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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843.

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Feldzug an der Elbe.
nehmen würde. Er blieb dabei, daß sich Johann Friedrich
auf Gnade und Ungnade ergeben, sogar seine Festungen über-
liefern sollte. 1

Wenn er um sich sah, erhob sich in ihm das Gefühl
des unzweifelhaften Übergewichts.

Der Tod seines alten Nebenbuhlers Franz I, dessen letz-
ter Act jene Zusage an Sachsen gewesen war, kam ihm eben
zur rechten Zeit. In dem Moment eines Regierungswechsels
war von dort an keine nachhaltige Hülfe zu denken.

Auch von den Böhmen war kein ernstlicher entschlosse-
ner Widerstand zu erwarten. Allerdings hatten sie die gro-
ßen Straßen durch Verhaue verlegt, aber ihr Anführer Ca-
spar Pflug von Schlackenwalde
war seiner Sache nicht so
gewiß, daß er auch nur dieß Unternehmen vollständig aus-
geführt hätte. Was dem Kaiser in diesem Kriege überhaupt
sehr zu Statten gekommen, die Autorität seiner Würde, trotz
aller geistlichen Antipathie, darin lag auch der Vortheil sei-
nes Bruders. Gewiß war es nicht Verrätherei an den Stän-
den, auch wohl nicht Furcht, was Caspar Pflug so unschlüssig
machte, sondern innere Verlegenheit. Sey Johann Friedrich
der Religionsverwandte der Böhmen, sagte er, so sey doch
Ferdinand ihr König: entweder sey das Reich oder die Re-
ligion in Gefahr. 2


1 Die Ulmer Gesandten Eger 17 April: "Als wir den 15ten
dieß monats zu Hirschau zum Imbiß abgestigen, Ist Hzg Wilhalm
von Cleve
und die Pfalzgravisch Botschaft furgiriten; hatt uns Hr
v. Flaten angezaigt, das sy alle ungeschafft von kays. Mt abweichen
müßen und all ir werbung und unterhandlen unverfengklich geweßt
seyen. Dann es werden so beschwerlich Conditionen und anhengk
von J. Mt ervordert, das H. Hansen zu verstaten schier unmöglich,
dazu gar verderblich."
2 Sastrow II, S. 10. Godoi f. 40.

Feldzug an der Elbe.
nehmen würde. Er blieb dabei, daß ſich Johann Friedrich
auf Gnade und Ungnade ergeben, ſogar ſeine Feſtungen über-
liefern ſollte. 1

Wenn er um ſich ſah, erhob ſich in ihm das Gefühl
des unzweifelhaften Übergewichts.

Der Tod ſeines alten Nebenbuhlers Franz I, deſſen letz-
ter Act jene Zuſage an Sachſen geweſen war, kam ihm eben
zur rechten Zeit. In dem Moment eines Regierungswechſels
war von dort an keine nachhaltige Hülfe zu denken.

Auch von den Böhmen war kein ernſtlicher entſchloſſe-
ner Widerſtand zu erwarten. Allerdings hatten ſie die gro-
ßen Straßen durch Verhaue verlegt, aber ihr Anführer Ca-
ſpar Pflug von Schlackenwalde
war ſeiner Sache nicht ſo
gewiß, daß er auch nur dieß Unternehmen vollſtändig aus-
geführt hätte. Was dem Kaiſer in dieſem Kriege überhaupt
ſehr zu Statten gekommen, die Autorität ſeiner Würde, trotz
aller geiſtlichen Antipathie, darin lag auch der Vortheil ſei-
nes Bruders. Gewiß war es nicht Verrätherei an den Stän-
den, auch wohl nicht Furcht, was Caſpar Pflug ſo unſchlüſſig
machte, ſondern innere Verlegenheit. Sey Johann Friedrich
der Religionsverwandte der Böhmen, ſagte er, ſo ſey doch
Ferdinand ihr König: entweder ſey das Reich oder die Re-
ligion in Gefahr. 2


1 Die Ulmer Geſandten Eger 17 April: „Als wir den 15ten
dieß monats zu Hirſchau zum Imbiß abgeſtigen, Iſt Hzg Wilhalm
von Cleve
und die Pfalzgraviſch Botſchaft furgiriten; hatt uns Hr
v. Flaten angezaigt, das ſy alle ungeſchafft von kayſ. Mt abweichen
muͤßen und all ir werbung und unterhandlen unverfengklich geweßt
ſeyen. Dann es werden ſo beſchwerlich Conditionen und anhengk
von J. Mt ervordert, das H. Hanſen zu verſtaten ſchier unmoͤglich,
dazu gar verderblich.“
2 Saſtrow II, S. 10. Godoi f. 40.
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[507/0519] Feldzug an der Elbe. nehmen würde. Er blieb dabei, daß ſich Johann Friedrich auf Gnade und Ungnade ergeben, ſogar ſeine Feſtungen über- liefern ſollte. 1 Wenn er um ſich ſah, erhob ſich in ihm das Gefühl des unzweifelhaften Übergewichts. Der Tod ſeines alten Nebenbuhlers Franz I, deſſen letz- ter Act jene Zuſage an Sachſen geweſen war, kam ihm eben zur rechten Zeit. In dem Moment eines Regierungswechſels war von dort an keine nachhaltige Hülfe zu denken. Auch von den Böhmen war kein ernſtlicher entſchloſſe- ner Widerſtand zu erwarten. Allerdings hatten ſie die gro- ßen Straßen durch Verhaue verlegt, aber ihr Anführer Ca- ſpar Pflug von Schlackenwalde war ſeiner Sache nicht ſo gewiß, daß er auch nur dieß Unternehmen vollſtändig aus- geführt hätte. Was dem Kaiſer in dieſem Kriege überhaupt ſehr zu Statten gekommen, die Autorität ſeiner Würde, trotz aller geiſtlichen Antipathie, darin lag auch der Vortheil ſei- nes Bruders. Gewiß war es nicht Verrätherei an den Stän- den, auch wohl nicht Furcht, was Caſpar Pflug ſo unſchlüſſig machte, ſondern innere Verlegenheit. Sey Johann Friedrich der Religionsverwandte der Böhmen, ſagte er, ſo ſey doch Ferdinand ihr König: entweder ſey das Reich oder die Re- ligion in Gefahr. 2 1 Die Ulmer Geſandten Eger 17 April: „Als wir den 15ten dieß monats zu Hirſchau zum Imbiß abgeſtigen, Iſt Hzg Wilhalm von Cleve und die Pfalzgraviſch Botſchaft furgiriten; hatt uns Hr v. Flaten angezaigt, das ſy alle ungeſchafft von kayſ. Mt abweichen muͤßen und all ir werbung und unterhandlen unverfengklich geweßt ſeyen. Dann es werden ſo beſchwerlich Conditionen und anhengk von J. Mt ervordert, das H. Hanſen zu verſtaten ſchier unmoͤglich, dazu gar verderblich.“ 2 Saſtrow II, S. 10. Godoi f. 40.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843, S. 507. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation04_1843/519>, abgerufen am 28.11.2024.