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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843.

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Schlacht bei Mühlberg.
es schien als würden sie sich zu einer andauernden Vertheidi-
gung des Ufers aufstellen. Das war jedoch nicht der Auftrag
den sie erhalten. Ihr Herr war indessen, nachdem er die
Predigt gehört und sein Frühmahl eingenommen, dem voran-
gegangenen Fußvolk nachgezogen. Das thaten sie auch: sie
sahen in den herübergekommenen Leuten die Begleitung des
Herzog Moritz, die ihnen nicht sehr gefährlich vorkam.

So wie sie aber den Rücken wandten, erschien der Kai-
ser mit aller seiner Macht.

Er hatte bereits über den dichten Nebel zu klagen an-
gefangen, der an diesem Morgen Fluß und Feld bedeckte,
der ihn hier verfolge wie dort an der Donau. Jetzt aber
hob er sich, und man erblickte die Elbe. Die classisch gebil-
deten Italiener und Spanier begrüßten den Fluß, den die
Römer nur nennen gehört und kaum jemals gesehen. Ihr
Führer kam ihnen wie einer jener römischen Imperatoren
vor, die am tiefsten in Germanien eingedrungen. Die Furt
zeigte sich sehr brauchbar, von festem Boden: sieben Pferde
neben einander konnten sie hindurchjagen; das Wasser reichte
den Reitern bis an den Sattel. 1 Zuerst setzten Alba und
Moritz hinüber, dann die übrigen leichten Pferde, ungefähr
4000, mit 500 Hakenschützen die den Reitern hinten auf
gestiegen: dann Ferdinand, endlich der Kaiser. Die Prote-

1 In Wiersbergs 2tem Bericht heißt es: "indes ist die Elb
berieten und gegrundt worden, das kais. Mt mit freier Schlachtord-
nung zu Roß hindurch gezogen, also das es einem rechten Schützen-
pferd nit hoher dann an den Satel geschlagen, das kein Reiter des
Orts schwimmen durfen." (Meusel historische Untersuch. III, 51.)
Avila meint das letztere doch, ich glaube aber dem deutschen Rei-
tersmann.
Ranke D. Gesch. IV. 33

Schlacht bei Muͤhlberg.
es ſchien als würden ſie ſich zu einer andauernden Vertheidi-
gung des Ufers aufſtellen. Das war jedoch nicht der Auftrag
den ſie erhalten. Ihr Herr war indeſſen, nachdem er die
Predigt gehört und ſein Frühmahl eingenommen, dem voran-
gegangenen Fußvolk nachgezogen. Das thaten ſie auch: ſie
ſahen in den herübergekommenen Leuten die Begleitung des
Herzog Moritz, die ihnen nicht ſehr gefährlich vorkam.

So wie ſie aber den Rücken wandten, erſchien der Kai-
ſer mit aller ſeiner Macht.

Er hatte bereits über den dichten Nebel zu klagen an-
gefangen, der an dieſem Morgen Fluß und Feld bedeckte,
der ihn hier verfolge wie dort an der Donau. Jetzt aber
hob er ſich, und man erblickte die Elbe. Die claſſiſch gebil-
deten Italiener und Spanier begrüßten den Fluß, den die
Römer nur nennen gehört und kaum jemals geſehen. Ihr
Führer kam ihnen wie einer jener römiſchen Imperatoren
vor, die am tiefſten in Germanien eingedrungen. Die Furt
zeigte ſich ſehr brauchbar, von feſtem Boden: ſieben Pferde
neben einander konnten ſie hindurchjagen; das Waſſer reichte
den Reitern bis an den Sattel. 1 Zuerſt ſetzten Alba und
Moritz hinüber, dann die übrigen leichten Pferde, ungefähr
4000, mit 500 Hakenſchützen die den Reitern hinten auf
geſtiegen: dann Ferdinand, endlich der Kaiſer. Die Prote-

1 In Wiersbergs 2tem Bericht heißt es: „indes iſt die Elb
berieten und gegrundt worden, das kaiſ. Mt mit freier Schlachtord-
nung zu Roß hindurch gezogen, alſo das es einem rechten Schuͤtzen-
pferd nit hoher dann an den Satel geſchlagen, das kein Reiter des
Orts ſchwimmen durfen.“ (Meuſel hiſtoriſche Unterſuch. III, 51.)
Avila meint das letztere doch, ich glaube aber dem deutſchen Rei-
tersmann.
Ranke D. Geſch. IV. 33
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[513/0525] Schlacht bei Muͤhlberg. es ſchien als würden ſie ſich zu einer andauernden Vertheidi- gung des Ufers aufſtellen. Das war jedoch nicht der Auftrag den ſie erhalten. Ihr Herr war indeſſen, nachdem er die Predigt gehört und ſein Frühmahl eingenommen, dem voran- gegangenen Fußvolk nachgezogen. Das thaten ſie auch: ſie ſahen in den herübergekommenen Leuten die Begleitung des Herzog Moritz, die ihnen nicht ſehr gefährlich vorkam. So wie ſie aber den Rücken wandten, erſchien der Kai- ſer mit aller ſeiner Macht. Er hatte bereits über den dichten Nebel zu klagen an- gefangen, der an dieſem Morgen Fluß und Feld bedeckte, der ihn hier verfolge wie dort an der Donau. Jetzt aber hob er ſich, und man erblickte die Elbe. Die claſſiſch gebil- deten Italiener und Spanier begrüßten den Fluß, den die Römer nur nennen gehört und kaum jemals geſehen. Ihr Führer kam ihnen wie einer jener römiſchen Imperatoren vor, die am tiefſten in Germanien eingedrungen. Die Furt zeigte ſich ſehr brauchbar, von feſtem Boden: ſieben Pferde neben einander konnten ſie hindurchjagen; das Waſſer reichte den Reitern bis an den Sattel. 1 Zuerſt ſetzten Alba und Moritz hinüber, dann die übrigen leichten Pferde, ungefähr 4000, mit 500 Hakenſchützen die den Reitern hinten auf geſtiegen: dann Ferdinand, endlich der Kaiſer. Die Prote- 1 In Wiersbergs 2tem Bericht heißt es: „indes iſt die Elb berieten und gegrundt worden, das kaiſ. Mt mit freier Schlachtord- nung zu Roß hindurch gezogen, alſo das es einem rechten Schuͤtzen- pferd nit hoher dann an den Satel geſchlagen, das kein Reiter des Orts ſchwimmen durfen.“ (Meuſel hiſtoriſche Unterſuch. III, 51.) Avila meint das letztere doch, ich glaube aber dem deutſchen Rei- tersmann. Ranke D. Geſch. IV. 33

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843, S. 513. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation04_1843/525>, abgerufen am 24.11.2024.