etre cause
de l’avoir rendu au sien en le preferant au votre, lequel nean-
moins demoroit avec plus de commandement a l’empire que led.
Sr Prince, voiant que peu il porroit etre audit empire.
2 hors cela, hors ledit article, qui n’est a propos. Bei
Bucholtz IX, 732.
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[123/0135] Succeſſionsentwurf. erworben, indem er ihm die Würde eines römiſchen Königs verſchafft habe, ohne an den eignen Sohn zu denken. 1 Ferdinand antwortete: wie bisher, ſo wolle er auch fortan alles thun was zum Dienſt ſeines Bruders und des Prinzen gereiche: nur nicht in dieſem Puncte, der nicht dienlich ſey. 2 So ſtanden die Verhältniſſe, als die beiden Brüder am Reichstag zuſammentrafen. Sie ſahen einander in der Stadt und machten eine kleine Reiſe mit einander nach München: von dieſer Angelegenheit war zwiſchen ihnen nie die Rede. Auch die Räthe gedachten derſelben nicht mit einem Worte. Will man den Grund davon wiſſen, ſo drückt ihn der jüngere Granvella unverholen aus. Er meint, wenn man die Sache einmal vornehme, müſſe man den König nicht Athem holen laſſen, bis er nachgegeben habe. Dazu ſollte die Königin Maria, auf die auch Ferdinand von jeher das größte Vertrauen geſetzt, von den Niederlanden herbeikom- men. Sie ſelbſt giebt einen Vorwand an, unter dem ſie erſcheinen könne. Aber auch Ferdinand, der wohl ahnen mochte was man ihm nicht ſagte, ſuchte ſich Hülfe. Er ſprach den Wunſch aus, daß ſein Sohn Maximilian aus Spanien zurückkeh- ren möchte. 1 Schreiben der Koͤnigin 1 Mai 1550. Vous auriez satisfet a l’obligation de rendre a S. Mé le bien qu’il vous a fait de vous avoir preferé a son propre fils en ladite dignité, par etre cause de l’avoir rendu au sien en le preferant au votre, lequel nean- moins demoroit avec plus de commandement a l’empire que led. Sr Prince, voiant que peu il porroit etre audit empire. 2 hors cela, hors ledit article, qui n’est a propos. Bei Bucholtz IX, 732.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 5. Berlin, 1843, S. 123. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation05_1843/135>, abgerufen am 24.11.2024.