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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843.

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Das tridentinische Concilium.
seine Hand in den geistlichen Geschäften ihm zu Leide thun
konnte!

Paul III schritt nun doch zu der dem Kaiser so wider-
wärtigen Translation des Conciliums. Kaum zeigte sich eine
Krankheit in Trient, die in den ersten Tagen Besorgnisse er-
regen konnte, aber dann sehr rasch vorübergieng, 1 -- in der
großen Pfarre St. Peter kamen in einer ganzen Woche nur
zwei Todesfälle vor, der eine eines Kindes, der andre eines
Wassersüchtigen, -- als die wohlinstruirten Legaten dieß zum
Vorwand nahmen, die Sache ins Werk zu setzen. Die Min-
derheit war dagegen: aber sie klagt, ihre Vota seyen gar nicht
einmal geöffnet und gelesen, geschweige denn erwogen worden.
Der kaiserliche Gesandte versichert, nicht allein eine Anzahl
Prälaten, sondern auch die Ärzte habe man durch allerlei Mit-
tel für die Absichten der Legaten gewonnen. Am 11ten März,
einem nach der Stellung der Gestirne Glück bedeutenden
Tage, ward darüber Sitzung gehalten: die Mehrheit, wie
es denn nicht anders seyn konnte, entschied nach dem Wun-
sche der Legaten. 2 Und darauf wäre sie keinen Augenblick
länger geblieben: Tags darauf verließen die meisten Präla-
ten Trient, wo ihnen Clima und Lebensweise ohnehin längst
verhaßt war, und nahmen ihren Weg nach Bologna.


1 Rainaldus sagt trotz seiner Ergebenheit gegen die Curie doch:
Testimonia (de morbo) relata sunt Fracastorii et Balduini medi-
corum, quae ex magna parte fuisse fallacia secutus rerum exitus
comprobavit.
Wie nun dann, wenn es wahr ist was Mendoza sagt:
Puede ser certa V. Md de que los legatos anduvieron secretamente
hablando y subornando los obispos como a los medicos.
(Schr.
vom 10 Sept.)
2 Paez de Castro a Zurita Trento 3 Abril. Los legados
-- hicieron translacion de este concilio a Bolonia sin razon nin-
guna, con gran desacato de S. Md.

Das tridentiniſche Concilium.
ſeine Hand in den geiſtlichen Geſchäften ihm zu Leide thun
konnte!

Paul III ſchritt nun doch zu der dem Kaiſer ſo wider-
wärtigen Translation des Conciliums. Kaum zeigte ſich eine
Krankheit in Trient, die in den erſten Tagen Beſorgniſſe er-
regen konnte, aber dann ſehr raſch vorübergieng, 1 — in der
großen Pfarre St. Peter kamen in einer ganzen Woche nur
zwei Todesfälle vor, der eine eines Kindes, der andre eines
Waſſerſüchtigen, — als die wohlinſtruirten Legaten dieß zum
Vorwand nahmen, die Sache ins Werk zu ſetzen. Die Min-
derheit war dagegen: aber ſie klagt, ihre Vota ſeyen gar nicht
einmal geöffnet und geleſen, geſchweige denn erwogen worden.
Der kaiſerliche Geſandte verſichert, nicht allein eine Anzahl
Prälaten, ſondern auch die Ärzte habe man durch allerlei Mit-
tel für die Abſichten der Legaten gewonnen. Am 11ten März,
einem nach der Stellung der Geſtirne Glück bedeutenden
Tage, ward darüber Sitzung gehalten: die Mehrheit, wie
es denn nicht anders ſeyn konnte, entſchied nach dem Wun-
ſche der Legaten. 2 Und darauf wäre ſie keinen Augenblick
länger geblieben: Tags darauf verließen die meiſten Präla-
ten Trient, wo ihnen Clima und Lebensweiſe ohnehin längſt
verhaßt war, und nahmen ihren Weg nach Bologna.


1 Rainaldus ſagt trotz ſeiner Ergebenheit gegen die Curie doch:
Testimonia (de morbo) relata sunt Fracastorii et Balduini medi-
corum, quae ex magna parte fuisse fallacia secutus rerum exitus
comprobavit.
Wie nun dann, wenn es wahr iſt was Mendoza ſagt:
Puede ser certa V. Md de que los legatos anduvieron secretamente
hablando y subornando los obispos como a los medicos.
(Schr.
vom 10 Sept.)
2 Paez de Castro a Zurita Trento 3 Abril. Los legados
— hicieron translacion de este concilio a Bolonia sin razon nin-
guna, con gran desacato de S. Md.
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[493/0505] Das tridentiniſche Concilium. ſeine Hand in den geiſtlichen Geſchäften ihm zu Leide thun konnte! Paul III ſchritt nun doch zu der dem Kaiſer ſo wider- wärtigen Translation des Conciliums. Kaum zeigte ſich eine Krankheit in Trient, die in den erſten Tagen Beſorgniſſe er- regen konnte, aber dann ſehr raſch vorübergieng, 1 — in der großen Pfarre St. Peter kamen in einer ganzen Woche nur zwei Todesfälle vor, der eine eines Kindes, der andre eines Waſſerſüchtigen, — als die wohlinſtruirten Legaten dieß zum Vorwand nahmen, die Sache ins Werk zu ſetzen. Die Min- derheit war dagegen: aber ſie klagt, ihre Vota ſeyen gar nicht einmal geöffnet und geleſen, geſchweige denn erwogen worden. Der kaiſerliche Geſandte verſichert, nicht allein eine Anzahl Prälaten, ſondern auch die Ärzte habe man durch allerlei Mit- tel für die Abſichten der Legaten gewonnen. Am 11ten März, einem nach der Stellung der Geſtirne Glück bedeutenden Tage, ward darüber Sitzung gehalten: die Mehrheit, wie es denn nicht anders ſeyn konnte, entſchied nach dem Wun- ſche der Legaten. 2 Und darauf wäre ſie keinen Augenblick länger geblieben: Tags darauf verließen die meiſten Präla- ten Trient, wo ihnen Clima und Lebensweiſe ohnehin längſt verhaßt war, und nahmen ihren Weg nach Bologna. 1 Rainaldus ſagt trotz ſeiner Ergebenheit gegen die Curie doch: Testimonia (de morbo) relata sunt Fracastorii et Balduini medi- corum, quae ex magna parte fuisse fallacia secutus rerum exitus comprobavit. Wie nun dann, wenn es wahr iſt was Mendoza ſagt: Puede ser certa V. Md de que los legatos anduvieron secretamente hablando y subornando los obispos como a los medicos. (Schr. vom 10 Sept.) 2 Paez de Castro a Zurita Trento 3 Abril. Los legados — hicieron translacion de este concilio a Bolonia sin razon nin- guna, con gran desacato de S. Md.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843, S. 493. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation04_1843/505>, abgerufen am 23.11.2024.