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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843.

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Wittenberger Capitulation.
man dem Gefangenen die Todesstrafe in ewiges Gefäng-
niß verwandle, und ihn dafür verpflichte, seine Festungen,
zunächst Wittenberg, überliefern zu lassen, und wenn man
dann, ehe noch die Wirkung des vorigen Sieges erkaltet
sey, den Krieg so rasch wie möglich zu Ende zu führen
trachte. 1 Diesen politischen Betrachtungen gesellte sich auch
Alba hinzu. Der Bischof von Arras ward beauftragt mit
dem Gefangenen zu unterhandeln.

Die erste Bedingung welche er vorschlug, war, daß sich
Johann Friedrich den Beschlüssen des Conciliums, überhaupt
den Anordnungen des Kaisers in Bezug auf die Religion
unterwerfen solle. Diese Anmuthung aber wies derselbe un-
bedingt zurück: keine Gefahr Leibes und Lebens werde ihn
jemals dazu vermögen. Der Bischof fand ihn so hitzig und
eifrig, wie er je einen Mann gesehen.

Bei weitem nachgiebiger zeigte er sich in den weltlichen
Angelegenheiten. Der Kaiser hielt die Idee fest, daß Jo-
hann Friedrich
die Chur und alle seine Lehen verwirkt habe.
Endlich unterwarf sich dieser den hierauf gegründeten Ver-
abredungen zwischen dem Kaiser, dem König und Herzog
Moritz. Jedoch ward Moritz verpflichtet, den Söhnen Jo-

1 Bave a la reine Marie 21 Mai; l'eveque d'Arras a la reine
20 Mai.
S. d. Anhang. Von dem Beichtvater sagt Bave: Le per-
sonnaige - - a fait tout ce qu'en luy a ete pour faire mourir
ledit prisonnier, et en avoit gaigne deux a sa part, mais Mes-
sieurs le duc d'Arras et Alve y ont ete contraires.
-- -- Die
Abschrift der Wittenberger Capitulation im Berliner Archiv wird mit
den Worten eingeleitet: "Als der gewesene Churfürst -- gefangen,
und fürgestanden das derselbige an Leib und Leben gestraft werden
sollte, aber u. g. H. d. Chf. von Brandenburg sich in den sachen bei
ks. Mt hochlichen bemühet, in uf wege eines vertrags zu richten, und
solche straffe abzuwenden."

Wittenberger Capitulation.
man dem Gefangenen die Todesſtrafe in ewiges Gefäng-
niß verwandle, und ihn dafür verpflichte, ſeine Feſtungen,
zunächſt Wittenberg, überliefern zu laſſen, und wenn man
dann, ehe noch die Wirkung des vorigen Sieges erkaltet
ſey, den Krieg ſo raſch wie möglich zu Ende zu führen
trachte. 1 Dieſen politiſchen Betrachtungen geſellte ſich auch
Alba hinzu. Der Biſchof von Arras ward beauftragt mit
dem Gefangenen zu unterhandeln.

Die erſte Bedingung welche er vorſchlug, war, daß ſich
Johann Friedrich den Beſchlüſſen des Conciliums, überhaupt
den Anordnungen des Kaiſers in Bezug auf die Religion
unterwerfen ſolle. Dieſe Anmuthung aber wies derſelbe un-
bedingt zurück: keine Gefahr Leibes und Lebens werde ihn
jemals dazu vermögen. Der Biſchof fand ihn ſo hitzig und
eifrig, wie er je einen Mann geſehen.

Bei weitem nachgiebiger zeigte er ſich in den weltlichen
Angelegenheiten. Der Kaiſer hielt die Idee feſt, daß Jo-
hann Friedrich
die Chur und alle ſeine Lehen verwirkt habe.
Endlich unterwarf ſich dieſer den hierauf gegründeten Ver-
abredungen zwiſchen dem Kaiſer, dem König und Herzog
Moritz. Jedoch ward Moritz verpflichtet, den Söhnen Jo-

1 Bavé à la reine Marie 21 Mai; l’évêque d’Arras à la reine
20 Mai.
S. d. Anhang. Von dem Beichtvater ſagt Bave: Le per-
sonnaige ‒ ‒ a fait tout ce qu’en luy a été pour faire mourir
ledit prisonnier, et en avoit gaigné deux à sa part, mais Mes-
sieurs le duc d’Arras et Alve y ont été contraires.
— — Die
Abſchrift der Wittenberger Capitulation im Berliner Archiv wird mit
den Worten eingeleitet: „Als der geweſene Churfuͤrſt — gefangen,
und fuͤrgeſtanden das derſelbige an Leib und Leben geſtraft werden
ſollte, aber u. g. H. d. Chf. von Brandenburg ſich in den ſachen bei
kſ. Mt hochlichen bemuͤhet, in uf wege eines vertrags zu richten, und
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[521/0533] Wittenberger Capitulation. man dem Gefangenen die Todesſtrafe in ewiges Gefäng- niß verwandle, und ihn dafür verpflichte, ſeine Feſtungen, zunächſt Wittenberg, überliefern zu laſſen, und wenn man dann, ehe noch die Wirkung des vorigen Sieges erkaltet ſey, den Krieg ſo raſch wie möglich zu Ende zu führen trachte. 1 Dieſen politiſchen Betrachtungen geſellte ſich auch Alba hinzu. Der Biſchof von Arras ward beauftragt mit dem Gefangenen zu unterhandeln. Die erſte Bedingung welche er vorſchlug, war, daß ſich Johann Friedrich den Beſchlüſſen des Conciliums, überhaupt den Anordnungen des Kaiſers in Bezug auf die Religion unterwerfen ſolle. Dieſe Anmuthung aber wies derſelbe un- bedingt zurück: keine Gefahr Leibes und Lebens werde ihn jemals dazu vermögen. Der Biſchof fand ihn ſo hitzig und eifrig, wie er je einen Mann geſehen. Bei weitem nachgiebiger zeigte er ſich in den weltlichen Angelegenheiten. Der Kaiſer hielt die Idee feſt, daß Jo- hann Friedrich die Chur und alle ſeine Lehen verwirkt habe. Endlich unterwarf ſich dieſer den hierauf gegründeten Ver- abredungen zwiſchen dem Kaiſer, dem König und Herzog Moritz. Jedoch ward Moritz verpflichtet, den Söhnen Jo- 1 Bavé à la reine Marie 21 Mai; l’évêque d’Arras à la reine 20 Mai. S. d. Anhang. Von dem Beichtvater ſagt Bave: Le per- sonnaige ‒ ‒ a fait tout ce qu’en luy a été pour faire mourir ledit prisonnier, et en avoit gaigné deux à sa part, mais Mes- sieurs le duc d’Arras et Alve y ont été contraires. — — Die Abſchrift der Wittenberger Capitulation im Berliner Archiv wird mit den Worten eingeleitet: „Als der geweſene Churfuͤrſt — gefangen, und fuͤrgeſtanden das derſelbige an Leib und Leben geſtraft werden ſollte, aber u. g. H. d. Chf. von Brandenburg ſich in den ſachen bei kſ. Mt hochlichen bemuͤhet, in uf wege eines vertrags zu richten, und ſolche ſtraffe abzuwenden.“

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843, S. 521. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation04_1843/533>, abgerufen am 24.11.2024.